ObjektnummerHHI.MUS.83.7025
Das Dammtor in Hamburg
ObjektbezeichnungStadtansicht
Lithograph*in
Unbekannt
Datierungca./ c. 1840
Material/TechnikKolorierte Kreidelithographie
MaßeBlattmaß: 26 × 33 cm
(H x B): 16 × 22,5 cm
BeschreibungDas Hamburger Dammtor, eines der ursprünglichen Stadttore, erscheint auf dieser kolorierten Lithografie in frühlingshafter Kulisse. In der Dammtorstraße lebt Heines Mutter Betty seit der Hamburger Brandkatastrophe im Jahr 1842. Auch Heines Schwester Charlotte („Lottchen“), ihr Mann Moritz Embden und ihre Kinder wohnen in der Hansestadt.(H x B): 16 × 22,5 cm
Mit seiner Mutter steht der Dichter und Schriftsteller Heinrich Heine zeit seines Lebens in einem regen Briefkontakt. Im Frühjahr 1843 schreibt er aus Paris:
Paris den 22 Merz 1843.
Liebste Mutter!
Wenn Du alle meine Worte auf die Goldwage legst, kann ich Dir nicht mehr mit flüchtiger Unbefangenheit schreiben, wie ich zu thun pflege. Es müßte vielmehr für Dich eine Beruhigung seyn, daß ich Dir alles gleich melde, sogar eine gegenstandlose Verstimmung. Als ich Dir zuletzt schrieb, lagen in meinem Hause zwey Leichen, zwey Nachbaren waren am Typhusfieber gestorben, darunter ein junger 31 jähriger Mann, der Frau u Kind hülflos zurückläßt.
Meine Frau lag krank u das Wetter war sehr kalt. Unter solchen Umständen schreibt man keine lustigen Briefe. Heute ist das Wetter wunderschön, schon seit 8 Tagen haben wir hier wie Frühling, ich befinde mich dadurch ungemein aufgeheitert und wohl, auch kann ich wieder schreiben, auch meine Frau ist hergestellt und zankt gottlob wieder in voller Gesundheit. Ich hoffe nun, daß auch Du ganz auf den Strumpf. Leb wohl u grüß mir Lieb Lottchen u die Kinder.
Dein getreuer Sohn
H. Heine.
Madame
Me Betty Heine, nèe de Geldern
No 20. rue Dammthorstraße
à Hambourg.
Zum Zeitpunkt des Briefs befindet sich Heine bereits seit 12 Jahren im Pariser Exil.
Optimistisch blickt er auf das beginnende Frühjahr: „Seit 8 Tagen haben wir hier wie Frühling“. Durch das schöne Wetter – so schreibt er – befinde er sich „ungemein aufgeheitert und wohl“. Auch seine Frau Augustine Crescence Mirat, die er ‚Mathilde‘ nennt, scheint wieder von einer Krankheit genesen.
Im erwähnten vorherigen Brief („Als ich Dir zuletzt schrieb“), vermutlich vom 21. Februar 1843, hatte der Dichter seiner Mutter von seinem Augenleiden und einer Gesichtslähmung berichtet, was sie wohl in Sorge versetzt haben dürfte. Der Sohn tut seine Leiden nun beruhigend als „gegenstandlose Verstimmung“ ab.
Heines Briefe an seine Mutter sind stets in einem familiären und vertrauten Ton verfasst. Dieser ungezwungene Stil zeigt sich auch in der umgangssprachlichen, dem Studentenjargon entnommenen Formulierung „Ich hoffe nun, daß auch Du ganz auf den Strumpf“, die so viel bedeutet wie, „dass es dir gut geht“.
KlassifikationGrafik - Druckgrafik
In Sammlung(en)
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Abteilung
HH Museum