Skip to main content
Druck eines Porträts von Amalie Heine (1830).
Amalie Heine (1830).
Druck eines Porträts von Amalie Heine (1830).
Druck eines Porträts von Amalie Heine (1830).

Amalie Heine (1830).

ObjektbezeichnungPorträt
Dargestellt (deutsch, 1800 - 1838)
Künstler*in
Verleger*in (DE, 1839 - 1928)
Datierung1899
Material/TechnikDruck
MaßeBlattmaß: 25,3 × 17 cm
(H x B): 11 × 9 cm
BeschreibungDer Druck zeigt Heines Cousine Amalie (1800-1838). Der junge Harry verliebt sich in sie, als er 1816 eine Kaufmannslehre bei seinem Onkel Salomon Heine in Hamburg beginnt. Die unerwiderte Liebe zu „Molly“, wie Amalie auch genannt wird, ist vermutlich der Hintergrund vieler früher Gedichte Heines. So auch in den nachfolgenden Versen, in denen sich das lyrische Ich an einen Frühling im Jahre 1820 erinnert.

An Jenny.
Ich bin nun fünf und dreyzig Jahr alt,
Und du bist fünfzehnjährig kaum ...
O Jenny, wenn ich dich betrachte,
Erwacht in mir der alte Traum!

Im Jahre achtzehnhundert siebzehn
Sah ich ein Mädchen, wunderbar
Dir ähnlich an Gestalt und Wesen,
Auch trug sie ganz wie du das Haar.

Ich geh' auf Universitäten,
Sprach ich zu ihr, ich komm' zurück
In kurzer Zeit, erwarte meiner.
Sie sprach: du bist mein einz'ges Glück.

Drey Jahre schon hatt' ich Pandekten
Studiert, als ich am ersten May,
Zu Göttingen, die Nachricht hörte:
Daß meine Braut vermählet sey.

Es war am ersten May! Der Frühling
Zog lachend grün durch Feld und Thal,
Die Vögel sangen, und es freute
Sich jeder Wurm im Sonnenstral.

Ich aber wurde blaß und kränklich,
Und meine Kräfte nahmen ab;
Der liebe Gott nur kann es wissen,
Was ich des Nachts gelitten hab'.

Doch ich genas. Meine Gesundheit
Ist jetzt so stark wie'n Eichenbaum ...
O Jenny, wenn ich dich betrachte,
Erwacht in mir der alte Traum!

(1835)

Die angesprochene Jenny ist der Auslöser für die Erinnerung des Sprecher-Ichs an die einstige Geliebte.
Die niederschmetternde Nachricht der Hochzeit der ‚Braut‘ mit einem anderen erscheint angesichts des Frühjahrs und der damit verbundenen Freude in der Natur umso ironischer: „Es war am ersten May! Der Frühling / Zog lachend grün durch Feld und Thal, / Die Vögel sangen, und es freute / Sich jeder Wurm im Sonnenstral.“
Rückblickend ist der Liebeskummer jedoch nur noch eine Erinnerung, so „genas“ das lyrische Ich und ist nun vermeintlich bei guter Gesundheit. Der Anblick Jennys lässt jedoch den „alte[n] Traum“ erwachen.

Heine selbst schreibt an Heinrich Laube, einen befreundeten Schriftsteller und Redakteur, sein Gedicht sei „ein Versuch, Jahreszahlen und Datum in Gedichte einzuführen.“
Die Datumsangaben entsprechen jedoch bewusst nicht der Lebenschronologie des Dichters. Von der Verlobung Amalie Heines mit Jonathan Friedländer beispielsweise erfährt der junge Heine erst zu einem späteren Zeitpunkt und nicht – wie im Gedicht – im poetischen Frühlingsmonat „May“ des Jahres 1820.
KlassifikationGrafik - Druckgrafik
Literatur/QuellenDruck aus: Gustav Karpeles: Heinrich Heine. Aus seinem Leben und aus seiner Zeit. Leipzig 1899, S. 55.
ObjektnummerHHI.MUS.XVI.70891
Abteilung HH Museum