Object numberFM.Film.58004
DEUTSCHLANDSPIEGEL 301
Regie
Unbekannt
Date1979
Description"01. Jahr des Kindes(Achtung: Teilweise Archivmaterial DSP 191, 192, 222, 225, 252, 257, 263, 286, 288, 298 Bitte jeweils Schnittkopie prüfen!!) Asiatisches Kindergesicht bildfüllend. Kindergesichter Großaufnahmen lachend, weinend. Kind getragen auf dem Rücken der Mutter. Kinderfotos auf Weltausstellung der Fotografie.
S/W: Zwillingsmädchen in Badewanne. Asiatische Kinder,
Col: Kind auf Pferdekarussell. Negerjunge mit MP.
S/W: Hungerkinder der 3. Welt.
Col: Negerjunge mit traurigen Augen. Kinderstudie auf Spielplatz. Ballspiel auf Bolzplatz. Baden. Spaziergang mit Eltern. Strafjustizgebäude Hamburg. Junge geht zwischen Vater und Mutter langen Flur entlang. Blondes Mädchen, groß. Kleines blondes Mädchen auf Klettergerüst. Kindergartengruppe auf Spaziergang (Gehend zu Standfotomotiv wiederholt sich im Film). Kinder spielen in Kindergarten, Vater schiebt Kinderwagen. Kinderbadeleinen. Betonwohnburgen. Spielplätze. Grillen im Freien. Kinder werken auf Abenteuerspielplätzen. Hinterhofspiele. Kinder beim Ballspiel auf Verkehrsstraße. Fahrradfahren zwischen Autos. Kinder mit Schulranzen laufen nach Hause. Fotos: Unglücksfälle mit Kindern. Spiel des Verkehrskaspers. Aufgeregte Kinder als Zuschauer. Polizisten erteilen Kindern Verkehrsunterricht. Polizisten überqueren mit Kindern die Straße auf Fußgängerüberweg. Schulanfänger mit leuchtend gelben Kopfbedeckungen. Ampel springt auf Grün. Verkehrsspielplatz. Schularzt beim Untersuchen der Kinder. Wiegen, Abhören, Hör- und Sehtest. Schulsport in Halle. Ballspiel. Hochsprung. Weitwurf, Laufen. Smog. Schornsteine über Stadt. Autos in Parkhaus. Ältere Schüler weiterführender Schulen auf Schulhof. Schüler in Cafeteria. Großaufnahmen von Kindern. Klasse. Unterricht in Sonderschulen mit geistig und körperlich behinderten Kindern. Gesunde Kinder spielen mit kranken Kindern. Gemeinsamer Unterricht. Blindes Kind mit Lesegerät. Trampolinspringen. Blindes Kind läuft. Kinder in Klinik. Arzt am Krankenbett von Kind. Malwand im Krankenhaus. Eltern in Krankenzimmer des Kindes. Spielen mit Kind. Füttern und Waschen. Familien bei Spaziergang. Fahrradtour. Spaziergang mit Kinderwagen. Fußballspiel auf Wiese mit Vater, Mutter und Kindern. Kinder in Sandkasten. Campingplatz. Baden im Meer. Kinder am Strand. Kinder lassen Luftballons steigen. Kinderfest: Fahren in Kinderbahn. Hüpfballspiel, Fußballschießen in Torwand. Malen an Malwand. Kinder auf Spielgerüst kletternd.
(363 m)
Sprechertext
Kinder dieser Welt - im Spiegel der diesjährigen Weitausstellung der Fotografie. Das Jahr 1979 wurde von den Vereinten Nationen zum "Jahr des Kindes" bestimmt. Die Welt soll kinderfreundlicher werden. Gründe dafür gibt es mehr als genug. Insgesamt 1,3 Milliarden Kinder leben gegenwärtig auf der Erde. Rund die Hälfte von ihnen leidet an irgend einem Mangel: an schlechter Ernährung und Pflege, an Krankheiten, an fehlender Zuneigung und Liebe.
Dieser Deutschlandspiegel berichtet über die Kinder in der Bundesrepublik. Ihnen fehlt es weder an Nahrung noch an medizinischer Betreuung. Aber auch für die mehr als 12 Millionen westdeutschen Kinder unter 15 Jahren ist das "Internationale Jahr des Kindes" von Bedeutung. Die Welt wird von Erwachsenen gestaltet und regiert. Da bleiben die besonderen Rechte und Bedürfnisse der Kinder häufig unberücksichtigt.
Ist die Bundesrepublik kinderfreundlich? Was tut der Staat für die Kinder? Fragen, auf die diese Bestandsaufnahme antworten soll. Wir werden sehen, daß das Kind ernst genommen wird, sein Lebensraum in Familie, Gesellschaft und Staat erweitert und rechtlich abgesichert ist.
Ein neues Gesetz hat die Stellung des Kindes erheblich verbessert. So hat es vom 14. Lebensjahr an ein gesetzliches Mitspracherecht bei seiner Erziehung und bei der Berufswahl. Und nach einer Scheidung der Eltern kann es bestimmen, bei welchem Elternteil es leben will.
