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Brief 6 - um 1904 Louise Dumont an Gustav Lindemann, Seite 1
Brief von Louise Dumont an Gustav Lindemann
Brief 6 - um 1904 Louise Dumont an Gustav Lindemann, Seite 1
Brief 6 - um 1904 Louise Dumont an Gustav Lindemann, Seite 1
Digitalisat: Theatermuseum

Brief von Louise Dumont an Gustav Lindemann

UntertitelBrief 6
ObjektbezeichnungBrief
Absender*in (DE, 1862 - 1932)
Empfänger*in (DE, 1872 - 1960)
Erwähnt (geboren um 1870)
Datierungum 1904
BeschreibungTranskription:

Donnerstag

O mein Liebling

wie dunkel ist's auf der Erde - ich bin oft ganz fassungslos. - - Dein Brief heute hat mir so wunderbaren Trost gebracht - ich finde mich nirgends mehr zurecht, sind wir zusammen, ist Alles andere licht und leicht. - -
Nie mehr, nie mehr! |
bei Gott bei unserm Gott! -
Ob ich das Gastspiel {1} hier aushalte, weiss ich noch nicht trotz aller Sehnsucht nach Heu - die Verhältnisse sind unerträglich, Frau, nein Bestie Brandt {2} erfindet stündlich neue Chikanen, es grenzt ans Märchenhafte.
Wenn nun noch das Mindeste passirt, lasse ich | einen Arzt kommen und sage ab, denn abgesehen von Allem Allen greift mich die Arbeit furchtbar an.
Den Diebstahl hat [Brandt] {3} angezeigt nun hatte ich auch noch possenhafte Verhöre, "wie groß die Tasche ist") - "ob sie mitten auf dem Tisch gelegen" u Ähnliches
Natürlich hats Niemand Anderes als Frau Br. gethan, | sie ist sinnlos vor Hass u. zu Allem fähig. So bin ich von Schmutz umgeben, nach all dem Glanz u. dem Glück u. dazu all die guten Freunde keine Minute Ruhe -
- Alles ist mir zuwider und ekelhaft - ich kann nur noch an Deiner Seite eng und dicht bei Dir leben, ich will lieber tot sein, als noch ein andres Leben ertragen -
an das Mädel rekomandiert, "eigenhändig" als Strafe für die Herrschaft! Pfui alles Gesindel! die Menschen, die kommen mir alle so unsäglich dumm vor - Du Weiser hast mich so verwöhnt |
ein Traum ists - hinein in die Ewigkeit, die Erde liegt hinter uns, warum sehen wir immer wieder hinein in die Abgründe, statt vorwärts - hinauf - wenn ich diese Tage aushalte will ich sie wie eine Busse wie eine Strafe hinnehmen. -
Deine Worte stärken mich und machen es immer eine lange Zeit hell um mich. Hast du [...] [...] wegen August geschrieben? | Regenbogen giebt es hier nicht, es ist entsetzlich grau und dumpf - eine schreckliche Stadt.
(Lieb schreibe dem Mädchen 80 Thaler /es ist das Übliche für ein Stubenmädchen) sie müsse Hausarbeit mit übernehmen - für das Grobe gäb's eine Hilfe - sie kann sich mit der | Mamsell in Berlin treffen
Centrale oder Mutter {4} u. zusammen können sie dann am 2ten Apr. nach D. kommen. - - Auch an Emilie Rehwald {5} muss man in diesem Sinne schreiben bitte suche die Züge heraus! Wenn Du in Centrale dirigierst, bitte ein Wort, ich schreibe dann der | Rotth {6} sonst Mutter was wegen der Zeit vielleicht besser ist, schreibe Du direct. Schreibe ihnen Züge, Reiseentschädigung, wenn sie kommen am 1. April können sie sich in Berlin treffen.)
Doch Du weisst das ja Alles besser als ich lieber Geliebter, all meine Gedanken sind bei Dir beim Nestchen bauen.

Halte meine Seele bei Dir ein bißchen, sonst bin ich verlassen

Dein .

Anmerkungen
1. 1905 unternahm Louise Dumont eine Gastpielreise durch Süddeutschland und spielte an mehreren kleineren Theatern.
2. nicht ermittelt.
3. nicht ermittelt.
4. nicht ermittelt.
5. nicht ermittelt.
6. Emmy Rotth (um 1870-?), Lehrerin, Mitarbeiterin Cäsar Flaischlens, seit 1901 Leitung der 1899 von Louise Dumont gegründeten "Centralstelle für die weiblichen Bühnenangehörigen Deutschlands".

Quelle: http://www.louise-dumont.de/digitale-edition/ [Stand: August 2013]
KlassifikationArchivalie
Anzahl/Art/Umfang8 Seiten (4 Blatt)
KlassifizierungKorrepondenzen
CopyrightDigitalisat: Theatermuseum
ObjektnummerTM_AU.SHD17647-4_42-43