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Schriftstellernachlässe
Korrespondenz von Saladin Schmitt an Carl Enders
Schriftstellernachlässe
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ObjektnummerHHI.2010.1000.305

Korrespondenz von Saladin Schmitt an Carl Enders

Absender*in (DE, 1883 - 1951)
Empfänger*in (DE, 1877 - 1963)
Datierung1905-1908
BeschreibungBeilage: 1 e. B.-Entw., o. O., o. D. - Carl Enders an Saladin Schmitt ; 1 e. B.-Entw., o. O., o. D. - Carl Enders an Wilhelm Ruhfus

Elberfeld, [1906]: S. ist grundsätzlich mit Enders Vorschlägen einverstanden, da die "Literarhistorische Gesellschaft Bonn" in erster Linie eine Arbeitsgemeinschaft, kein Freundeskreis" sei. "Oppeln-Br. natürlich! Simchowitz - ich will nicht verhehlen, dass er mir als Mensch etwas zu - östlich ist - ".

Elberfeld, [1906]: Ruhfus verlangt für den Druck von Ss Dissertation pro Bogen 60 M. "Unter keinen Umständen lasse ich mich auf solche Prellerei ein."

Bonn, den 12.5.1906:

Lieber Enders.
Ich bin sehr froh. Gestern Nachmittag noch war ich in Köln bei dem empfohlenen Arzt. Von Tub. kann dann doch gar nicht die Rede sein. Selbst Singen und Sprechen sei mir nur gesund. Bloß das Bücherhocken soll einige Zeit unterbrochen werden. - Ja, was ich sagen wollte: Können Sie mir zur "Salome" statt einer Karte zwei bestellen? Herzl. Dank und Gruß!

Ihr Schmitt

Elberfeld, den 12.11.1906:

Lieber Enders,
Damit es mir im kommenden Monat nicht wieder ergeht wie in diesem, möchte ich schon jetzt einen Punkt anschneiden, dessen spätere Erörterung vielleicht nicht mehr das von mir gewünschte Ergebnis zeitigte. Unsere nächste Sitzung ist ja wohl auf den ersten Samstag im Dezember verlegt worden. Nun will es der Satan, dass ich am ersten Sonntag im Dezember wieder bei einer Matinee Regie zu führen habe. (d'Annunzio, "Gioconda"). Nun könnte es der böse Zufall wollen (am Theater gibt es fast ausschließlich böse Zufälle), dass ich am Samstag nachmittags noch eine Probe abhalten müsse; und dann säße ich genau wieder so fest wie das letzte Mal. Das aber mache ich auf die Dauer nicht mit. Ich will bei Euch sein und will von Zeit zu Zeit den Meister sehen. Darum, Lieber, Treuer, versuchen Sie doch einmal Ihr Möglichstes (ich taxiere das bei Ihnen sehr hoch!) eine Verschiebung der Sitzung um 8 Tage zu erlangen. Ich will auch im Sommer für des Meisters Schriften das schönste Buch von der Welt schreiben. Das gelobe ich feierlich. Es soll ein wahres Zugstück von Buch werden, aus kostbarer, verwöhntester Feder geflossen. Also, Lieber, nicht wahr, Sie versuchen Ihr (richtiger mein) Heil? Strömenden Dank dafür schon jetzt!
Dann, Verehrter, bitte ich noch um Ihren Rat in einer Geschäftssache. Sie wissen, dass mein kleiner Erstling jetzt in die zunächst intimere Öffentlichkeit gegangen ist. Nun weiß ich aus unseren Satzungen meiner Seele nicht mehr den Passus, betreffend das Honorar des Autors. Wenn ich jedoch recht erinnere, setzte er fest, nach Veröffentlichung einer Schrift zahlt Ruhfus pro Bogen 30 M. Honorar. Das gäbe für meine 7 Bogen 210 M. Nun wären von dieser Summe die Druckkosten für meine Doktorarbeit abzuziehen. Dieselbe umfasst ganze 3 Bogen. Unmöglich kann nun doch unser guter Verleger die ganzen 210 M. als Druckkosten für die Dissertation ansehen? Das ergäbe ja pro Bogen 70 M. Druckkosten, eine wahre Höllensumme? Die Angebote anderer Drucker für meine Arbeit beliefen sich auf 25 bis allerhöchstens 30 M. pro Bogen. Wenn ich Ruhfus selbst letztere Summe zugestehe, dann blieben noch immer ca. 120 M. Honorar. Wie denkt Euer Erlaucht über den Fall? Ruhfus selbst bewahrt rührendes Schweigen. Soll ich mich einmal mit ihm in Verbindung setzen? Was meinen Sie?
Adieu für diesmal! Gütiges Pardon, wegen der Mühe, die ich Ihnen mache! Wolkenbrüche von Grüßen über den Meister und Sie alle!

