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Schriftstellernachlässe
Korrespondenz von Eduard Heyck an Carl Enders
Schriftstellernachlässe
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Korrespondenz von Eduard Heyck an Carl Enders

Absender*in (DE, 1862 - 1941)
Empfänger*in (DE, 1877 - 1963)
Datierung1902-1921
BeschreibungHalensee, den 5.11.1902: H. ist auf die Einsendung eines "Aufsatzes über E. Muellenbach" gespannt. Über Mörike habe er schon eine Arbeit von Hans Benzmann in Druck gegeben, für eine weitere von Enders sei leider kein Platz.

Halensee, den 31.12.1902: H. bedankt sich für Enders Brief, der ihm ein "wertvolles Bild von Ihrem Kreise gibt". H. hält so etwas bei Redaktionsgeschäften für sehr nützlich. H. lässt den in der "Deutschen Heimat" abgedruckten Aufsatz von Enders zum Tode von Ernst Muellenbach" an die darin erwähnten Herren senden".

Halensee, den 23.1.1903: E. bedauert außerordentlich, dass die Muellenbach-Hefte nicht versandt worden seien. Er beklagt die Unzuverlässigkeit des Verlages. H. möchte die "Anthologien von Avenarius und Knodt" zum Anlass nehmen". "Gerade von außerhalb aller fachlichen Methode möchte vielleicht einiges ergänzende zu dem heutigen Zustand zu sagen sein." Außerdem nimmt H. gern die Gelegenheit wahr, seinen "Ärger über Busse los zu werden, diesem "Schädling" nach Avenarius Wort. (...) Eine so durchschnittliche Persönlichkeit als Mensch u. Dichter, mag sie auch momentan auch überall den Impresario machen und alle jungen lyrischen Blumen erst bekriechen müssen wie ein Insekt, damit sie die Frucht des Erfolges ansetzen, hat nicht das Recht, alte Leute wie gerade Ed. Paulus an ihre Gesichtsenge zu spannen u. namentlich so über sie zu reden. Mögen Kunst und Künstelei dazu gelernt haben, man soll das menschlich Verehrungswürdige und Tüchtige nicht ganz vergessen; auch wo im Gedicht der Künstler weniger gibt, vermag der Mensch oft vielen viel mehr zu sein. Bei art pour l'art (!) kommt nie viel heraus.

Halensee, den 8.2.1903: H. bedankt sich für die Gedichte von Frau Cajetan-Milner, die ihn sehr beeindruckt hätten. Er fragt, ob er Enders "Aufsatz über die Lyriker" zerteilen dürfe. Nach Herrn Wunders Aussage seien die Muellenbach-Hefte mit Sicherheit verschickt worden. "Die Anthologien von Knodt und Avenarius möchte ich wesentlich auf die Anlage hin besprechen. Knodt unterstreicht mir zu stark die zartesten Dinge durch Titel und Vorwort, schlägt die Sehnsucht mit Holzpantoffeln tot, und wenn man so eingeführt wird, dann werden diese ca. 100 Gedichte, in denen ja das Wort Sehnsucht vorkommt, zu faden Einerlei, die einzelnen Dichter, die sich ohnehin meist modisch ähneln, zerfließen ganz ineinander. Bei Av(enarius) - so gut die Wahl ist - ist mir wie im Gefängnis bei dem zu engen, aufeinander gehäuften Satz und der im Fußvermerk jeder Zeile vorgeschriebenen Stimmungs-Nutzanwendung."

Halensee, Anfang 1903: H. bedankt sich für Enders Hilfe beim Korrekturlesen. Er erkundigt sich, wie lange Frau C(ajetan) noch im Theresienhof sei.

Halensee, den 10.3.1903: H. teilt Enders in Eile mit, dass M(eyer) u. W(under) "die Heimat plötzlich an einen mir ganz unklaren neuen Herren (großer u. erfolgreicher Macher, polit. Hintertreppenmann von Belang, Jude aus Budapest) verkauft haben." H. könne dort nicht mehr mitarbeiten; er bittet Enders, dies auch Otto Sigfried Reuter und Alb. Oestheide mitzuteilen. Die "nationale Richtung wird wohl beibehalten bleiben."

Doberan, den 25.8.1903: H. begründet sein langes Schweigen damit, dass zunächst sein Vater gestorben sei, er danach eine Reise nach Schweden unternommen habe und schließlich nach Mecklenburg gegangen sei. H. bedauert, dass Enders nicht nach Berlin kommen könne wie ursprünglich vorgesehen. Er hätte Enders gern persönlich "für die opferwillige treue Mitarbeit an der kleinen Zeitschrift" gedankt.

