ObjektnummerHHI.2010.1000.137
Korrespondenz von Hanns Heiß an Carl Enders
Absender*in
Hanns Heiß
(DE, 1877 - 1935)
Empfänger*in
Carl Enders
(DE, 1877 - 1963)
Datierung1914-1925
BeschreibungDresden, den 11.7.1914: H. bedankt sich für die "frdl. Glückwünsche". Er sei überrascht gewesen, von seiner Berufung im Generalanzeiger zu lesen; er habe Enders nicht erzählt, weil er gedacht habe, sein Ruf solle nicht publik werden.Dresden, den 29.10.1914: H. bedauert, dass er sich von Enders nicht habe verabschieden können, "(...) fand ich Ihr Haus verschlossen und Ihren Briefkasten bis zum Rand mit Zeitungen vollgepfropft."
Dresden, den 18.5.1921: H. schickt voran, dass dieser Brief streng vertraulich sei. Es geht um die Verteilung der Listenplätze in Dresden, an der vielleicht auch Enders beteiligt ist. Offenbar hat er von H. Informationen angefordert. H. gibt Enders den Rat, sich an Walzel zu wenden, der "den Kampf für seine Liste verärgert aufgegeben" habe und jetzt nach Bonn gegangen sei. "Seine Abreise von Dresden hat das Feld für andere Vorschläge nun vollends frei gemacht." H. weist Enders noch darauf hin, "dass er (Walzel) nicht ganz leicht zu behandeln ist u. dass der Umgang mit ihm einige Diplomatie erfordert".
Dresden, den 18.1.1919: H. freut sich über die positiven Nachrichten aus Bonn, die anders klängen als in den Zeitungen. "Die müssen eben weiter lügen u. hetzen. Das ist ihnen in vier Kriegsjahren zur zweiten Natur geworden." H. sei erleichtert, dass Enders Heimreise von Dorpat so glücklich verlaufen sei. Er selbst habe für die Fahrt nach Berlin eine knappe Woche gebraucht. Er frage sich, was für Verhältnisse jetzt in Dorpat herrschen mögen. "Die Bolschewisten sind ja bis tief in den Süden vorgerückt. Nach einer Zeitungsmeldung von gestern sollen aber die Esthen Dorpat wieder erobert haben, für wie lange?" Er schickt Enders "einen Aufsatz über Deutschland u. die franz. Tragödie" und äußert sich positiv über Enders Referat in den "Jahresberichten für Neuere Deutsche Literaturgeschichte". "Ein Zwischensemester soll auch bei uns im Februar beginnen. Nur ist fraglich (wegen der Kohlennot) ob es zustande kommt."
Dresden, den 7.8.1919: H. bedankt sich für Enders Glückwünsche. Er wisse nicht, wie es zu der Berufung nach Freiburg gekommen sei. "Ich weiß nur seit einigen Monaten, dass ich für Fr. in Betracht kam." H. wird im Herbst übersiedeln. Die Trennung von Dresden falle ihm nicht mehr so schwer, seit er eine Woche lang Eindrücke in Freiburg habe sammeln können. Über die Situation der Lehrstühle für Germanisten schreibt er: "Ihr neuer Bonner Germanist sollte ja auch hinkommen. Überhaupt dieser Schub augenblicklich bei den Germanisten. Es sind, glaube ich, vier Lehrstühle zu besetzen! Bei den Literarhistorikern sieht es leider weniger günstig aus." Er kündigt die Zusendung der versprochenen Photographie an.
Dresden, den 6.8.1921: H. will sich für Enders Berufung nach Dresden nach Kräften einsetzen. Er fürchtet jedoch, dass Walzel seinen Einfluss überschätze. Er glaubt, dass "die Hauptsache ist, dass nicht von irgend einer Seite der Abteilung ein gefährlicher Mitbewerber ihnen entgegengestellt wird, womöglich aus einer Gruppe, die Sie als Kandidaten Walzels bekämpfen möchte". Dann müsste man nach Hs Meinung mit Gutachten reagieren. Eine Kommission sei noch gar nicht zusammengestellt worden. H. glaubt, die voraussichtliche Zusammensetzung in etwa zu kennen. Er rät Enders, Bühler in dieser Angelegenheit direkt zu schreiben, da er einflussreich sei und Enders noch aus Bonner Zeiten kenne. H. setzt Enders noch von Karl Reuschel in Kenntnis, der schon lange vergeblich auf einen Lehrauftrag warte und viel Sympathie genieße, gegen ihn zu arbeiten würde allgemeine Missstimmung hervorrufen.
Dresden, den 28.8.1921: H. teilt Enders mit, dass erst gegen Ende der Ferien eine Kommission gebildet werde. Er halte es für ungünstig, "dass Walzel schon zum WS. Dresden verlässt u. so seine Stimme bei der Berufung eines Nachfolgers nicht mehr mündlich in die Wagschale werfen kann." Wie er im letzten Brief schon angedeutet habe, säßen sehr wahrscheinlich Brotanek, Klemperer und Bühler in der Kommission. H. wolle sich an alle ihm bekannten Mitglieder wenden, sobald ihm die genaue Besetzung bekannt sei. Er fragt, ob Enders in Witkowski eine Gefahr sehe; er könnte unter Umständen von Leipzig als Ersatz herangezogen werden. H. betrachtet nach wie vor Reuschel als Konkurrenten. Er betont anschließend, dass das Hauptgewicht aller Bemühungen bei Walzel liegen müsse.
aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
KlassifikationArchivalie - Korrespondenz
Anzahl/Art/Umfang15 eigenhändige Postkarten mit Unterschrift ; 3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift
AbsendeortDresden
AbsendeortFreiburg
AbsendeortMünchen
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Abteilung
HH Schriftstellernachlässe