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Der Ankleidetisch des Kurfürsten Carl Theodor mit dem Porträt eines Hofjuden
Ankleidetisch des Kurfürsten Carl Theodor mit dem Porträt eines Hofjuden
Der Ankleidetisch des Kurfürsten Carl Theodor mit dem Porträt eines Hofjuden
Der Ankleidetisch des Kurfürsten Carl Theodor mit dem Porträt eines Hofjuden
Stiftung Schloss und Park Benrath

Ankleidetisch des Kurfürsten Carl Theodor mit dem Porträt eines Hofjuden

KurztitelAnkleideidetisch mit Monogramm des Kurfürsten Carl Theodor
ObjektbezeichnungAnkleidetisch
Datierungum 1765/1770
Material/TechnikFuß: Nussbaumholz massiv, gedreht, kanneliert und geschnitzt;
Platte: Marketerie mit Rosenholz und verschiedenen, teilweise gefärbten Edelhölzern;
Nadelkissen: Rosshaarkissen mit grünem Samtbezug und Gelbstich-Borte.
Maße(H x B x T): 85,5 × 48,5 × 37,5 cm
BeschreibungDer um 1770, vermutlich von dem Hofschreiner Johann Jakob Kieser in Mannheim angefertigte Ankleidetisch mit den Insignien Carl Theodors – dem Erbauer von Schloss Benrath – ist ein Luxusobjekt. Der Tisch besitzt ein Nadelkissen und wurde von Schneidern genutzt, wenn sie edle wie teure Spitzenapplikationen an der Kleidung des Fürsten anbrachten. Unterhalb der Tischplatte, nicht sofort zu erkennen, aber doch an zentraler Stelle, befindet sich eine ovale Kartusche am Standbein. Diese zeigt den Kopf eines bärtigen Mannes mit Mütze und hohem Kragen – die typische Erscheinung eines von Zeitgenossen so bezeichneten Hofjuden oder Hoffaktors.

Von den meisten Handwerks- und Gelehrtenberufen ausgeschlossen, etablierten sich gebildete und wohlhabende Juden besonders an deutschen Höfen seit 1600 als Kaufleute, Bankiers und Luxuswarenhändler mit großen europäischen Netzwerken. Sie waren an den finanziell oft klammen Höfen für die Beschaffung von Kapital und Luxuswaren verantwortlich. Der Begriff Hofjude vermittelt einen Eindruck für ihre ambivalente Position, die den Fürstenhof als Schutzraum beanspruchte. Auch in den Hauptorten der Kurpfalz, Mannheim, Heidelberg und Düsseldorf wirkten Hofjuden, darunter Joseph Jacob van Geldern, der in Düsseldorf als Hofagent Kurfürst Johann Wilhelms II. von der Pfalz fungierte. Er war nicht nur der Bauherr der ersten Synagoge in Düsseldorf, sondern auch der Ururgroßvater Heinrich Heines. Auch Carl Theodor nutzte die Dienste seiner Hoffaktoren, namentlich die von Elias Hayum und dessen Sohn Elias Mayer. Auf die Bedeutung dieser jüdischen Händler für die Höfe verweist das kleine Porträt, das zugleich auf ein stereotypes Judenbild zurückgreift.


Objektbeschreibung:
Die rechteckige Tischplatte hat einen schmalen, leicht erhöhten wulstigen Rand, der das Herunterfallen von Nähutensilien verhinderte. Die qualitätvolle Marketerie der Platte aus teilweise gefärbten Edelhölzern setzt sich aus mehreren konzentrisch angeordneten, rechteckigen Leisten und Bildfeldern zusammen: Ein Girlande aus mit Schleifen gebundenen Blumen umschlingt das Monogramm "CT" des Kurfürsten. Darin umfangen Perlstab und Lorbeerkranz ein Feld mit einer rautenförmigen geometrischen Darstellung, die durch die Verwendung heller und dunkler Hölzer besonders plastisch wirkt; in den Zwickeln Zweige mit Obst und Beeren.
Die Platte des Ankleidetischs ruht auf einer hohen, mit Kanneluren geschmückten Tischsäule. Die Kannelierung setzt sich bis zum Ende der Säule fort. Die Säule steht auf drei reich geschnitzten Volutenfüßen, die sich nach innen krümmen. Etwa an der Zweidrittel-Markierung der Säule befindet sich ein Porträtmedaillon, das vermutlich einen jüdischen Mann darstellen soll. Es hängt an einem schmalen Lorbeerkranz, der um den Fuß herumführt und oberhalb des Medaillons mit einer Schleife versehen ist.
Die Deckplatte des Tischs ist mit einem Holzgewinde am Mittelfuß verschraubt. Auf der Unterseite befindet sich ein schwenkbares Nadelkissen mit grünem Samtbezug, das von einer Borte mit mäanderndem Gelbstich eingefasst ist. Das Nadelkissen wird durch einen Holzriegel arretiert. Laufleisten an der Plattenunterseite sind ein Hinweis auf zwei verlorene Schubkästchen für Stoffproben, Spitzen und Nähutensilien. Die ungewöhnliche Arbeitshöhe des Tischchens legt nahe, dass dieses Möbel für eine Nutzung im Stehen geschaffen worden ist.


KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Möbel
Entstehungsort
  • Mannheim
  • Karlsruhe
  • Baden-Württemberg
  • Deutschland
CopyrightStiftung Schloss und Park Benrath
Literatur/QuellenROTRAUD RIES / J. FRIEDRICH BATTENBERG (HG.): Hofjuden — Ökonomie und Interkulturalität. Die jüdische Wirtschaftselite im 18. Jahrhundert, Hamburg 2002.
ObjektnummerBEN.B 2023/14
Eigentümer/DanksagungErworben mit Mitteln der "Stiftung Roland Weber für Schloss Benrath".
ProvenienzLaut Kunsthändler Viebahn: Alte Privatsammlung, Schweiz
Stempel/ZeichenDie Plattenunterseite ist beschriftet mit einer großen, wohl zeitgenössischen Inventar-Bezeichnung in weißer Tusche: 136
Kaffeekanne mit Jäger und fliehender Hirschkuh
Porzellanmanufaktur Frankenthal
nach 1762
Kaffeekanne
Porzellanmanufaktur Frankenthal
1762/1775
Nordgiebel des Benrather Schlosses mit Uhrengruppe
Johann Jacob Möllinger
um 1770
Denkmal mit Viktoria und Herrscher
Unbekannt
ca. 1500–1600
Objekttyp Inszenierung
Erich Walter
07.05.1978(1977/1978)
Peter Müller, Brunnen auf dem Lessingplatz, 1987
Peter Müller
30.9.1987
Die Klage der Malerei
Federico Zuccari
vor 1579
Untertasse mit dunkelblauem Fond und Rotwildmotiv
Porzellanmanufaktur Frankenthal
1777
Objekttyp Inszenierung
Heinrich von Kleist
04.2006 (2005/2006)
Programmheft "Prinz Friedrich von Homburg" von Heinrich von Kleist
Heinrich von Kleist
27.09.2002 (2002/2003)