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Schriftstellernachlässe
Korrespondenz von Josef Körner an Carl Enders
Schriftstellernachlässe
Schriftstellernachlässe
ObjektnummerHHI.2010.1000.182

Korrespondenz von Josef Körner an Carl Enders

Absender*in (AT, 1888 - 1950)
Empfänger*in (DE, 1877 - 1963)
Datierung1913-1931
BeschreibungPrag, den 17.10.1913: K. spricht Enders, dessen Frau und Tochter seinen "innigsten Glückwunsch" aus. Er bedankt sich für die "Buchspende", die er bald erwidern wolle. Er sei allerdings noch nicht dazu gekommen, in dem Buch zu lesen. Die "Skizzenhefte Frdr. Schlegels zum II. Teil der Lucinde nehmen zu sehr mein Interesse u. so auch alle meine Zeit in Anspruch."

o. O., den 5.9.1915: K. nimmt aufgrund eines Aufsatzes von Enders, den er kürzlich gelesen habe, an, dass Enders einer "friedlichen Arbeit ungestört weiter nachgehen" könne. K. selbst habe sich "inzwischen von der Erforschung des Deutschtums zu seiner Verteidigung hingewandt."

Wien, den 15.2.1917: K. bedankt sich für Enders "frdl. Zuschrift u. Sendung". Er habe gegenwärtig mehr Zeit zur Verfügung, da er "vorübergehend zurückgestellt u. hier bloß bureaumäßig" tätig sei. Er bittet Enders, "aus dem umseitigen entsetzlichen Bilde gütigst keine bösen Schlüsse auf "seinen Kunstgeschmack" zu ziehen.

Wien, den 14.1.1918: K. weist Enders darauf hin, dass er sich keineswegs "wieder völlig altgewohnter Beschäftigung hingeben" könne; er könne sich nur "mit Allotriis" beschäftigen. "An größere Aufgaben darf ich mich nicht wagen, weil ich jederzeit wieder aus allem herausgerissen werden kann." K. freut sich über Enders Zustimmung zu seinem "Gedanken über Renaissance und Romantik". Er wolle mehr zu dem Thema sagen, "wenn erst der dritte Band von Nadlers Literaturgeschichte erschienen ist." Zu seinem zukünftigen Verhältnis zu Sauer könne er sich nicht äußern.

Prag, den 1.9.1919: K. bedankt sich für die "frdl. Spende", die ihm über Umwege erreicht habe. "Ihr Versuch, Faust II u. Lucinde wechselseitig zu erhellen, ist ein vortrefflicher Einfall". K. selbst, "von schweren Sorgen bedrückt", komme gegenwärtig nicht dazu, sich mit irgendetwas ausführlich zu beschäftigen.

Prag, den 3.12.1920: K. freut sich über die Übereinstimmung "bezüglich des E.schen Buches". Er teile keinesfalls die Auffassung von Schultz, der darin "ein Zeichen genialer Begabung" gesehen habe. K. bedankt sich für Enders Schiller-Aufsatz und stellt ihm für Weihnachten ebenfalls etwas in Aussicht. Danach werde er sich wieder Friedrich Schlegel-Studien zuwenden.

Prag, den 17.6.1921: K. bittet Enders umgehend um Auskunft darüber, "was für eine Leonardo-Anekdote in Kellers "Grünem Heinrich" (Ihr Reclamaufs. II, S. 144) gemeint, bzw. worauf da angespielt ist." Er habe "vergeblich Vasari u. Wackenroder nachgeschlagen." Er fragt Enders nach seiner Meinung "zum neusten Nadler u. seiner artigen Einleitung".

Göding, den 28.6.1921: K. findet Enders Keller-Biographie "reizvoll u. fesselnd". Er ist der Meinung, Enders habe "wieder einmal bewiesen", dass er "für psychologische Analyse und Synthese eine bewunderungswürdige Begabung" habe. Allerdings glaubt K., dass "neben so tiefgründiger Darstellung des Menschen der Künstler etwas zu kurz kommt". Er sei auf Enders "angekündigte Schrift über soziale Lyrik" sehr gespannt.

Wien, den 11.8.1921: K. ist überrascht von der "Mitteilung über Amorettis Plan einer Schlegelausgabe". Bei Bedarf stehe er gern als Mitarbeiter zur Verfügung. "(...) ich habe zum Beispiel zu den "Dramatischen Vorlesungen" durch jahrelange Sammlung ein weitschichtiges Material (zum Teil aus unpublizierten Akten) zusammengebracht. Übrigens auch selber mit dem Gedanken einer Biographie beider Brüder halben Ernst gemacht." K. fragt Enders nach seiner Meinung zum "Inhalt und Ton" von "Nadlers neuestem Opus". "Begreifen Sie aber jetzt auch wie unfreundlich meine Stellung in Prag sein mag? denn über alle diese Dinge hält der Patron schützend seine Hand, ja mehr als das, strafend." Er fragt, ob Enders am Philologentag in Jena teilnehme.

