ObjektnummerFM.Film.58013
DEUTSCHLANDSPIEGEL 304
Regie
Unbekannt
Datierung1980
Beschreibung"01. Haithabu - Stadt am Meer vor 1000 JahrenGemälde der Stadt Haithabu an der deutschen Ostseeküste, die vor 930 Jahren durch Krieg zerstört worden war. Luftaufnahme des Schutzwalles, der seinerzeit um die Stadt verlaufen war. Touristen und Schulklassen als Beobachter der Ausgrabungen. Gehobenes Wikingerschiff. Suche an der Fundstelle nach Kleinteilen. Auf Sieb werden Gegenstände ausgespült. Museum und Forschungsstätte mit Knochen und Tiergerippe in der Nähe von Haithabu. Forscher mit modernem Gerät bei der Rekonstruktion der versunkenen Epoche. Zusammensetzen des Wikingerschiffes. Einzelteile im Konservierungsbad. Die Moorleiche einer Frau.
(55 m)
02. Mannheim
Hinter Brückengitter die Beine einer Frau. Joy Fleming geht über Brücke. Moderne Brücke. Frachter auf dem Rhein. Modernes Straßenkreuz. Industrieschornsteine. Kind an Springbrunnenbecken. Totale Mannheim. Stadtplan der "Stadt im Quadrat". Buchstabenschild anstatt Straßennamen. A1-B1. Der Rosengarten mit Wasserspielen. Frau auf Fahrrad mit Kind. 2 Fußgängerinnen. Aufführung "Die Räuber". Schiller-Handschriften. Hier wurde das Auto von Karl Benz erfunden. Altes Automobil im Verkehr. 2 moderne Mercedes. Containerverladen im Binnenhafen. Joy Fleming, groß.
(62 m)
03. Sportschule Köln
Pferdsprung in Halle. Helmut Bantz als Dozent der Sporthochschule. Turner am Barren und Handstand. Theoretischer Unterricht in Hörsaal für spätere Sportlehrer. Einführung in die Theorie der Weitsprungtechnik in Halle und üben in der Praxis. Messungen an Kniegelenk und Belastungstest bei Fußball. Meßgeräte in der Sporthalle. Auf Laufband werden Herz und Kreislauf bei unterschiedlichen Belastungen gemessen. Skilauf auf Laufband. Stoppuhr, groß.
(51 m)
04. Lübeck: Schiffergesellschaft
Lübeck mit Holstentor. Altstadtstraßen, Salzspeicher. Das spätgotische Vereinshaus seefahrender Lübecker (Schiffergesellschaft). Seefahrersouvenirs in Gastraum. Schiffe, Wandgemälde. Galionsfiguren. Stammtisch der Mitglieder der Schiffergesellschaft. Kellner bringt Bier. Männer erheben das Glas und prosten sich zu. Galionsfigur. (Siehe D 214/4).
D 214/4: Das Holstentor. Enge Gassen. Salzspeicher. Autoverkehr. Vereinshaus seefahrender Lübecker (Schiffergesellschaft). Restaurateur bei Restaurieren von großen Wandgemälden in dem Haus. Seefahrersouvenirs in Gastraum, Galionsfiguren, Schiffe. Stammtisch der Mitglieder der Schiffergesellschaft. Kellner bringt Bier. Vorsitzender spricht O-Ton: "Liebe Schifferbrüder, vor uns auf der Back steht eine Einklarierungsrunde. Mit dieser Runde meldet sich unser Schifferbruder Kapitän Willi Fischer von langer Reise zurück. Er war 8 Monate auf See und will jetzt hier seinen Urlaub verleben. Willi, wir begrüßen Dich in der Heimat und wünschen Dir einen schönen Urlaub. - Danke, Prost - Prost Willi." Männer erheben ihr Glas und trinken. Das Kapitänszimmer mit Seefahrerkostbarkeiten.
(37 m)
05. Das schöne Dorf
Wettbewerb um den Titel "Schönes Dorf". Männer gehen auf Dorfstraße. Kinderspielplatz. Richter macht Aufzeichnungen. Karte zur Standortsuche. Fahrt in Bus von Dorf zu Dorf. Braune Kühe weiden, groß. Oberostendorf in Bayern wurde mit Goldmedaille ausgezeichnet. Zwiebelförmiger Kirchturm über Dorfhäusern. Holztafel mit Gemeindeankündigungen " Unser Dorf soll schöner werden." Großer bunter Laubbaum. Bäuerin fegt Hof. Kinder spielen an Dorfbach. Kühe in Stall werden von Bäuerin versorgt. Melken mit Melkmaschine. Milchkannen werden abgefahren. Das in Eigenhilfe erbaute Freizeitheim mit Schießstand. Umzug mit Musikkapelle. Erntedankfest in der Barock-Dorfkirche. Bürger bringen Gaben.
