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ObjektnummerHHI.AUT.69.2083.1

Korrespondenz von Eduard Steinbrück an Unbekannt

Verfasser*in (1802 - 1882)
Empfänger*in
Erwähnt (1809 - 1847)
Erwähnt (DE, 1804 - 1874)
Dargestellt (1809 - 1895)
Dargestellt (1814 - 1895)
Datierung03.02.1878
BeschreibungDer Brief schildert rückblickend das Zusammenleben der Künstler und Kunstfreunde Düsseldorfs und enthält u.a. eine Schilderung der musikalischen Soireen mit Mendelssohn Bartholdy und anderen im Hause von Woringen (s. auch die Audiodatei mit einem Ausschnitt zum Anhören) :

"Das Haus des Präsidenten v[on] Woringen stand in Düsseldorf von jeher in dem Ruf eines sehr kunstliebenden, besonders sehr musikalischen, er war mit dem damaligen Director der Kunstakademie Schadow befreundet u[nd] mit ihm verkehrten viele jüngere Künstler dort, namentlich J. Hübner u[nd] T. Hildebrandt. Die beiden Töchter Elise u[nd] Rosa sangen Alt u[nd] Sopran und der Sohn Ferdinand hatte eine vortreffliche Tenorstimme u[nd] sang gewöhnlich auf den Rheinischen Musikfesten zu Pfingsten die Soli's in den Oratorien. So kam es denn[,] dass später Felix Mendelssohn bei seinem etwa dreijährigen Aufenthalt in Düsseldorf als städtischer Musikdirector viel in diesem so musikalischen Hause verkehrte. Damals war ich bereits Mitbewohner desselben Hauses u[nd] das hatte sich folgendermaßen gestaltet. Es zog mich nach Düsseldorf zurück. Im August 1833 langte ich mit Frau u[nd] meinem Töchterchen, meiner Elise, dort an, auf gut Glück, mir eine Wohnung zu suchen. Miethwohnungen, einigermaßen anständig waren damals sehr selten in D[üssel]dorf indeß man machte mir Hoffnung dass ich in dem v[on] Woringenschen Hause vielleicht ein Unterkommen finden werde! Ich ging ohne weiteres dahin und der alte freundliche Herr Präsident war sofort bereit mich aufzunehmen u[nd] mir die obere Etage bei sich einzuräumen, die Miethe zu bestimmen überließ er mir! War ich ihm doch als Künstler unter jeder Bedingung willkommen. Mendelssohn wohnte bei Schadow's, kam aber, besonders Winters fast jeden Abends zu Woringens und ich als Hausbewohner verfehlte dann selten mich einzufinden. Sie mögen sich denken, welch genußreiche Stunden ich da erlebte! Alles was Felix in jener Zeit componirte[,] seine Lieder ohne Worte, seine Vocal-Quartette; Entflieh mit mir u[nd] sei mein Weib, Heine-Lieder, einzelne Stücke aus dem Paulus brachte er selbst dort zuerst zum Gehör, alles ward prima vista vom Blatt gesungen u[nd] er selbst übernahm in den Quartetten die fehlende Baßstimme, wiewohl er einen zarten Tenor sang. An solchen Abenden nahm dann auch das Ehepaar Dr. Backhausen u[nd] Frau theil. Er war Homöopath u[nd] Leibarzt der Frau Prinzessin Friedrich v. Preußen, die in D[üssel]dorf mit ihrem Gemahl u[nd] 2 Söhnen Prinz Alexander u[nd] Georg residirte. Sie war eine geborene Schleiden aus Bielefeld wenn ich nicht irre und sie hatte eine Schwester Angelika, die später auch nach D[üssel]dorf kam. Diese wurde in einigen Jahren unsere Frau v[on] W[oringen] indem sie den Bruder jenes Ferdinand v[on] W[oringen] heirathete, der Franz hieß und zuletzt Professor an d[er] Universität in Freiburg war.

[Bild]

Da heut zu Tage kaum etwas ohne Illustration sein darf so füge ich obige Skizze aus einem alten Skizzenbuch bei, welche 3 Zuhörerinnen in einem Mendelssohnschen Concert darstellt.
Die Mittlere ist die hoch u[nd] schlank gewachsene Frau v[on] W[oringen,] damals noch Angelika Schleiden[,] ernsthaft zuhörend[,] die rechts von ihr, vorgebeugte ihre Schwester[,] die Fr[au] Dr. Backhausen und die sanft entschlummerte links die Frau Pauline Hübner geb. Bendemann."
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang1 eigenhändiger Brief ohne Unterschrift, 1 Doppelblatt, 4 beschriebene Seiten, 1 aufgeklebte eigenhändige Zeichnung (Angelika von Woringen, Malwine Backhausen, Pauline Hübner lauschen einem Hauskonzert Felix Mendelssohn Bartholdys)
EmpfängerortBremen
AbsendeortLandeck i/S.
PublikationenAuszug und Abbildung in:
Christian Liedtke: Die Mendelssohn-Sammlung im Archiv des Heinrich-Heine-Instituts. ¿ In: ¿Übrigens gefall ich mir prächtig hier.¿ Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf. Herausgegeben von Bernd Kortländer. Düsseldorf: Heinrich-Heine-Institut 2009, S. 165-176, hier S. 171 ff.
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