Berlin, den 27.5.1922: K. ist erfreut, dass Enders in letzter Zeit "wieder bester Laune weiter schauen u. weiterschreiben" könne. Er werde in etwa einem Monat "an den Rhein" kommen und würde es vorziehen, in Bonn zu wohnen, obwohl er in den zwei Wochen seines Aufenthaltes hauptsächlich in Köln zu tun haben werde. "Ihre Meinung über den Fall Walzel-Nadler teile ich vollkommen, habe sie auch W. brieflich ausgesprochen. Meine Antwort auf die Berliner Romantik wird, denk ich, den Ton besser treffen; freilich dürft ich damit auch den letzten Nagel in den Sarg hämmern, darin mich die Prager Freundschaft nun einmal (u. für allemal) begraben hat." K. ist auf Enders Meinung über seinen "Schnitzler" gespannt. "(...) wertvoll wäre mir jedenfalls, wenn Sie die methodische Absicht (...) des Ganzen billigen könnten; denn darauf kam es mir eigentlich an, das Ganze will nur ein Exempel sein."

Berlin, den 20.7.1922: K. bedauert aufrichtig, Enders nicht getroffen zu haben. Er hätte Enders gern persönlich gefragt, ob er an der "Teilnahme einer kritischen Gesamtausgabe Fr. Schlegels" interessiert sei. Außerdem könne ihm K. einen "verhältnismäßig guten literarischen Dienst verschaffen". Ein ihm nahestehender Verleger wolle "Hauptwerke deutschen u. ausländischen Schrifttums in philologisch korrekter, aber von allem gelehrten Kram freien Prachtstücken herausbringen". Er wünscht Enders, ihn demnächst "nicht mehr in Bonn" wiederzusehen.

Prag, den 13.9.1922: k. hat seinem Verleger vorgeschlagen, Enders "um die Besorgung einer Jobsiade-Ausgabe zu bitten". Es werde neben "philologischer Korrektheit (...) auf Bildschmuck" besonderer Wert gelegt. Er fragt, ob Enders über die Hasencleverschen Originalzeichnungen hinaus noch andere Graphiken mit aufnehmen wolle. Die Einleitung, "die das historische Material möglichst knapp und großzügig, das Kunstwerk als solches (Komposition, Stil, Idee, Humor) aber eingehend behandeln soll", solle etwa so werden wie in seiner Ausgabe des "Grünen Heinrich". Auch mit der geplanten Schlegel-Ausgabe werde es ernst. K. rechnet fest mit Enders Mitarbeit und bittet ihn, auch Walzel zu fragen. Während er jedoch an Walzels Mitarbeit zweifele, sei er von Hankamers Interesse an der Sache fest überzeugt.

Berlin, den 31.10.1922: K. fragt, ob Enders mit 60000 Mark zufrieden sei und bittet um sofortige Antwort. Ferner benötigt K. ein Exemplar von "Windischmann: Fr. Schlegels philos. Vorlesungen" und hofft, dass Enders es in Bonn beschaffen könne.

Prag, den 7.11.1922: K. schickt Enders "1000 M. u. 2 Tschechatkronen", damit Enders "den Windischmann" kaufen könne; er gehe davon aus, mit dem zusätzlichen Betrag von zwei Kronen die Preissteigerungen der letzten Tage aufzufangen. K. hofft, es "wegen der Jobsiade (...) auf 80000" zu bringen. Mit dem "Telemach" solle sich Enders an den Amalthea-Verlag wenden; "der wird das gern zur Luxusausgabe übernehmen". Für Enders Schüler könne K. nur den "wenig sympathischen Ausweg" vorschlagen, sich an der Herausgabe seines "Simplicissimus" zu beteiligen. Dabei könnte er zwar Geld verdienen, sein Name würde jedoch nicht bekannt. Außerdem möchte K. Enders Entscheidung zur Schlegel-Ausgabe hören. Er biete ihm "10 % vom Buchhändlernettopreis".

Prag, den 16.12.1922: K. fragt nach dem "Windischmann" und erinnert an seinen letzten Brief. Außerdem möchte er wissen, wie es mit der "Jobsiade" stehe. K. hat den Verleger beauftragt, Enders den Vertrag zukommen zu lassen. Er hat an Enders noch folgende Bitte: "Die Bonner Universitätsbibl. besitzt die Originale der Briefe Schillers an A. W. Schlegel. Der bei Böcking, Briefe Schillers u. Goethes an A. W. Schlegel S. 16 gedruckte ("da Sie, wie mir H. Gries" etc.) trägt dort das Datum 7. May 1797; ich halte das für unmöglich, glaube dass im Original 7. März (verschrieben für April) steht u. bitte Sie flehentlich, das durch Autopsie feststellen zu wollen."

