ObjektnummerTM_AU.SHD17647-5_56-58
Brief von Louise Dumont an Gustav Lindemann
UntertitelBrief 9
ObjektbezeichnungBrief
Absender*in
Louise Dumont
(DE, 1862 - 1932)
Empfänger*in
Gustav Lindemann
(DE, 1872 - 1960)
Erwähnt
Max Trinkaus
(1866-1929)
Erwähnt
Henry van de Velde
(Antwerpen 1863–1957 Zürich)
Erwähnt
Louise Halffter
Erwähnt
Wilhelm Marx
(1851 - 1924)
Erwähnt
Karl Heynen-Dumont
(geboren 1883)
Datierungca./ c. 1905
BeschreibungTranskription: <1905>
Du grollst mir, Lieber -
und solltest Mitleid mit mir haben, weisst Du denn, was mich das kostet - nein Stärke ists nicht, "Schwäche"! wäre ich ganz stark, dann wäre mir doch Alles eins und ich lebte nur meinem Gefühl, Alles dafür vergessend!
So aber: elend feige bin ich, ängstlich schwach für Dich nur für Dich - ich habe mir nun einmal geschworen: diese Woche fern zu bleiben, um Deine Autorität dort nicht um einen Schatten zu beeinträchtigen |
und ich müsste mich verachten, hielte ich nicht aus, was mir tief überzeugend nothwendig erscheint. Glaube mir, Alle wissen genau, daß ich nicht dort bin - - denke damals an Trinkaus {1} Van de Velde {2} - Alles wusste man. -
Legte man's menschlich aus, meinetwegen wie gern sollen sie das wissen - aber Alles Andre ärgert mich nur auch das ist Schwäche und Feigheit, daß ich denke: auch Dich könnte es einmal ärgern -
das soll nie sein, | nie, nie etwas durch mich - von mir - nur Glück möchte ich Dir geben, diese kurze Spanne Zeit. - Also Lieb, zürne nicht, vergieb mir und gewöhne Dich um Gottes Willen nicht an dieses Sein ohne mich - - Montag früh bin ich [dort]. - -
Sonntag feierst Du allein, mein Geist ist mit Dir, mein armer Leib, der vor lauter schlaflosen Nächten Herzschmerzen hat, wird sich am Sonntag alle Fetzchen und Läppchen in Berlin anprobieren lassen, ich habe Frau Müller [3] mit |allen Sachen bestellt, damit ich Dich nicht wieder blamiere, ich habe ja nichts mehr zum Anziehen Anziehen Ohne Anprobiererei geht das nicht, das weisst Du u. - in Düsseldorf: 950 Mk für ein Kleid - bei dem Etat - das geht doch nicht. -
Lass mich also: mir Wort halten diese Woche und das Übrige aushalten. Denkst Du denn: ich zähle die Minuten nicht? - und dann auch sagte ich mir: was soll später im Winter werden? |
es muss einmal [herrlich] sein, aber es ist unaussprechlich schwer. - Sonnabend Sonntag - bin ich in Berlin, gieb mir nach dort bitte Nachricht Königin Augustastr. 8 Halffter {4} wo ich noch einmal wohne. -
Vielleicht gehst Du Sonntag nach Cöln die Bücher sind unterwegs. - Was Du mir über die qualenvolle Rechnerei sagst, thut mir auch recht weh, ich weiss nicht woher die großen Veränderungen kommen? | hatten wir denn damals nicht Jahresgagen angenommen?
Autoren, Musik etc. gehört doch in die Tageskosten; das hat doch mit Etat nichts zu thun. - Aber ich glaube, das ist eine rasende Dummheit, was ich da sage - ich kann nichts denken nicht reflectiren, nicht arbeiten, mir thut das Herz weh und ich fühle nur immer in brennendem Schmerz, daß Du nicht | da bist. -
Alles Vernünftige und Geschäftliche kann ich erst wieder hören und verstehen wenn ich bei Dir bin - werde ich wieder bei Dir sein? es kommt mir ganz unmöglich vor - und dann nach ein paar Tagen soll ich wieder fort - nein ich kann über die nächste Zukunft nichts denken nur bis zu Dir hin.
Also lieber Herr Director sichere Dein Scepter bis Sonntag Abend hast Du Zeit - sei gut, und mache alle nöthigen Besuche in dieser Zeit auch zum Oberbürgermeister {5}, gehe auch, wenn er nicht da ist, lasse Deine Karte da. -
Nachher gehe ich zum Hügel, täglich bin ich dort. Carl [6] schreibt Dir direct ein Wort darüber, er grüßte Dich herzlich - er ist in Dein Häuschen verliebt, o wärst Du da! -
Nein nie geben wir es her - bitte, bitte sei mir nicht böse, suche von Deiner Höhe herab meine Lage mein dummes Gefühl zu verstehen
Grüße den Rhein, und unsre Stadt auch.
Deine Lou.
Anmerkungen
1. Max Trinkaus (1866-1929), gemeinsam mit Wilhelm Pfeiffer Leiter der Düsseldorfer Trinkaus-Bank.
2. Henri van de Velde (1863-1957), Architekt, Gründer der Weimarer Kunstgewerbeschule, entwarf u.a. das Nietzsche-Archiv in Weimar, sollte den Bau des von Dumont und Lindemann in Weimar geplanten Theaters übernehmen.
3. nicht ermittelt.
4. Louise Halffter, Tante Louise Dumonts
5. Wilhelm Marx (1851-1924), Oberbürgermeister von Düsseldorf in den Jahren 1899-1910.
6. Carl (auch: Karl) Heynen-Dumont (1883-?), Bildhauer, Bruder Louise Dumonts.
Quelle: http://www.louise-dumont.de/digitale-edition/ [Stand: August 2013]
KlassifikationArchivalie
Anzahl/Art/Umfang8 Seiten (4 Blatt)
KlassifizierungKorrepondenzen
Institution
Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
TM Sammlungen