Halensee, den 11.9.1903: H. versucht bisher leider vergeblich, im Antiquariat für Enders ein Buch zu beschaffen. Er macht ihm den Vorschlag, es abschreiben zu lassen. H. möchte gern die Familie Cajetan kennenlernen und kommt vielleicht auf dem Rückweg von einer Reise in die Pfalz in Bonn vorbei.

Halensee, den 20.10.1903: H. wird die Gedichte "sofort versenden". Er wünscht Enders für dessen Prüfung alles Gute und hofft, ihm im nächsten Monat besuchen zu können.

Doberan, den 30.12.1903: H. würdigt die zwischen ihnen bestehende Freundschaft und äußert sich ganz allgemein zum "Wert solcher Männerfreundschaft." Beziehungen zu Frauen treten zwar häufig in den Vordergrund; es muss sich dabei allerdings um Frauen handeln, die "hoch über übliche Klatsch- und Weiberfreundschaften" erhaben und "durch sich selbst eher auf Männerverkehr gewiesen sind." H. wünscht Enders in aller Form ein gutes, neues Jahr.

Calw, den 10.6.1904: "Beste Grüße senden Ihnen Hermann Hesse u. Ed. Heyck".

Halensee, den 27.8.1905: H. spricht Enders sein Beileid zum Tod von Enders Vater aus.

Halensee, den 12.11.1905: Enders liest die Korrekturfahnen von Hs Manuskripten. H. bedankt sich in aller Form für die große Hilfe. H. äußert sein Interesse an der Situation in der Familie Cajetan. Auf die Angelegenheit "Litzmann" will H. ein anderes Mal eingehen, vielleicht, wenn er im Dezember nach Bonn komme. H. fragt, ob Enders ein Buch über Maria Stuart haben möchte. "Feuerbach scheinen Sie zu haben, sonst ließe ich mir einen von V(elhagen) u. Kl(asing) kommen." Über Dreesen schreibt H.: "(...) ich sehe u. lese immer mit Vergnügen (...) diese kräftig schönen Balladen."

Halensee, den 21.11.1905: H. fragt, ob man das Korrekturlesen der "Deutschen Geschichte" nicht anders arrangieren" sollte. Ihm sei Enders Hilfe sehr nützlich, doch auf die Dauer bekomme er Gewissensbisse Enders gegenüber.

Halensee, den 13.12.1905: "Mit ganz besonderem Interesse und herzlicher Gespanntheit auf die guten Früchte redlicher Hingabe und Bestrebung begleite ich Ihre tapferen Entschlüsse!" Die Schrift, um die es geht, kennt H. leider nicht. Sie wurde von "Schm(idt)" mit "Rückständigkeit" und "Oberflächlichkeit" in Verbindung gebracht.

Zehlendorf, Ende 1905: H. beschreibt ausführlich, wie wertvoll Enders Anmerkungen beim Korrekturlesen gewesen seien. Velhagen u. Klasing haben einen kleinen Prospekt hergestellt, allerdings leider die Anzeige von H. unberücksichtigt gelassen.

Halensee, [1906]: H. bedankt sich in aller Form für das Korrekturlesen seiner Druckfahnen. Er hofft, dass Enders und dessen Schwager ein Exemplar erhalten hätten. H. habe erneut einen Brief von Frau Cajetan erhalten, den er jedoch vorläufig nicht zu beantworten gedenke. Er bittet Enders, ihr auszurichten, dass er seine Briefe zurückerhalten möchte. "(...) sie interessieren mich sehr aus bestimmtem Grunde. (...) sie sind vorhanden, denn Frauen mit 30 Jahren beginnen immer Briefe aufzuheben, während der Mann sie um diese Zeit zu vertilgen beginnt." "Ich war in Siebenbürgen in Rumänien (...). Oft nichts zum waschen, das Wohnen in den Judenspelunken auf die Dauer unerträglich, aber doch viel Schönes und großes und wildes, und so wohltuend, mal so lange unter Nichtdeutschen zu sein."

Halensee, den 30.1.[1906?]: H. bedankt sich für Enders Korrektur und dessen Anmerkungen. Er erzählt Enders eine Geschichte aus "einem französ. Memoirenwerk"; "tatsächlich mehr aus objektivem Vergnügen daran."

