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Ingrid Bachér: "Die Hecken wachsen zu" (unveröffentlichtes Manuskript, 1950er Jahre, Titelblatt ...
01 Die Hecken wachsen zu
Ingrid Bachér: "Die Hecken wachsen zu" (unveröffentlichtes Manuskript, 1950er Jahre, Titelblatt ...
Ingrid Bachér: "Die Hecken wachsen zu" (unveröffentlichtes Manuskript, 1950er Jahre, Titelblatt)

01 Die Hecken wachsen zu

ObjektbezeichnungManuskript
Autor*in (DE, geboren 1930)
DatierungMitte 1950er Jahre
BeschreibungEin unbekanntes Romanmanuskript von Ingrid Bachér: Das Titelblatt trägt eine Adresse in Trier, das weist auf eine Zeit, in der sie mit dem Autor und Schauspieler Hans Dieter Schwarze liiert war, das Paar wohnte damals an den Orten von Schwarzes wechselnden Theaterengagements. Der Text trägt teilweise typische Züge eines Frühwerks, nimmt sich aber eines drängenden Themas der unmittelbaren Nachkriegszeit an. Den Angestellten Karl Schröder trifft es, als er auf dem Weg zur Arbeit einen spielenden Jungen sieht, wie ein Blitz: Sein eigener Sohn ist verschollen. Während Schröder als Soldat im Krieg war, verstarb seine Frau, als das Kind 10 Monate alt war. Es gibt keine Spur von dessen Verbleib.

Gegen jede Chance macht sich Schröder auf die Suche nach dem Kind. Kreuz und quer fährt er durch das Land. Jeder, den er trifft, bedeutet ihm die Aussichtslosigkeit seines Unternehmens. In einem Kinderheim lernt er einen Jungen kennen, Claus, der ihm entfernt ähnlich sieht. Sein Sohn kann Claus aber nicht sein, da er aus einer ganz anderen Gegend stammt. Claus hatte ihn rührend gebeten, ihn mitzunehmen, doch Schröder beharrt darauf, seinen eigenen Sohn zu finden. Als er sich endlich damit abfindet, dass daraus nichts wird, entschließt er sich, Claus zu adoptieren. Inzwischen ist dieser jedoch aus dem Heim entwichen, sodass sich Schröder seine Suche nunmehr auf den real existierenden Jungen konzentriert. Er lernt dabei eine junge Frau kennen, bei der Claus kurze Zeit untergekommen ist, und verliebt sich in sie. Doch, vor die Wahl gestellt, verlässt er sie, um stattdessen dem Jungen eine sichere Kindheit zu ermöglichen.

Schon in dieser frühen Erzählung schafft es Bachér, eindringliche Momente in Sprache zu fassen, etwa den, als Schröder das Haus aufsucht, in dem er aufgewachsen ist. Genauer: Das Haus ist dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen, jetzt haben andere Leute, die gerade eine Party feiern wollen, ein neues Gebäude darauf errichtet, und zwar ohne Keller: "'Keinen Keller?' Karl wollte es nicht glauben. Dann hatte man alles so gelassen, wie es damals nach dem Angriff war, eingeebnet und mit Kalk bespritzt? (…) 'Dann liegen hier noch Tote?' schrie er plötzlich und sah die Frau an. Wie hielt sie das nur aus, auf diesem Untergrund ihr neues Haus aufgebaut zu haben.

Das heißt nämlich, dass sowohl die Leichen seiner Eltern als auch eventuell die seines Sohnes hier ruhen könnten. Die Traumata und innerlichen Verheerungen dieser Zeit kurz nach dem Krieg werden hier bedrängend wach.

Hier abgebildet das Titelblatt und die erste Seite.

KlassifikationArchivalie - Werkmanuskript
Anzahl/Art/Umfang1 Typoskript (Durchschlag), 104 S.
ObjektnummerHHI.2015.G.4000.1