Ihr Schmitt

Elberfeld, [Ende 1906]: Es geht um eine Auseinandersetzung mit Ruhfus, der viel zu hohe Druckkosten für Ss Dissertation aufgesetzt habe. S. möchte gern "an eine andere Bühne. (...) Ich habe Anerkennung gefunden und gute Kritiken, doch fällt mir die außerordentliche Unwissenheit und Unvornehmheit des Direktors immer mehr auf die Nerven."

Elberfeld, [Ende 1906]: S. hofft, zur Generalversammlung kommen zu können. Die Möglichkeit, mit Litzmanns Hilfe an einem anderen Theater tätig werden zu können, wäre S. sehr willkommen. "(...) ich ginge am liebsten mitten in der Saison."

Elberfeld, den 17.1.1907: S. weiß noch nicht, ob er ein Referat über George wird übernehmen können. Er brauche möglicherweise noch etwas Zeit, um die nötige Distanz zu George zu bekommen. Eine Arbeit über Jens Peter Jacobsen wäre ihm angenehmer.

Köln, den 14.10.1907: S. steht schon "seit längeren Jahren mit Stefan George in Verbindung." Aus dieser Beziehung sei unter anderem ein "Prosabändchen" von S. hervorgegangen, das er gern veröffentlichen würde. Er habe von Litzmann erfahren, dass Enders zu Juncker Kontakt habe, und bittet ihn um eine entsprechende Anfrage beim Verlag.

Köln, den 15.10.1907: S. gibt Enders die gewünschte Auskunft über seinen Prosaband. "In dem schweren dekorativen Kultgewande des Hohenpriestertums und der katholischen Mystik gibt es das Schicksal einer Liebe. Geroge fand in den Blättern die Anfänge einer neuen farbigen Prosa, die an Stelle der begrenzenden Linie die übbig verwischte Coloristik setzt." Juncker könne George durchaus zu Werbezwecken nennen, den Namen jedoch nicht ohne Weiteres im Prospekt abdrucken, da "er seinen Namen nur für die Blätter für die Kunst hergibt, so dass eine Benutzung ohne Erlaubnis den sehr empfindlichen Mann sicher abstoßen würde." S. will Juncker gern eine Liste mit Namen nennen, die "in der Tat nur darauf" warten, dass S. etwas veröffentliche; "freilich weiß ich nicht gewiss, ob nicht auch viele dabei sind, die nur so tun!"

Köln, den 21.10.1907: S. möchte seine Arbeit "Heinrich Heine als Geschichtsschreiber der Romantik" irgendwo veröffentlichen und fragt, ob Enders ihm eine geeignete Zeitschrift nennen könne.

Köln, den ?.10.1907: Enders hat S. mitgeteilt, dass Dreesen sein für November vorgesehenes Referat nicht halten könne und Ersatz suche. S. selbst befindet sich in einer äußerst zugespitzten materiellen Notsituation, die ihn zwingt, dringend für eine gesicherte Existenz zu sorgen. Seine einzige regelmäßige Tätigkeit an einer kleinen Zeitung sichere ihm kein ausreichendes Einkommen.

Köln, den 30.11.1907: S. hat seinen Aufsatz über Heine an Westermann und "Nord und Süd" geschickt, die ihm beide mitgeteilt haben, die Arbeit "sei sehr gut, aber zu spezifisch literarisch resp. literarhistorisch für ihre Leser." Er fragt, ob Enders die "Deutsche Rundschau" für geeignet halte.

Köln, den 29.12.1907: Juncker hat S. eine unklare, aber eher abschlägige Auskunft in Bezug auf Ss Prosa erteilt, die S. jegliche Motivation zur Weiterarbeit genommen habe. Er bittet Enders dringend, in seinem Sinne auf Juncker einzuwirken.

Köln, den 10.8.1908: S. fragt Enders nach einem "Soliden Vermittler" in Darlehensfragen. "Oder sind wucherische Entschädigungen in solchen Fällen die conditio sine qua non? (Das wohlfeilste Angebot hier will für ein 3 monatl. Darlehen von 300 M. sage und schreibe 150 M. Provision!) Muss man so empfindlich bluten?"

aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang26 eigenhändige Briefe mit Unterschrift ; 5 eigenhändige Postkarten mit Unterschrift
AbsendeortElberfeld (u. a.)
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