Trotzdem: eine heile Kinderwelt gibt es nirgendwo. Welche Chancen hat dieses Mädchen? Wie hilft die Gesellschaft den Kindern, sich auf das Leben vorzubereiten?
Kinder in der Bundesrepublik. Wie reagieren sie auf den Lebensraum, den ihnen die Erwachsenen zuweisen?
Das große Problem: wenn Vater und Mutter arbeiten, bleiben die Kinder am Tage sich selbst überlassen. Wo finden sie Wärme und Geborgenheit, die nur eine Familie geben kann, Hier richteten sich Kinder ein eigenes Zuhause ein. Sie haben ihre eigenen Wünsche. Die Erwachsenen sollten sie berücksichtigen. Kleine Berliner bastelten diese Model le - eine kindliche Gegenwelt zur kalten Zweckmäßigkeit des modernen Wohnungsbaus.
Stadtplanung und Wohnungsbau stellen sich nun stärker auf die Bedürfnisse von Kindern ein. Kinder sollten möglichst ihr eigenes Zimmer haben. Im Häusermeer der deutschen Städte werden mehr Spielplätze gebaut. Sie dürfen nicht zu funktional, zu "vernünftig" angelegt sein. Sonst nehmen die Kinder sie nicht an.
So wollen Kinder spielen und toben. Eltern wissen das. So greifen sie entweder zur Selbsthilfe oder eine kinderfreundliche Stadt hilft. Am Rande der großen Siedlungen, aber auch in den Großstädten selbst, beginnen sie, sogenannte Abenteuer-Spielplätze zu bauen, auf denen sich Bewegungsdrang und Phantasie der Kinder entfalten können.
Die Zeiten der alten Hinterhöfe sind allmählich vorbei. Kinder haben Anspruch auf einen Platz, wo sie sich austoben, wo sie frei von den Gefahren der Straße spielen können.
Die Öffentlichkeit kümmert sich darum, daß diese Situation verbessert wird. Ein Beispiel: Mietshausbesitzer sind seit kurzem verpflichtet, einen Spielplatz einzurichten. Diese Bestimmung gilt in einigen Bundesländern sogar rückwirkend, das heißt: auch hinter alten Mietshäusern müssen Spielanlagen gebaut werden.
Kinder in der Bundesrepublik. Auch sie zahlen den Preis, den eine motorisierte Wohlstandsgesellschaft fordert.
Der Trend geht von der autogerechten zur menschengerechten Stadt: man muß dafür sorgen, daß die Stadt auch kindgerecht wird.
Die Autofahrer müssen erzogen werden, auf den überfüllten Straßen der Bundesrepublik mehr auf die Kinder zu achten. Aber auch die Kinder selbst müssen verkehrssicher werden. Bei Verkehrsunfällen von Kindern besetzt die Bundesrepublik international einen wenig schmeichelhaften Spitzenplatz.
Der "Verkehrskasper", ein Puppenspiel mit Lehrcharakter, ist eine vielerorts angewendete Methode, Kinder frühzeitig mit den Gefahren des Verkehrs vertraut zu machen. In den meisten Grundschulen ist Verkehrsunterricht ein Pflichtfach.
Für Erstklässler verwandeln sich Polizeibeamte in Puppenspieler und bringen den Kindern spielend die notwendigen Verhaltensregeln bei.
Auch der Unterricht "vor Ort", auf der Straße, gehört zur Aktion "Sicherer Schulweg". Wichtigste Übung: wie kommt man sicher über die Straße.
In vielen Schulen werden Straßenpläne ausgegeben, auf denen der beste Schulweg eingezeichnet ist. Die Schulanfänger erhalten Mützen und Kopftücher in Signalfarben, damit sie von Autofahrern rechtzeitig bemerkt werden.
Fortgeschrittene Schüler üben auf einem für sie eingerichteten Verkehrsgelände. Hier werden sie mit der Autofahrer-Psychologie bekannt gemacht und lernen, sich als Fußgänger, Rad- oder Mofafahrer im Straßenverkehr zu bewegen.
Kinder in der Bundesrepublik. Wie sieht es mit ihrer Gesundheit aus? Werden sie fertig mit Leistungsdruck und Konkurrenzkampf an den Schülen?
Die wiederkehrende ärztliche Untersuchung ist in allen deutschen Schulen obligatorisch. Dabei werden besonders in Großstädten bei vielen Schülern neben anderen Mängeln auch Haltungsschäden festgestellt - eine Folge fehlender Bewegung.
Deshalb muß Schulsport ernst genommen werden. Gesundheit bleibt das wichtigste Gut.
Regelmäßiger Sport ist für die Entwicklung des Kindes ebenso wichtig wie jedes andere Unterrichtsfach. Wie in allen modernen Industriegesellschaften wirkt sich auch in der Bundesrepublik der Leistungsdruck auf die Kinder aus.