Zehlendorf, den 20.4.1906: H. bedankt sich für Enders Buchbesprechung. Das Korrekturlesen habe Enders Schwager übernommen, wie er mit einem Lob für dessen Sorgfalt erwähnt. H. bedauert allerdings, dadurch nur selten von Enders zu hören.

Schreiberhau, den 20.5.1906: H. wünscht Enders Glück für dessen "Verein. (...) Das ist ja ein Riesenauftrag!"

Zehlendorf, den 13.3.1907: H. kündigt einen Besuch bei Enders für den 15. vormittags an. Er sei sehr beschäftigt.

Zehlendorf, den 30.6.1907: "Mir geht's gut, die Welt ist doch schön!" H. erkundigt sich nach Frau Cajetan und lässt Dreesen Grüße ausrichten.

Zehlendorf, den 26.4.1908: H. gratuliert Enders "zum Privatdozenten". Er sei gerührt, dass er sich trotz Arbeitsüberlastung zu einer Besprechung seiner "Wälzer" bereiterklärt habe. Im Zusammenhang mit der Vermittlung von Vorträgen müsse sich Enders "an Herrn Edm. Lotz, Koburg, den Vorsitzenden des Deutschen Vortrags-Vereins" wenden. Es habe jedoch wenig Zweck, sich auf H. zu berufen, da das Verhältnis zwischen H. und Lotz nicht besonders gut sei. "Hr. Lotz vermittelt dann Probevorträge in drei prüfenden Vereinen."

Zehlendorf, den 14.2.1909: H. freut sich über Enders "Bombenerfolg als Dozent". Enders habe Glück, "dass es rechtzeitig (...) so gut geht, die meisten Ehrlichen sind kaputt, wenn's besser geht, sterben wie Schiller an Aufgeriebenheit". H. ist Vater geworden und dankt für Enders Gratulation. Er finde das Publikum in Berlin deprimierend, das zum Beispiel von Shakespeare oder Marées schwärme und "beide Namen vorgestern zum 1. Mal gehört" habe. Zu seiner Wohnsituation schreibt H.: "Wir planen Weggang aus Müll-Berlin, wie man die auf Sand gebauten Vororte nennen könnte. Auch um billiger zu leben. 340 M. Koks sind den Winter schon verbrannt bis jetzt, die Miete kapitalisiert sich auf 5000 M., Müllabfuhr, Wasserzins-Klosetabfuhr kosten Hunderte in dieser plutokratischen Gemeinde. Für 15.-20000 M. kauft man auswärts ganz große Villen." H. schickt Enders einen Bildband von Cranach.

Ermatingen, den 8.6.1914: H. fragt, in welcher "nhd. Bearbeitung des Gottfried von Strassburg - sie muss 1854 neu oder ziemlich neu gewesen sein" - ein bestimmter, von Tristan gesprochener Satz vorkomme. Da H. das Zitat bei Kurz nicht gefunden habe, vermute er es bei Simrock. H. hat gehört, dass Enders den Ruf nach Brüssel abgelehnt habe.

Konstanz, den 26.6.1914: H. verspricht, Enders zu besuchen, wenn er sich in der Nähe von Bonn aufhalte; er sei ja schon einmal liebenswürdig aufgenommen worden, "trotz gleichzeitiger Repräsentations- und Zylinder-Geschäfte."

Konstanz, den 8.7.1914: "Heil und Freude zum Prädikat!" Leider könne H. Enders vorläufig nicht besuchen.

Ermatingen, den 7.3.1921: H. bedauert, nicht eher geantwortet zu haben. "ich wollte mich gern auf den sehr nachdrücklichen Hinweis beziehen können, den ich inzwischen einem überaus wichtigen Reclamheft in der Täglichen Rundschau angetan habe, Euckens Auseinandersetzung mit dem Sozialismus, die für diesen ethisch vernichtend ist. Obs was hilft, ist bei dem geistigen und sonstigen Tiefstand in Deutschland, der rechts vielleicht am übelsten ist, fraglich." H. habe dadurch unfreiwillig der Firma Reclam, zu der er kein gutes Verhältnis habe, Publizität verschafft. Er ist überzeugt, nicht mehr "für einen Kontakt mit dem deutschen Bildungsstand geeignet zu sein."

aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang22 eigenhändige Briefe mit Unterschrift ; 13 eigenhändige Postkarten mit Unterschrift
AbsendeortHalensee b. Berlin (u. a.)
ObjektnummerHHI.2010.1000.143