(51 m)
06. Bildungsurlaub
Industriebilder. Arbeiter mit Schutzanzügen vor Hochofen. Arbeiter an Montageband. Fußgänger bildfüllend. (Archiv). DGB-Haus. Tafel mit Emblemen der Einzelgewerkschaften. Sitzung der Berufs- und Bildungsexperten im Gewerkschaftshaus. Korrespondenzbüro. Schreibmaschinenschreiberin. Junger Mann aus Filiale eines internationalen Unternehmens geht zu Sprachunterricht bei Lingua-Weltspracheninstitut in Bildungsurlaub. Spanischer Sprachunterricht. O-Ton: "Senora habla Vd espanol?" "Si hablo espanol". Streifenpolizist in Wagen telefoniert. Peterwagen fährt. Seminar in Bildungsurlaub. Diskussion mit Soziologen und Psychologen über Konflikte des täglichen Lebens und deren Lösung. Polizist O-Ton: "Ich bin seit 1968 bei der Polizei, seit 1970 Vertrauensmann der Gewerkschaft der Polizei, seit zwei Jahren Bezirksgruppenführer der Bezirksgruppe Ost." Seminarleiter O-Ton: "Wir werden versuchen, hier auf diesem Seminar unsere Position und unsere Stellung als Menschen in der Bundesrepublik zu analysieren." Spaziergang und Unterhaltung im Bildungsurlaub.
(69 m)
07. Jockey-Mädchen
Monika Blasczyk vor Rennen auf Hengst im Führring. Amazonenrennen um den "Preis der Perlenkette". Pferd will nicht in Startbox. Start. Junge blonde Zuschauerin mit Ponyfrisur, Ohrringen, ernst, interessiert. Junge Mädchen als Zuschauer. Monika Blasczyk reitet als Letzte dieses Rennen. 1979 war sie erfolgreichstes Jockey-Mädchen. Katze, groß sitzt in Loch vor Holzwand. Pferdeställe. Monika Blasczyk beim Füttern und Ausmisten des Stalles auf dem Jägerhof bei Warendorf. Satteln des Pferdes und Trainingsritt mit der Trainerin. Ritt durch Wald.
Sprechertext
Eine Stadt am Meer vor tausend Jahren. So mag Haithabu ausgesehen haben, Hafenstadt und Handelszentrum an der deutschen Ostseeküste. Der 12 Meter hohe Schutzwall, der Haithabu halbkreisförmig umschloß, ist noch heute sichtbar. Vor 930 Jahren wurde diese frühgeschichtliche Siedlung im Krieg zerstört und von ihren Bewohnern für immer verlassen. Seit Beginn dieses Jahrhunderts wird hier gegraben und geforscht. Rekonstruktion der eigenen Vergangenheit: Touristen und Schulklassen schauen den Wissenschaftlern dabei über die Schulter. Jüngst machte Haithabu wieder einmal von sich reden: ein großes Wikingerschiff wurde gehoben. Nun wird die Fundstelle nach Kleinteilen durchsucht.
In der Nähe Haithabus werden die Funde gesammelt und gesichtet. Museum und Forschungsstätte: Wissenschaftler und Forscher verschiedener Disziplinen arbeiten hier Hand in Hand, stellen Zusammenhänge her, vervollständigen das Bild von einer versunkenen Epoche. Ob das Schlachtalter von Nutzvieh berechnet oder die Geheimnisse unbestimmter Fundstücke entschleiert werden sollen: moderne Technik hilft dabei.
Als archäologische Sensation gilt das in vielen hundert Einzelteilen geborgene Wikingerschiff. Vor dem Zusammensetzen werden die Eichenholzstücke für einige Jahre in ein Konservierungsbad gelegt. Wie das Boot einmal aussehen wird, läßt dieses 1600 Jahre alte germanische Ruderboot erkennen - das älteste erhaltene Großschiff der Welt. Mit ihm konkurriert als Museumsattraktion nur noch die Moorleiche einer Frau, die vor 2000 Jahren wegen Ehebruchs im Moor ertränkt wurde.
"Schon wieder über die Brücke! "Das ist für Joy Fleming der Weg hinüber nach Ludwigshafen, der jungen Industriestadt am anderen Ufer. Heimisch fühlt sich Joy Fleming, die einzige Dialekt-Sängerin von nationalem Rang, nur diesseits des Neckars: in Mannheim, der Stadt im Quadrat. Seit 250 Jahren ist Mannheim die einzige deutsche Stadt, deren Straßen keine Namen, sondern Zahlen und Buchstaben haben.