Auch in den deutschen Schulen ist das Pensum größer geworden. Nur wer einen guten Schulabschluß erreicht, hat Chancen auf ein Studium oder auf einen qualifizierten Ausbildungsplatz. Besonders in den weiterführenden Schulen klagen die Schüler über einen verschärften Konkurrenzkampf um die bessere Note.
Die Gesamtschule, ein immer noch heiß diskutiertes Schulexperiment in Deutschland, will das Lernen menschlicher machen und soziale Chancengleichheit herstellen. Der Schüler kann zwischen einer Vielzahl von Pflicht- und Neigungskursen frei wählen und auf diese Wei se seine schulische Ausbildung mitbestimmen.
Besondere Fürsorge muß den behinderten Kindern zugewendet werden.
In der Bundesrepublik gibt es rund 300.000 korperlich und geistig behinderte Kinder. Sie brauchen Liebe und Verständnis. Ihre Lebenschancen müssen durch ihre Eingliederung in die Welt der Gesunden verbessert werden.
In manchen Schulen werden behinderte und gesunde Kinder schon gemeinsam unterrichtet. Einfallsreiche Hilfsgeräte ermöglichen es zum Beispiel blinden Kindern, dem Unterricht zu folgen.
Sogar Sport ist bei entsprechender Hilfestellung möglich. Und auch nötig, um das Selbstwertgefühl der behinderten Kinder zu heben.
Kinder in der Klinik, in einer ihnen fremden, beängstigenden Welt. Heute weiß man, daß ein Krankenhausaufenthalt oft bleibende seelische Schäden bei Kindern verursachen kann. Das Krankenhaus kinderfreundlich zu machen, damit beginnt man jetzt auch in der Bundesrepublik. Hier finden die kleinen Patienten ihre gewohnte Umwelt wieder: bunte Wände, die sie selbst bemalen, ein Krankenzimmer, in dem sie mit ihrem eigenen Spielzeug spielen dürfen. Und das Wichtigste: ihre Mutter ist bei ihnen.
Mutter oder auch Vater schlafen neben ihrem Kind und versorgen es tags und nachts. Die Erfahrungen in dieser Münchener Kinderklinik beweisen: wenn die Eltern dabei sind, verliert das Krankenhaus viele seiner Schrecken für das kranke Kind.
Kinder in der Bundesrepublik. Im Aufruf der Vereinten Nationen zum "Jahr des Kindes" heißt es, Kinder sind der kostbarste Reichtum eines Landes. Gilt diese These auch in Deutschland?
Die Familie steht in der Bundesrepublik unter dem besonderen Schutz der Verfassung. Auch gibt es materielle Unterstützung: zum Beispiel Kindergeld und verbilligte Wohnungen für kinderreiche Familien. Trotzdem hat die Bundesrepublik eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt.
Ein Grund für die mangelnde Bereitschaft zum Kind liegt darin, daß viele Bundesbürger durch Kinderreichtum einen sozialen Abstieg befürchten. Kinder kosten Geld. Trotz Kindergeld und sonstigen Förderungen muß dieFamilie in der Bundesrepublik - ebenso wie in jedem anderen Land - Opfer bringen, wenn sie Kinder hat.
Jeder fährt gern in den Urlaub. Wer mehrere Kinder hat, dem fällt das schwer. Denn Reisen mit Kindern sind teuer und für manche kinderreiche Familie unerschwinglich. Aber es gibt Ferienlager für Kinder und Jugendliche, außerdem Jugendherbergen, das sind billige und für junge Leute bestimmte Hotels.
Wer zu Hause bleiben muß, soll auch sein Ferienerlebnis haben. Nach dieser Einsicht handelt eine von Jahr zu Jahr wachsende Zahl von Städten und Gemeinden. Sie lassen sich einiges einfallen, um die daheimgebliebenen Kinder mit Spaß, Spiel und Unterhaltung für den entgangenen Urlaub zu entschädigen.
,Kinder in der Bundesrepublik: diese Bestandsaufnahme im "Jahr des Kindes" zeigt, daß die kinderfreundliche Welt auch heute noch nicht erreicht ist. Aber sie zeigt auch, daß die Bereitschaft gewachsen ist, sich den Kindern wieder stärker zuzuwenden und ihnen jene Rechte zu verschaffen, auf die sie nicht nur im "Jahr des Kindes" einen Anspruch haben."
(Quelle: Das Bundesarchiv, Jan 2019)
"Jahr des Kindes 1979: Welt soll kinderfreundlicher werden; Bericht über Kinder in der Bundesrepublik; Gesetzte, Stadtplanung, Verkehrssicherheit, Schule, Krankenhäuser, Freizeit im Bezug auf das Thema Kinder."
Quelle: Filmmuseum Düsseldorf, Luise Grewer, Jan 2019.
Klassifikation(en)
Produktionsland
FilmgenreMonatsschau
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Department
FM Filme