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Bild nicht vorhanden für Berthold Goldschmidt (Beteiligte Person), VERBOTENE KLÄNGE - MUSIK UNTER DEM HAKENKREUZ, 1989

VERBOTENE KLÄNGE - MUSIK UNTER DEM HAKENKREUZ

Beteiligte Person (1903 - 1996)
Beteiligte Person (USA, AUT, 1900 - 1991)
Datierung1989
BeschreibungAls 1938 in Düsseldorf die Ausstellung "Entartete Musik" eröffnet wurde, war dies zugleich der Schlußstrich unter die Musik der Weimarer Republik. Dieser Generalangriff galt hauptsächlich den jüdischen Komponisten und Interpreten, aber auch die Moderne wurde nun als "kulturbolschewistisch" verfemt. Der Film beschreibt die Musikpolitik im NS-Staat aus der Sicht der Opfer. Es ist eine Spurensuche zu denjenigen, die Verbot und Verfolgung, aber auch Gefängnis und Konzentrationslager überlebten, die ins Exil gingen und, mit wenigen Ausnahmen, nach dem Krieg nicht nach Deutschland zurückkehrten. Zum Beispiel der österreichische Komponist Ernst Krenek, der so alt ist wie unser Jahrhundert. Seit 1939 lebt er in den USA. Seine Oper "Jonny spielt auf" wurde bereits in den 20er Jahren zur Zielscheibe nazistischer Angriffe. Erst 63 Jahre später wurde sie 1990 in Leipzig wieder gezeigt. Oder der Komponist Berthold Goldschmidt, der seit 1935 in London lebt. Bis 1933 war er als Mitarbeiter der "Städtischen Oper" in Berlin angestellt und schrieb Bühnenmusiken für Berliner Theater. Sein "Streichquartett" von 1935 wurde erst 1990 in Berlin für eine Schallplatte aufgenommen - Spätfolgen einer Vertreibung aus dem Exil, die sich nach dem Krieg als Vergessen fortsetzte. Alexander Ringer gehörte zum Orchester des "Jüdischen Kulturbundes" in Berlin. 1938 floh er nach Holland. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen kam er ins KZ Westerbork, wo er im Konzert- und Theaterprogramm des Lagers mitspielte. Heute lebt und lehrt er in Champaign/Illinois in den USA. Im KZ Dachau entstand 1938/39 das "Dachau-Lied", das von Hunderttausenden von Häftlingen gesungen wurde. Komponiert hat es der österreichische Dirigent und Komponist Herbert Zipper. Über Dachau, Paris und Manila kam er nach dem Krieg nach Los Angeles. Heute lebt er unweit vom Haus des Komponisten Arnold Schönberg, zu dessen "Schönberg- Kreis" er in Wien gehört hatte. Auch Schönberg hatte Deutschland auf der Flucht vor den Nazis 60jährig verlassen müssen. Zu Wort kommen außerdem die Musikwissenschaftlerin Cora Schröder- Auerbach, die zur Arbeitermusikbewegung gehört hatte, der Komponist Hans-Ulrich Engelmann, der 1938 die Ausstellung "Entartete Musik" gesehen hat, der Hindemith Schüler und Filmkomponist Oskar Sala sowie Alfred Goodman, der zum Orchester des "Jüdischen Kultubundes" gehörte, 1939 mit seinen Eltern in die USA emigrierte und von dort 1961 nach München zurückkehrte. Der Film konfrontiert die Lebensgeschichten dieser Komponisten und Musiker mit Wochenschau-Ausschnitten zur offiziellen Musikpolitik der Nazis, die sich etwa in der Verehrung Richard Wagners oder Anton Bruckners als Inbegriffe einer "deutschen Musik" niederschlug. Spürbar wird aber auch, auf welche Gratwanderung sich Prominente der deutschen Musikkultur, wie etwa der Dirigent Wilhelm Furtwängler, begaben, wenn sie sich entschieden, in Deutschland zu bleiben. Entstanden ist bei dieser Spurensuche keine auf Vollständigkeit bedachte musikwissenschaftliche Abhandlung, sondern ein Kaleidoskop von subjektiven Erinnerungen, von Schicksalen Einzelner, die überlebten, was die offizielle NS-Musikpolitik unter "Reinheit der deutschen Musik" verstanden hatte und in Konzentrationslagern und Vernichtungslagern an Tausenden von Musikern grausam vollzog. Gerade hier war die Musik aber zugleich eine Hilfe zum Überleben: Nicht nur in den Konzerten des "Jüdischen Kulturbundes" sondern auch in den Konzentrationslagern wurde Musik, wie Alexander Ringer erzählt, zum Ausdruck eines "trotz alledem" und half "die menschliche Würde zu bewahren, die einem von den Nazis abgenommen werden sollte." Deshalb sind die "Verbotenen Klänge", die Musik verfolgter Komponisten, ein eigenständiger und wesentlicher Bestandteil dieses Films: Neben Ausschnitten aus der Leipziger Aufführung der Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek sind u.a. Kompositionen von Berthold Goldschmidt, Arnold Schönberg, Paul Hindemith, Hanns Eisler und Herbert Zipper zu hören. aus: Presseheft VERBOTENE KLÄNGE - MUSIK UNTER DEM HAKENKREUZ
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
  • Deutschland
DialogtonDeutsch
ObjektnummerFM.Film.25877
Abteilung FM Filme