Der Rosengarten im Herzen der Stadt erinnert an höfische Zeiten vor 300 Jahren. Heute ist Mannheim das fünftgrößte Wirtschaftszentrum der Bundesrepublik. Die Vitalität und Arbeitswut der Mannheimer ist sprichwörtlich. Hier wird gut verdient und gut gelebt. Aber auch Toleranz wird groß geschrieben, und das offene, provozierende Wort. Im National theater hat Friedrich Schiller es begründet. Kritik, Mut und das Bekenntnis zur Freiheit sind auf dieser Bühne lebendig geblieben, seit Schillers "Räuber" hier vor knapp 200 Jahren uraufgeführt wurden.
An den aufbegehrenden Freiheitsdichter knüpft der "Schiller-Preis" an, den die Stadt jährlich an engagierte Schriftsteller vergibt.
Und noch eine Entwicklungslinie zieht sich bis in die Gegenwart: Hier wurde das Automobil erfunden. Von Karl Benz. Seine Nachfahren hi el ten an dem Namen fest, der heute überall auf der Welt bekannt ist.
Mannheim, am Zusammenfluß von Rhein und Neckar, mit dem zweitgrößten Binnenhafen der Bundesrepublik: keine besonders schone Stadt, aber eine für die Liebe auf den zweiten Blick.
Helmut Bantz, vor 23 Jahren Olympiasieger im Pferdsprung, ist heute Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln, dem wichtigsten Sportzentrum für Forschung und Ausbildung in der Bundesrepublik.
Hier werden Sportlehrer für die Schulen und Fachtrainer ausgebildet, Spitzensportler trainiert und mit hochmodernen Forschungseinrichtungen Erkenntnisse gewonnen, von denen viele dann in die sportliche Praxis einfließen.
Daß zum Sport auch die Wissenschaft gehört, lernen schon die Erstsemester bei der Einführung in die Theorie der Weitsprungtechnik. Sobald die Grundform erarbeitet ist, probieren die Studenten sie aus.
Fast jede Sportart hat ihre eigenen Bewegungsabläufe. Wissenschaftler und Studenten bilden ein Team, um zum Bei spiel durch biomechanische Messungen herauszufinden, wie stark das Kniegelenk durch Dribblings und Schußbewegungen beim Fußball belastet wird.
Sensoren, Meßplatten, Computer: die Sporthalle als Labor.
Für die Wissenschaft aufs Laufband. Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel werden unter verschiedenen Belastungen gemessen. Von den Ergebnissen profitiert nicht nur der Hochleistungssport, sondern auch die Medizin.
Die Studienplätze an der Sporthochschule sind begehrt - nicht nur in der Bundesrepublik. Studenten aus 50 Staaten bereiten sich in Köln auf die Praxis vor.
Beim Rundgang durch die mittelalterlich geprägte Altstadt von Lübeck bleiben viele Besucher vor dieser Fassade stehen: Backsteingotik, fast 700 Jahre alt.
Wer das Haus betritt, wird vom Zauber alter Seefahrerromantik gefangen genommen - in der ältesten Seemannskneipe der Welt. Seit 450 Jahren wird sie von der Lübecker "Schiffergesellschaft" unterhalten, einer Vereinigung von Kapitänen mit dem Patent für Große Fahrt. Die meisten sind schon Veteranen. Einmal in der Woche treffen sie sich am Stammtisch.
An Decke und Wänden: Souvenirs aus einem halben Jahrtausend Seefahrt, tabakrauchgeschwärzt, brüchig geworden im Lauf der Zeiten. Inzwischen haben die Kapitäne ihre Kneipe restauriert und so hergerichtet, daß sie auch die nächsten 500 Jahre überdauern sollte.
Jedes Jahr gibt es in der Bundesrepublik einen Wettbewerb besonderer Art: es geht um den Titel "Schones Dorf", um den sich viele der über 5000 Dörfer bewerben. Kommissionen ziehen über das Land und fällen ihr Urteil. Am Ende dürfen sich nur wenige Dörfer mit dem begehrten Titel schmücken. Denn die Maßstäbe sind streng.
Zu den 13 Gemeinden, die in diesem Jahr mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurden, gehört Oberostendorf in Bayern. Hier fanden die Wettbewerbsrichter, was sie in vielen anderen Dörfern vergeblich suchten: eine durchdachte Gesamtanlage, gepflegte Grünflächen, Gärten, Häuser und öffentliche Gebäude, eine gesunde Wirtschafts- und Sozialstruktur und - viel Bürgersinn. Die 30 Bauernhöfe im Dorf sind Vollerwerbsbetriebe. Von den 600 Einwohnern arbeiten die meisten im örtlichen Kleingewerbe. 90 fahren als Pendler zu einer Arbeitsstätte außerhalb.
