ObjektnummerFM.Film.17594
NO EXIT
Datierung2003
BeschreibungNico, Conni, Bibi, Fischi und Andre sind Kameraden. Das, was sie verbindet, ist außer gemeinsamen Erfahrungen in einem brutalen Milieu, wo Misshandlung, schwere Körperverletzung und sogar Totschlag zur Realität gehören, die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Werten wie Treue, Freundschaft und Geborgenheit. Nur in der Gruppe, in der "freien Kameradschaft", sind sie ganz bei sich selbst, können sie ihre verpasste Kindheit noch einmal nachholen.Doch ihre Träume von gesellschaftlicher Akzeptanz scheitern auch hier. Mühsam buchstabieren sie sie sich durch das Schulungsmaterial der NPD, stolpern über Begriffe wie "nationale Identität" und können sich auch über die politischen Inhalte nicht einig werden. Ihre Transparente gegen "Kinderschänder" enthalten Recht-schreibfehler, und ein Liederabend im Altersheim erregt nur deshalb keinen Widerspruch, weil die Zuhörer vermutlich taub sind.
Dies ist kein Film, der aus Neonazis Monster macht, kein Gruselfilm mit marschierenden Uniformträgern und grölenden Skinheads, sondern das facettenreich und einfühlsam gezeichnete Porträt einer Gruppe Jugendlicher aus Frankfurt /Oder, denen schon der Versuch auf nationales Heldentum mißlingt. Dennoch klammern sie sich an die Gruppe, weil es der einzige Halt in einem trostlosen Leben ist, das aus Enttäuschungen und Demütigungen besteht. Fast möchte man Verständnis und Mitgefühl aufbringen, da wird einem auch die Gefahr bewußt, die von diesen Dropouts droht: Fast beiläufig kommentiert einer der Protagonisten den grundlosen Angriff auf einen der Jugendlichen, den er dabei schwer verletzte: Nein, Reue empfinde er nicht. Das könne ihm schließlich genauso passieren. Da hätte derjenige eben Pech gehabt. Es sind diese Momente voller Hoffnungslosigkeit, in denen "No Exit" neben Mitleid auch Entsetzen produziert.
Karl Hermann
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
DialogtonDeutsch
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
FM Filme