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Die Jahre kommen und vergehn -- 
In dem Webstuhl läuft geschäftig
Schnurrend hin und her die  ...
Heinrich Heine
Die Jahre kommen und vergehn -- 
In dem Webstuhl läuft geschäftig
Schnurrend hin und her die  ...
Die Jahre kommen und vergehn -- In dem Webstuhl läuft geschäftig Schnurrend hin und her die Spule -- Was er webt, das weiß kein Weber.

Heinrich Heine

ObjektbezeichnungPorträtzeichnung
Dargestellt (1797-1856)
Künstler*in (1815-1892)
Datierung1851
Material/TechnikZeichnung mit Künstlersignatur und faksimilierten Versen "Die Jahre kommen und vergehen"
Maße(H x B) (mit Rahmen): 61 × 50,5 cm
Maße ohne Rahmen: 37,5 × 30,5 cm
Maße Bildfläche/painted surface: 46,5 × 32,5 cm
BeschreibungDie Porträtzeichnung stammt von Ernst Benedikt Kietz und zeigt Heinrich Heine im Jahr 1851. Mit geschlossenen Augen wird er als kranker Dichter dargestellt.
Heines Krankheit, die von den damaligen Ärzten als Syphilis diagnostiziert wurde, fesselt ihn die letzten acht Jahre seines Lebens ans Bett. Dies bezeichnet er selbst als seine Leidenszeit in der ‚Matratzengruft‘.
Der Zeichnung sind als Bildunterschrift einige faksimilierte Verse aus Heines ‚Romanzero‘ hinzugefügt:

Jahre kommen und vergehen --
In dem Webstuhl läuft geschäftig
Schnurrend hin und her die Spule --
Was er webt, das weiß kein Weber.

Im nachfolgend zitierten Brief an Michael Schloss in Köln vom 15. Februar desselben Jahres bezieht Heine den Frühling allegorisch auf sein Leben und Dichten.

Paris, 15. Februar 1851.

Hochgeehrter Herr!
Eine ganz besondere Unpäßlichkeit hat mich verhindert, Ihr werthes Schreiben früher zu beantworten, auch war ich früher nicht im Stande, Ihnen die beiliegenden Gedichte zu schicken, die Ihren Wünschen einigermaßen entsprechen dürften. Seit vielen Jahren mache ich keine sangbaren Lieder mehr in der frühern Weise; nur der Frühling u. der Sommer bringt Blumen, ich aber bin jetzt fünfzig Jahre alt u. seit drei Jahren bettlägerig, was keine lyrische Stimmung aufkommen läßt. Das erste der überschickten Lieder sind wirklich alte Klänge, die ich aus dem Gedächtnisse aufgefischt u. zugestutzt.
– Ob das zweite Gedicht Ihren Zwecken entspricht, weiß ich nicht im Voraus; nur ein sehr geistreicher Componist dürfte sich an diese Rhythmen wagen. Dagegen glaube ich Ihnen im dritten Gedichte, das ich erst dieser Tage geschrieben, etwas sehr Componirbares gegeben zu haben; nur muß der Componist verstehen, was hier im Dunkeln vorgeht, u. die Steigerung der schwülen Stimmung, die bis zur größten Leidenschaftlichkeit aufschreit u. nachher doch wieder ruhig abgedämpft wird, einigermaßen wiedergeben. Jedenfalls sind hier Motive, welche einen Musiker anreizen.
Ich danke Ihnen für die letzte Büchersendung; ich werde Ihnen dieser Tage die Bücher zurückschicken u. eine größere Liste von Büchern, die mir allenfalls zusagen, beifügen; ich wünsche nicht, daß Sie mir zur Completirung einer Sendung etwas mitschicken, was ich nicht verzeichnet habe.
Empfangen Sie, hochgeehrter Herr, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung u. Ergebenheit.

Heinrich Heine.

Auch wenn Heine im Brief schreibt, „nur der Frühling und der Sommer bringt Blumen“ und weiter ausführt, er mache „seit vielen Jahren […] keine sangbaren Lieder mehr in der frühern Weise“, sind heute über 150 Gedichte aus seinen letzten Lebensjahren überliefert. Heine ist bis zuletzt literarisch sehr produktiv und diktiert, als er aufgrund seiner Lähmung nicht mehr selbst schreiben kann, seine Werke einem Schreiber.

Die genannten Gedichte, die er Michael Schloss zusendet, möchte der Musikverleger Schloss bei einem Kompositionswettbewerb in der ‚Rheinischen Musikzeitung für Kunstfreunde und Künstler‘ vertonen lassen.
Heine steht in regelmäßigem Kontakt mit Michael Schloss. So lässt er sich über ihn deutsche Bücher aus der Leihbibliothek Schloß nach Paris schicken.
KlassifikationGrafik - Zeichnung
Entstehungsort
  • Paris
  • Ville de Paris, Département de
  • Île-de-France
  • France
ObjektnummerHHI.MUS.XVI.70899
Abteilung HH Museum