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ALLE JAHRE WIEDER

Datierung1967
BeschreibungDieser Film will von erwachsenen Männern erzählen, denen es schwer fällt, "erwachsen" zu werden. Sie sind vierzig Jahre alt, haben es alle "zu etwas gebracht", kultivieren aber weiterhin jenen saloppen Lebensstil, der für ihre Jugendzeit charakteristisch war. Wesentliches Merkmal dieses Stils ist ein windschiefer Freiheitsbegriff. Freiheit - darunter versteht die "Clique" Ungebundenheit, Unabhängigkeit, Unbürgerlichkeit. Es ist bezeichnend, daß sich die etwas naive Antibürgerlichkeit dieses Freundeskreises in Verhaltensweisen äußert, die auch der Bürger praktiziert, wenn er seinen Kummer hat: Man betrinkt sich, schimpft auf private Miseren, protzt mit Affären oder pocht selbstgefällig auf eine Selbständigkeit, die auch von der Ehefrau nicht unterminiert werden kann. Fast alle Betroffenen glauben, daß ihnen der fehlerfreie Slalomlauf durchs Leben gelungen ist, und sie wollen es nicht wahr haben, daß sie bereits am ersten großen Hindernis - an der Ehe - gescheitert sind. Es ist typisch für ihre Mentalität, daß sie für Krisen oder das endgültige Scheitern der Ehe den Partner verantwortlich machen, daß sie Konsequenzen ausweichen und sich lieber mit einer Mischung aus Sentimentalität und Selbstmitleid auf die längst zugebauten Schauplätze einer Jugendzeit zurückziehen, die sich - so fragwürdig sie waren - in der Erinnerung immer mehr verklären. Hannes Lücke ist der Prototyp dieser verkorksten Gemeinschaft. Ihre Schwächen, die von einem gewissen Charme und einer zuweilen liebenswerten Naivität nicht abgefangen werden können, finden sich bei ihm in besonders reiner Form. - Darum steht er im Mittelplunkt der Geschichte. Hannes Lücke ist verheiratet, hat zwei Kinder, aber seine Ehe ist nicht mehr intakt. Er lebt seit Jahren getrennt von seiner Frau, hält aber die Bindung aus Bequemlichkeit, einem Rest von Zuneigung und der "Kinder wegen" aufrecht. Zwei-, dreimal im Jahr fährt er zum Anstandsbesuch in jene Provinzstadt, in der seine Familie und seine Verwandten leben. Es gehört zur Tradition, daß er vor allem während der Weihnachtstage bei den "Seinen" ist. Der Film zeigt, was während der Festtage in der Gesellschaft, die hier anvisiert wird, geschieht. Für Hannes Lücke ist die Heimfahrt zum ersten Mal mit Problemen verbunden. Seine junge Freundin begleitet ihn, ein emanzipiertes Mädchen, das den Weihnachtsfahrplan des Mannes genau kennt, aber nicht gewillt ist, die Feiertage allein in ihrer Wohnung zu verbringen. Sie nimmt das abgeschmackte Doppelzimmer im Hotel in Kauf, weil sie erwartet, daß ihr Geliebter endlich mit seiner Frau über die Lösung der Ehe diskutiert, und weil sie neugierig ist auf sein Milieu. Hannes Lücke macht im Verlauf der Geschichte keine entscheidende psychologische Wandlung durch. Er'bleibt "der Alte", der Mann, der im Festtagstrubel seine Probleme nur flüchtig anschneidet oder sie ganz verdrängt. Alles bleibt beim Status quo - dem Versuch der Frau, die Ehe zu reparieren, weicht er genauso aus, wie dem Drängen der Freundin. Diese Freundin geht freilich mit der Einsicht aus der Geschichte, daß die Welt, die sie kennenlernte, unehrlich ist. Daß zu dieser Welt auch der Geliebte gehört, ist sicher ihre bitterste Erkenntnis. Die Bestandsaufnahme, die der Film vornimmt, hat natürlich auch ihre komischen Seiten. Gewisse Situationen und Gepflogenheiten liefern nicht selten groteskes Material. In den Bereich der Komik gehört auch die Umgangssprache, die hier hauptsächlich von den Mitgliedern der "Clique" gesprochen wird: Eine Art Jargon voller Sprachklischees, Redensarten und Platitüden. Der Film will keine Anklage erheben, keine Schuldigen suchen und er will auf keinen Fall verall- gemeinern. Constantin Presseheft
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
  • Deutschland
FilmgenreDrama (Film)
FilmgenreFilmkomödie
FilmgenreMilieustudie
ObjektnummerFM.Film.1077
Abteilung FM Filme