Object numberBEN.GKM-GR-2017/2
Entwurf für zwei Jardinieren
KurztitelEntwurf für zwei Jardinieren
NameEntwurf
Dateum 1800
MediumAquarell über Vorzeichnung in Bleistift, Feder in schwarz, auf PApier
DimensionsBlattmaß: 30 x 42,6 cm
DescriptionIm späten 18. Jahrhundert wurde es in Europa üblich, Topfpflanzen in privaten Innenräumen aufzustellen. Hierfür verwendete man zunächst sogenannte cache-pots (buchstäblich ein Topf, in dem ein anderer versteckt wurde) aus Porzellan. Aus diesen entwickelten sich dann aufwendig gestaltete Jardinieren (franz. Gärtnerin) in Form von Kästen und Schalen auf Säulen oder Ständern, oder Tischchen mit eingelassenen Zinkwannen. Um die Wende zum 19. Jahrhundert kamen abgestufte, später auch mannsgroße Konstruktionen aus edlen Hölzern mit vergoldeten Appliken in Mode, die es ermöglichten, exotische Pflanzen auf mehreren Etagen zu präsentieren. Diese wurden im Zentrum eines Salons oder vor bodentiefen Fenstern aufgestellt. Den Höhepunkt ihrer Beliebtheit erreichten diese Stellagen im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts; sie waren aber bis in die zweite Jahrhunderthälfte hinein verbreitet. Unser Blatt zeigt zwei dieser besonders opulenten Jardinieren, bei denen die Blumen auf vier Etagen aufgestellt sind (Abb. 22). Bei der linken (Nr. 97 – mit einer Glasschale im Inneren) wachsen sie auch aus seitlichen Füllhörnern und im unteren Becken des bekrönenden Springbrunnes. Einige der bekanntesten Entwürfe für diesen Typus lieferte der Architekt und Möbeldesigner Charles Percier (1764–1838) in seinem Stichwerk „Recueil de décoration intérieure“, das er 1812 gemeinsam mit Pierre Fontaine (1762–1853) veröffentlichte. Ihre Jardiniere auf Tafel X zeigt einen ganz ähnlichen Aufbau und diente wohl als Inspiration für den vorliegenden Entwurf. Das Glasbecken erweist sich hier als Aquarium für Goldfische, und über der oberen großen Schale erhebt sich anstelle des Brunnes eine Statue der Göttin Hebe über einem Vogelkäfig. Die rechte Jardiniere (Nr. 98) nimmt dagegen Elemente vom Entwurf auf Tafel LIV auf. Anstelle der Voliere im unteren Bereich wurden bei dieser hier Büsche eingepflanzt. Die figürlichen Dekorationselemente bei Percier sind bei unseren Zeichnungen einem schlichteren ornamentalen Dekor gewichen.
Es ist nicht klar aus welchem Material die Blumenständer sein sollen; die weiße Farbe lässt an Marmor denken, es ist aber wohl eher hell gefasstes Holz gemeint. Auch der Zweck der Zeichnungen ist ungewiss. Es könnte sich um Vorlagen für ein Musterbuch wie das Perciers, oder für eine Zeitschrift handeln, wie die Folge „Collection de Meubles et Objets de Goût“, die 1796–1830 erschien, und die den höfischen Einrichtungsstil einer großbürgerlichen Käuferschaft schmackhaft machte. Denkbar ist auch, dass das Blatt eine Zeichnung nach einer gedruckten Vorlage ist, oder aus einem Musterbuch für Kunden einer Möbelwerkstatt oder einer Kunstgewerbeschule stammt.
(Silke Tofahrn, in: Stiftung Roland Weber für Schloss Benrath. Erwerbungen 2006-2020, Düsseldorf 2021)
ClassificationsMalerei - Malerei auf Papier - Aquarell
Copyright DigitalisatFoto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Bibliography TextPierre François Léonard Fontaine und Charles Percier: Recueil de décorations intérieurs comprenant tout ce qui a rapport à l'ameublement comme vases, trépieds, candelabres, cassolettes, lustres, girandoles, lampes, chandeliers, cheminées, feux, poêles, pendules, tables, secrétaires, lits, canapés, fauteuils, chaises, tabourets, miroirs, ecranse (...), Paris 1812; Peter Thornton: Innenarchitektur in drei Jahrhunderten. Wohnungseinrichtung nach zeitgenössischen Zeugnissen von 1620 - 1920, Herford 1985, S. 229.Published ReferencesSilke Tofahrn, in: diess. (bearb.): Stiftung Roland Weber für Schloss Benrath. Erwerbungen 2006-2020, Düsseldorf 2021, S.58f und Abb. 22.
Institution
Stiftung Schloss und Park Benrath
Department
Museum für Gartenkunst
Credit LineStiftung Roland Weber für Schloss Benrath
ProvenanceWohl aus dem Archiv des Ateliers von Jacob-Desmalter (1770-1841) in Paris.
Blatt stammt aus einer französischen Sammlung.
Blatt stammt aus einer französischen Sammlung.
ca. 1850–1900
12. Jahrhundert oder später
Unbekannt
Wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Adrian Zingg
wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert