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Brief von Dorothea von Schlegel an Elisabeth Malß, 1. Seite
Korrespondenz von Dorothea von Schlegel an Elisabeth Malß
Brief von Dorothea von Schlegel an Elisabeth Malß, 1. Seite
Brief von Dorothea von Schlegel an Elisabeth Malß, 1. Seite

Korrespondenz von Dorothea von Schlegel an Elisabeth Malß

Absender*in (1763-1839)
Empfänger*in
Datierung[1834]
BeschreibungDie Datierung erfolgt nach Josef Körner (Kriegsjahre der Romantik, Bern 1958, III., S. 650), wo ein Auszug dieses Briefes abgedruckt ist, an die Freundin Elisabeth Malß in Frankfurt gerichtet, deren Sohn am 10. September 1834 gestorben war.

Transkription:

Ich weiß nicht mehr theure Elisabeth was ich Ihnen gestern Abend in der Schlaftrunkenheit gesagt haben mag! - Nach einem restaurierendem Schlaf von mehreren Stunden dacht ich an Sie, und mir fiel wieder bey was Herr P. Ihnen gestern sagte, was Sie befremdete und so viel ich mich erinnere sehr erschütterte. Herr P. Worte waren doch sehr schön und gewiß die rechten! Er hat wie ein Mann gesprochen der das Kreuz kennt und die Kraft des Glaubens, durch welche wir nicht es tragen lernen sondern

auch zu welchem Ziele es führt. Nichts von Allem, was wir durch die äußern Sinne begreifen steht so untrüglich fest, als die innewohnende Kraft des Glaubens. Wer Gottheit J. C. glaubt; in der Vereinigung mit ihm Hilfe und Trost sucht; ihm nachzufolgen bemüht ist, in der Geduld, in der Ergebung, im Gehorsam und im schmerstillenden Balsam der Liebeswerke in Ertragung der Andern, in Freundlichkeit, Antheil, und Zuvorkommenheit der Wünsche seines im Zugetheilten, im wohltätigen Verbergen und Nichtbeachtung des gegen-

wärtigen Schmerzes * der darf auch mit Gewißheit hoffen, mit dem Herrn vom Ölberge beten zu können: "Nicht mein Wille geschehe, sondern der Deinige mein Vater im Himmel." Und der kann alsdann mit Zuversicht darauf rechnen daß ihm viele Freude bestimmt ist und die seeligste Erfüllung in dem der nichts unmögliches von uns verlagt und mit vollem gerüttelten Maaß zahlt. Ich denke auf diese Weise Herrn
* und Bezwingung seiner Neigungen, auch der unschuldigen an sich guten oder wenigstens nicht tadelswerte

P. Worte recht verstanden zu haben. Ich habe es auch schon selbst erprobt wie wenig oder wie viel wir vermögen, steht nicht bey uns; der Wille aber in der Ergebung des Göttlichen Willens ist übermäßig mächtig. -
Haben Sie schon etwas erfahren von der Dame Goulet?
Ihre Dorothea S.
KlassifikationArchivalie
Anzahl/Art/Umfang1 eigenhändiger Brief mit Unterschrift
© UrheberCC BY-SA Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International
ObjektnummerHHI.2016.G.1001.392