Wien, den 22.9.[1924]: K. entschuldigt sich für sein langes Schweigen, doch "Arbeit, Misstrauen u. ähnliche dumme Dinge hielten" ihn vom Briefeschreiben ab. Er fragt, ob Enders sein Buch erhalten habe und bittet um ein ehrliches Urteil. Außerdem äußert er den Wunsch nach einer "Photographie des Schlegelbildes von Carol. Rehberg, das Ihren "Fr. Schlegel schmückt", für den ersten Band seiner Schlegelbriefe. Er bittet Enders, das Photo an den Askanischen Verlag zu senden.

Prag, den 29.3.1925: K. möchte gern einmal wieder etwas von Enders hören und fragt, warum er sich zurückgezogen habe. Er erkundigt sich nach Enders Meinung über den letzten "Euphorion"; besonders interessiere ihn seine Ansicht zu Sauer. Er schlägt Enders als passende Lektüre dazu seinen "Entwurf einer Antwort" auf Sauer vor, die er sich von Walzel geben lassen könne; "dann erst werden Sie die ganze Niederträchtigkeit des Pamphlets erfassen können. (...) Ich frage bloß: Geisteskrankheit oder moral insanity?" K. erinnert an Enders Versprechen, "durch den Verleger Photographie oder Cliché des von Ihnen publizierten Schlegel-Portraits der Caroline Rehberg zu beschaffen." Er betont, "dass die Sache sehr, sehr eilt."

Wien, (1929]: K. hat folgende Frage an Enders, mit dem er seit Jahren nicht in Kontakt war: "(...) fand zwischen 1825 u. 1845 (oder überhaupt je) zu Bonn eine Versammlung der Naturforscher statt? Ich schätze auf 1835 oder 37, vor oder nach der September 1836 in Jena stattgefunden." K. bittet dringend um Antwort. "Bitte, bitte, bitte schreiben Sie sofort, auch falls sich nichts feststellen lässt".

Wien, [1929]: K. hat folgende Bitte: A. W. Schlegel hatte seit 1831 in seinem Hause eine von Friedr. Tieck gefertigte Kolossalbüste seiner selbst stehen - wo ist die hingeraten? Vielleicht befindet sie sich heut im Besitz der Universität?" Falls Enders etwas darüber in Erfahrung bringen könne, möchte K. umgehend in Kenntnis gesetzt werden.

Prag, den 3.6.1929: Enders hat eine nach Ks Meinung bedeutende Entdeckung gemacht. "Triumph u. heißen Dank; also haben wir die Kerle. Natürlich bitte ich dringenst u. eiligst um eine Photographie. Ist die Büste mit Tiecks Namen signiert? Steht denn (was sehr wichtig wäre) eine Jahreszahl dabei? Herrlich wäre das Vorhandensein einer archivischen Notiz, aber ich zweifle."
An G. Müllers Schlegel-Ausgabe" erkenne man, so meint K., dass es "für die wichtigsten Sachen (...) ja immer" an "Geld und Gönnerschaft" fehle. Er teilt Enders auf dessen Frage nach "Stefanskys Um-Münsterung" mit, dass dieser in Petersen und Burdach eine freundliche Umgebung gefunden habe; "er hat dort den großen Lehrauftrag". K. glaubt, dass Stefansky "bei uns" als Jude "nie weitergekommen" wäre.

Prag, den 11.6.1929: K. gratuliert Enders, "dem silbernen Doktor. (...) Die Photographien sind herrlich u. werden eine Hauptzierde meines Buches." Ferner bedankt er sich für Enders Belegstellen, die ihm allerdings alle schon bekannt gewesen seien. Für K. ist es "unbegreiflich, (...) dass Hildebrandt nicht darauf verfiel, in Bonn nachzufragen u. die Büste so leichtfertig als verschollen bezeichnete." Er habe einen Aufsatz über die Beziehungen A. W. Schlegels zu dem Kölner Maler Peter Busch verfasst, "den vielfache Stimmen als seinen natürlichen Sohn bezeichnen". Er habe "mit interessanten Dokumenten die Haltlosigkeit dieser Gerüchte nachgewiesen" und fragt, wo er die Schrift abdrucken lassen könnte.

Prag, den 7.1.1931: K. wird versuchen, Enders ein Exemplar der "Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel" zu besorgen. Da er sich mit seinem Verleger wegen Honorarfragen im Streit befinde, seien die Zustellungsaufträge vom Verlag nicht zufriedenstellend erledigt worden. K. hofft, bald wieder etwas von Enders zu hören.

aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang25 eigenhändige Postkarten mit Unterschrift ; 3 maschinenschriftliche Briefe mit eigenhändiger Unterschrift ; 1 maschinenschriftliche Postkarte mit eigenhändiger Unterschrift ; 1 eigenhändiger Brief mit Unterschrift
AbsendeortPrag (u. a.)
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