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Cover von "Sieh das, das Alter", Dittrich Verlag 2003.
15 Sieh da, das Alter.
Cover von "Sieh das, das Alter", Dittrich Verlag 2003.
Cover von "Sieh das, das Alter", Dittrich Verlag 2003.

15 Sieh da, das Alter.

UntertitelTagebuch einer Annäherung
Autor*in (DE, geboren 1930)
Datierung2003
BeschreibungDas Buch ist eine weise Meditation über das Altern und die Bedeutung des Lebens, nach Art eines Diariums mit datierten Einträgen. Gleich im ersten Satz wird die Richtung vorgegeben – in einer für Bachér typischen, nämlich ebenso lakonischen wie prägnanten Art und Weise: "Es ist Sommer und ich bin in Italien und die Frage nach dem Alter ist nicht mehr zu umgehen." Einerseits also ist die Situation durchaus angenehm, Italien, die Sonne, das Leben ist schön, andererseits, fast unbemerkt, ist die Realität des Alters (Bachér ist zu diesem Zeitpunkt 73 Jahre alt) unleugbar geworden.

Anhand etruskischer Fresken reflektiert Bachér über die urtümliche Kosmoseinheit dieses Volkes, die sich darin wiederspiegelt. Die Römer jedoch haben die Etrusker ausgemerzt: Der Naturzustand, und damit die Einheit des Menschen mit seiner Umgebung, wurde vertilgt von Rationalität und politischen Machtansprüchen. Schon Cicero, den Bachér zitiert, schien das zu begreifen: "Da die Etrusker sich in allem mit den göttlichen Absichten verbunden sahen, waren sie überzeugt, dass Ereignisse nicht deshalb etwas bedeuten, weil sie stattgefunden haben, sondern dass sie stattfinden, um etwas zu bedeuten."

Bachér sieht sich dem etruskischen Denken näher als dem römischen, sie deutet es so: "Nichts war absichtslos und sinnlos für die Etrusker. Was geschah, geschah, damit es etwas bedeutete. Die Folge war wichtig. Was sich ereignete, hatte Sinn, Gewissheit, verbunden zu sein mit allem, was existierte. Im Gegensatz dazu steht nun unsere Beliebigkeit, mit der wir so vieles betrachten und die uns dazu bringt, zwanghaft immer wieder alle Regeln und Gesetze zu verändern auf der Suche nach einer Verbindlichkeit, die wir längst aufgaben."

Mit dieser mildkritischen, analytischen Distanz betrachtet die Autorin in der Folge die Tagesereignisse, ob politische oder alltägliche, und sie richtet den Blick auf ihre Lübecker Kindheitserinnerungen, forscht in den Annalen ihrer Familiengeschichte, um eventuell ein Buch darüber zu schreiben.

Sie sondiert also Geschichte und Alltag unter dem Eindruck unserer Endlichkeit. Am Schluss des Buches resümiert sie: "Die Grenze zu dem Land, in dem ich früher lebte, hat sich hinter mir geschlossen. Ich bin im Alter angekommen. Ich richte mich ein, aber nicht auf Dauer. Aufmerksam leben, als ob ich eine Schlange beobachte."

Erschienen im Dittrich Verlag, Köln 2003.

KlassifikationDruck- und Schriftgut - Buch (gedruckt)
Anzahl/Art/UmfangBuch
ObjektnummerHHI.2015.G.4000.15