Object numberKA (FP) 3665 D
Die Jungfrau und Kind, mit der Katze und der Schlange
TitelThe Virgin and Child with the Cat and the Snake
NameTiefdruck
Künstler*in
Rembrandt Harmenszoon van Rijn
(NL, 1606 - 1669)
Date1654
MediumRadierung
DimensionsPlattenmaß: 9,5 x 14,4 cm
Blattmaß: 9,7 x 14,7 cm
DescriptionDas Christuskind eng an die eigene Wange geschmiegt sitzt Maria auf dem Boden einer Stube. Der Wohnraum wird durch ein loderndes Kaminfeuer erwärmt. Aus einer geöffneten Holztruhe quellen Gewänder. Auf der Fensterbank darüber steht eine Schüssel mit einem Löffel. Im Rücken der Muttergottes befindet sich ein Bleiglasfenster hinter dem Josef zu sehen ist, der von Draußen mit leicht gesenktem Kopf in den Innenraum blickt. In einer Ecke steht ein gepolsterter Stuhl, an dessen Beinen eine Katze liegt. Die gesamte Szene wirkt ausgesprochen häuslich und familiär. Es handelt sich dabei jedoch weder um eine Alltagsszene noch eine einfache Marien-Darstellung, sondern um eine erzählende Szene mit vielfachen heilsgeschichtlichen Bezügen.Blattmaß: 9,7 x 14,7 cm
Die auf dem blanken Boden kauernde Muttergottes entspricht dem Typus der ¿Madonna dell¿Umiltà", der demütigen Madonna. Dieser ist bereits im 14. Jahrhundert auf italienischen Andachtsbildern zu finden. Voller Demut und Kummer ahnt sie die Passion ihres Sohnes voraus. Sie nimmt nicht auf dem, unter einem Baldachin postierten, Armlehnstuhl Platz. Dieser würde sie als Himmelskönigin ausweisen und wäre ein Vorzeichen auf ihre kommende Himmelfahrt. Das innige Zueinander von Mutter und Kind ist nahezu ein wortwörtliches Zitat eines Kupferstiches aus der Werkstatt Andrea Mantegnas (1431 ¿ 1506). Die Arbeit Die Jungfrau mit dem Kind weist nicht nur Ähnlichkeiten bei der Positionierung der Körper auf, sondern Rembrandt scheint sich auch am Stil des italienischen Meisters orientiert zu haben. So definiert er Formen mit Hilfe von systematischen Parallelschraffuren und ohne dominante Umrisslinien.
Maria tritt mit ihrem Fuß auf eine Schlange. Ein Motiv, das in der kirchlichen Bildtradition darauf anspielt, dass Maria, als neue Eva, mit der Geburt des Messias die Überwindung des Bösen und die Erlösung von der Erbsünde eingeleitet hat. Diese wird im Protoevangelium in Gen 3,15 eindrücklich beschrieben: ¿Ich will Feindschaft setzten zwischen dir und deinem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen." Neben der Schlange darf in diesem Kontext auch die Katze als Verkörperung Satans verstanden werden, als dessen Sitz im Volksglauben der Kamin galt. All dieser Boshaftigkeit stellt sich die Jungfräulichkeit Mariens entgegen. Das Fenster, ein Symbol der Reinheit, bildet zugleich eine Aureole um ihren Kopf. Die von Rembrandt kreisförmig um ihr Haupt angelegten Linien verstärken diesen Effekt. Ein vergleichbares Motiv findet sich auf einer Zeichnung, die beinahe zehn Jahre zuvor, gegen 1645, entstanden ist. Dieser Bildaufbau basiert auf Vorbildern der altniederländischen Malerei. So ordnet der Meister von Flémalle bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts Alltagsgegenstände so an, dass sie den Strahlenkranz der Muttergottes umreißen.
Ganz explizit wird Rembrandt, wenn er Josef, der zwar Teil der Familie ist, aber keinen Einfluss auf die unmittelbare Heilsgeschichte hat, aus dem Raum verbannt. Korrekturen rechts vor dem Kamin lassen vermuten, dass Josef ursprünglich ebenfalls mit in der Stube war. So hat es Rembrandt auf einem Gemälde der Heiligen Familie von 1646 umgesetzt.
Auch hier versteht es Rembrandt virtuos eine innige, geborgene und familiäre Atmosphäre zu schaffen, durch die dennoch die dunkle Vorahnung über den bevorstehenden Märtyrertod Christi in den Gesichtern seiner Eltern durchscheint.
Die Radierung zählt zu einer 1654 gefertigten Reihe von sechs Arbeiten, die Bilder aus dem Leben des jungen Jesu Christi zeigen. Abgesehen von einem Passions-Zyklus aus der gleichen Zeit kommen druckgraphische Serien im Werk Rembrandts nicht vor. Solche zu Folgen zusammengefügter Einzelwerke sind auf dem Gebiet der Druckgrafik nicht unüblich. Weshalb Rembrandt jedoch darauf verzichtete, lässt sich nicht sagen. Typisch für Rembrandt ist die enge Auseinandersetzung mit Meisterwerken von bedeutenden Vorgängern. Ab den 1650er Jahren versucht er immer häufiger diese zu übertreffen. Gerade dieser Umstand macht seine Blätter für Kunstsammler noch interessanter.
Max Nalbach
ClassificationsGrafik - Druckgrafik
Copyright DigitalisatFoto: Horst Kolberg
Exhibition Historymkp, Das Rembrandt-Experiment (9.3. - 24.6.2018)
Institution
Kunstpalast
Credit LineKunstpalast; Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf
Markingsverso Kunstakademie Düsseldorf Kupferstich Cabinet; Leihgabe des Feistaates Preussen
kein WZ
ca. 1480
ca. 1400
ca. 1360