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Paulus unter den Juden von Fritz Werfel (Szenenfoto)
Paulus unter den Juden
Paulus unter den Juden von Fritz Werfel (Szenenfoto)
Paulus unter den Juden von Fritz Werfel (Szenenfoto)
Foto: Rolf Lantin. Scan: Theatermuseum Düsseldorf

Paulus unter den Juden

Autor*in (1890 - 1945)
Regie (DE, 1872 - 1960)
Bühnenbild (1888 - 1952)
Datierung30.10.1926 (1926/1927)
BeschreibungPrätorium. Chanan, der Sohn des Hohen Priesters, erpreßt von Pinchas, den er verachtet, seit dieser als Jude im Dienst der Römer steht, Spionagedienste zu verrichten. Seit dem spurlosen Verschwinden Sauls hat der fanatische Chanan sein Vorbild verloren. Der Hohe Priester kann vom römischen Landpfleger Marullus noch einmal das Entfernen, der als Götter zu verehrenden Standbilder des Kaisers, erreichen. Der zweite Sohn des Priesters, Matthias, sucht seine jüdische Herkunft zu verleugnen und einen Hellenen aus sich zu machen. Von dem ahnenstolzen Bruder gehaßt, sieht er in Frisius, einem Germanen, der es im römischen Dienst zum Stadthauptmann gebracht hat, ein Sinnbild des humanen Weltbürgertums. Als Sauls Rückkehr gemeldet wird, ist dies für Chanan ein Fanal der nationalen Widergeburt. Zwei römische Soldaten werden von dem im Glaubensdünkel erstarrten Rabbi Beschwörer zurechtgewiesen. Auch eine Judenfamilie, die ihren Sohn dem milden Patriachen Gamaliel anvertrauen will, weiß er für sich zu gewinnen. Barnabas, Paulus' Gefährte, hat Mühe, dessen wunderbare Umkehr den Jüngeren begreiflich zu machen. Jakobus ist auf den Neuerer eifersüchtig, der milde Petrus kehrt sich aber auch ab, als sich Paulus gegen die Ausschließlichkeit des Judentums wendet. Chanan, der den früheren Freund durch Pinchas suchen ließ, um ihn als Heerführer vor seine fanatisierten Scharen zu stellen, ist fassungslos. Doch gibt er Paulus nicht auf, der seine große Aufgabe darin sieht, den geliebten Lehrer Gamaliel für Christus zu gewinnen. Frisius meldet Marullus einen Waffenraub, der ganz in das Konzept des Landpflegers paßt: Israel soll sich durch diesen Aufstand selbst vernichten. Schon die Tempelschüler spiegeln die Parteiungen der verschiedenen Rabbis wieder. Als sich Paulus vor den Schriftgelehrten zu Christus bekennt, wird er gefesselt abgeführt. Die Mehrheit ist für das Todesurteil, Gamaliels Sohn Schimon für die Austreibung dieser krankhaften Verirrung in Paulus. Der greise Patriarch, der Paulus weinend als wiedergefundenden Sohn begrüßt hat, versinkt in tiefes Nachdenken.
Chanan gibt mit seinen Eiferern das Signal zum Aufstand. Barnabas kann nicht verhindern, dass das Mißtrauen der einfachen Jünger gegen den gelehrten Verkünder immer tiefer wird. Saul soll vor den Rabbinern vorm Beschwörer geheilt werden, entlarvt aber den Scharlatan. Nun soll er den Römern als Anstifter des Aufstandes, den Gamaliel im Keim erstickt hat, ausgeliefert werden. Doch gegen alle Proteste führt ihn der weise Uralte mit sich fort. Beide Söhne haben den Priester verlassen, Judenverfolgungen sind in der ganzen Welt ausgebrochen und in der Stadt sammeln sich immer mehr römische Truppen. Die Schriftgelehrten stellen dies als Strafgericht Jahwes hin und zwingen den Hohen Priester, den Haftbefehl gegen Paulus und Gamaliel, der nur mehr die christliche Lehre studiert, zu unterzeichnen. Da erhält der Priester durch Pinchas die Nachricht, Chanan habe sich erhängt. Verzweifelt will er zum Leichnam seines Sohnes hinausstürzen, doch nichts Unreines darf sein Blick berühren. Leblos und fahl wird er unter dumpfem Psalmodieren mit den uralten Insignien für das große Fest geschmückt.
Barnabas mahnt Paulus vergebens zur Flucht, der mit Gamaliel um die Entscheidung ringt. Schon scheint der Patriarch für Christus gewonnen, doch als Paulus durch den Messias über das Gesetz der Thora stellt, muß sich der noch ganz in der geheiligten Überlieferung Verwurzelte abwenden. Er will die Schuld auf sich nehmen und Paulus, den geliebten Unruhestifter, mit dem Opfermesser töten, doch die Gewalt des Augenblicks bezwingt ihn. Paulus aber empfängt von ihm "die Kraft des Weges" für sein weiteres Missionswerk. Entsetzen erfaßt die Rabbiner wie die Jünger, als das Schuldopfer von Gott nicht angenommen wird. Nichts mehr kann das Unheil aufhalten. Marullus besetzt den Tempel und richtet Caligulas Standbild im Allerheiligsten auf. Gamaliel aber, "die Abendsonne seines Volkes", an den sich nun alle Hoffnung klammert, wird tot hereingebracht. Und Petrus verkündet: "Der letzte Gerechte gefallen. Alle Verheißung erfüllt: die Stunde der Christen ist da!"
Quelle: Killy Literaturlexikon (vgl. Killy Bd. 12, S. 256)
KlassifikationInszenierung
Spielstätte
  • Schauspielhaus Düsseldorf Dumont-Lindemann
KlassifizierungSprechtheater
KlassifizierungUraufführung
CopyrightFoto: Rolf Lantin. Scan: Theatermuseum Düsseldorf
ObjektnummerTMIN_1926-1927 Düsseldorf2

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