ObjektnummerHHI.2010.1000.89
Korrespondenz von Josef Ettlinger an Carl Enders
Absender*in
Josef Ettlinger
(DE, 1869 - 1912)
Empfänger*in
Carl Enders
(DE, 1877 - 1963)
Datierung1904-1907
BeschreibungBerlin, den 30.11.1904: E. kann sich mit Enders Vorschlag nicht einverstanden erklären. Er halte es für völlig unmöglich, "im L(iterarischen) E(cho) für oder gegen einen Autor persönlich Partei ergreifen zu lassen, am wenigsten von einem nahen Bekannten u. Schüler dieses Verfassers, den man für mindestens ebenso parteiisch u. voreingenommen ansehen würde wie seine wissenschaftlichen Gegner. Ich habe alle möglich Sympathie für Prof. Litzmann, aber zu einer derartigen öffentlichen Parteinahme ist das L. E. nicht das Organ, um so weniger, als es im selben Verlag erscheint wie L(itzmann)s Bücher!" Im Fall von Willrath Dreesen hält E. einen unparteiischen Kritiker, der kein persönliches Interesse verfolgt, für unerlässlich. "Im anderen Falle liegt die Gefahr der enthusiastischen Überschätzung allzu nahe." Eine Ausnahme von dieser Regel gelte bei der Darstellung des "Gesammtschaffens eines Autors"; dazu sei nach E.s Meinung ein befreundeter Kritiker besser in der Lage. E. ist sich im Unklaren, um was es sich bei den Äußerungen zu Litzmann handeln solle. "Wenn seine Bücher da u. dort ungünstig besprochen worden sind, so beweißt das doch zunächst absolut nicht, dass man sie aus persönlicher Animosität abfällig beurteilt."Berlin, den 23.1.1907: E. teilt Enders mit, dass die "Mitteilungen der Literarhistorischen Gesellschaft Bonn" im "Echo der Zeitschriften" registriert würden. "Mehr zu thun, sind wir außer Stande, zumal hier nicht eigentlich eine Zeitschrift vorliegt, sondern ein im Buchhandel nicht erscheinender Privatdruck. Dass wir auch auf die Diskussion eines kleinen Zirkels im L(iterarischen) E(cho) näher eingehen sollen, können Sie wirklich nicht gut erwarten; und warum sollten diese Vorträge anders behandelt werden, als die zahllosen literarischen Vorträge, die den ganzen Winter über vielerorts öffentlich gehalten werden - in jeder Großstadt mindestens ein Dutzend". E. könne lediglich versprechen, eine kleine Notiz über die "Literarhistorische Gesellschaft Bonn" zu bringen. Er bedauert, dass Enders mit Leo Bergs Kritiken nicht einverstanden sei; er selbst können auch nicht allem zustimmen, "aber ich schätze ihn als eine scharfe, kritische Intelligenz u. als eine gänzlich unabhängige, jeder Clique, Gruppe oder Richtung fernstehende Persönlichkeit, die sich wohl mal verhaut, aber nie etwas gegen ihre Überzeugung schreibt. (...) wenn er (Berg) auf der einen Seite einem Raabe stets mit aufrichtiger Bewunderung gehuldigt hat, hat er beispielsweise ebenso gut das Recht, die hypertrophische Überschätzung eines Frenssen abzulehnen".
aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift
AbsendeortBerlin
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Abteilung
HH Schriftstellernachlässe