Ihr Gemeindezentrum war ein Pluspunkt bei der Bewertung. Die Oberostendorfer haben es mit eigenen Händen ohne Bezahlung aufgebaut: mit Schießstand, Kegelbahn und Gymnastikraum ist es zum Treffpunkt der Einwohner geworden.
90 Einwohner spielen in der Musikkapelle: ein Riesenorchester für dieses kleine Dorf, das sich auch in anderen Dingen groß zeigt, Etwa in der Opferbereitschaft für die Dorfkirche, die mit Spenden der Einwohner vollständig renoviert wurde. Alljährlich führt das Erntedankfest alle Oberostendorfer zusammen.
Die Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland streiken seltener als ihre Kollegen in anderen Ländern. Sie wissen sich von starken und unabhängigen Gewerkschaften vertreten. Unter dem Dach des DGB, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, sind 17 nicht miteinander konkurrierende Einzelgewerkschaften vereint. Sie streiten erfolgreich für den sozialen Fortschritt und schließen autonom ihre Tarifverträge mit den Unternehmern ab.
Im Rahmen der Mitbestimmung sitzen Gewerkschaftsvertreter in den Aufsichtsräten der großen Unternehmen. Die starke Rolle der Gewerkschaften hat den Arbeitnehmern nicht nur hohes Einkommen und soziale Sicherheit verschafft. Auch der sogenannte Bildungsurlaub gehört zu den sozialen Errungenschaften. Jeder Arbeitnehmer hat einen gesetzlichen Anspruch, alle zwei Jahre für 10 Arbeitstage von seinem Betrieb beurlaubt zu werden, damit er sich beruflich oder politisch weiterbilden kann.
Zum Beispiel Joachim Hennemann. Er arbeitet in der deutschen Filiale eines interationalen Unternehmens. Dafür braucht er Fremdsprachenkenntnisse. Englisch kann er schon. Nun will er noch Spanisch lernen. Dafür besucht er einen 14-Tage-Kurs in einer Sprachenschule.
Manfred Hoge ist Streifenpolizist. Ihn interessieren gesellschaftliche Zusammenhänge. Er hat ein berufsbezogenes Seminar in einem Schulungsheim seiner Gewerkschaft belegt.
Hoge und einige Kollegen diskutieren mit Soziologen und Psychologen über moderne gesellschaftliche Grundkonflikte und Möglichkeiten ihrer Lösung.
Der Bildungsurlaub soll das politische Wissen und Urteilsvermögen des Arbeitnehmers stärken oder seine berufliche Qualifikation verbessern. Eine wachsende Zahl von Arbeitnehmern macht davon Gebrauch, zumal ihnen während dieser Zeit ihr Gehalt weitergezahlt wird.
Monika Blasczyk, 18 Jahre alt: eines der Mädchen, die auf den Pferderennbahnen der Bundesrepublik den Männern zunehmend Konkurrenz machen. Bei diesem Rennen um den "Preis der Perlenkette" waren die Jockey-Damen einmal unter sich. Monikas Hengst ist störrisch.
Heute ist schon jeder zweite Amateur-Jockey in Deutschland ein Mädchen. Auch bei den Profis reiten 18 Damen mit. Oft in der Spitzengruppe, wie Monika Blasczyk, die in diesem Rennen ausnahmsweise dem Feld hinterherreitet. Ihr Hengst hält offenbar nichts von Perlenketten.
Eine andere gewinnt den Schmuck, Monika wird letzte: eine ungewohnte Erfahrung für die Blondine aus Westfalen, die im vergangenen Jahr das erfolgreichste deutsche Jockey- Mädchen war.
Auf dem Jägerhof bei Warendorf arbeitet und trainiert die Amateurreiterin. Gelernt hat sie den Beruf der Anwaltsgehilfin. Füttern, Tränken, Ausmisten: für Monika gehärt das dazu. Sie ist mit Pferden groß geworden. Schon mit drei Jahren saß sie zum ersten Mal im Sattel.
Auch ihr Trainer ist eine Frau. Aber das ist eher eine Ausnahme. Der Pferdesport war lange eine rein männliche Angelegenheit. Erst seit vier Jahren dürfen in der Bundesrepublik Frauen gegen Männer starten.
Die meisten Trainer und Rennstallbesitzer halten nicht viel von weiblichen Jockeys. Ihnen fehlt - so sagen sie-im entscheidenden Augenblick die notwendige Kraft und Härte. Monika Blasczyk beeindruckt das nicht: "Dafür haben wir", sagt sie, "mehr Gefühl als die Männer, und viele Pferde brauchen das.""
(Quelle: Das Bundesarchiv, Jan 2019)
Klassifikation(en)
Produktionsland
FilmgenreMonatsschau
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
FM Filme