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Bild nicht vorhanden für OBYKNOVENNYY FASHIZM, 1965
ObjektnummerFM.Film.9043

OBYKNOVENNYY FASHIZM

Sonstiger TitelObyknowjennyj Faschism
Titel Deutschgewöhnliche Faschismus, Der
Sonstiger TitelObyknowennyj Faschism
Sonstiger TitelObyknowennyi Faschism
Datierung1965
BeschreibungKurzkritik
Dokumentarfilm-Klassiker, in dem Michail Romm die überlieferten Bilder des Dritten Reichs hinterfragt. Aus rund zwei Millionen Metern Material des Reichsfilmarchivs, aus Wochenschauen und Fotos einzelner Soldaten filtert er Momente, die belegen, wie sehr das nationalsozialistische Deutschland auf Massensuggestion, Auslöschung des Denkens und der Vernunft sowie auf unbedingten Gehorsam gegenüber dem "Führer" setzte. In beeindruckenden Montagen zeigt er die Verwandlung der zivilen Menge in eine uniformierte Gesellschaft. - Sehenswert ab 14.
(fd / cinOmat)

An Hand von Bild- und Filmmaterial, das zuvor größtenteils unbekannt geblieben war, entwirft der sowjetische Regisseur Michail Romm (1901-1971) eine facettenreiche, psychologisch fundierte Dokumentarfilmstudie über Vorausetzungen, Entstehung und Erscheinungsformen des deutschen Faschismus. Bemerkenswert durch den detailbesessenen und unbestechlichen Blick, der vor allem die alltäglichen und gewöhnlichen Aspekte der Barbarei enthüllt; revolutionär durch den subjektiven, essayistischen Kommentar, der auf voreilige Erklärungen verzichtet und zum Mitdenken und -fühlen auffordert. Ein Klassiker des analytisch-didaktischen Dokumentarfilms.
Quelle: Lexikon des internationalen Films 2000/2001

Wie sich die Wechselbeziehungen zwischen (faschistischer) Ideologie und Banalität gestalten. "wie es mit einer Gesellschaft steht, die - wenn sie sich bedroht fühlt - zum Terror greift, das heißt, sich faschistisch formiert" (M. Schedler, "medium" 1/72). Trotz aller möglichen Entschuldigungen gibt es keine ausreichende Entlastung, wenn ein Volk dem (ganz) "gewöhnlichen Faschismus" zum Opfer fällt. Zumal für den Russen "Nationalsozialismus" und "Faschismus" Synonyma sind,ist in diesem Film der Nationalsozialismus das Deklinierbeispiel für eine umfassende Aussage. Michail Romm ordnet den Stoff seine Films in "Kapitel" von unterschiedlicher Länge und verschiedenem Gewicht. Jedes beginnt mit einem Hitler-Zitat, teils aus seinen Reden, teils aus "Mein Kampf". Kapitel 1. Kinderzeichnungen: schon Kinder sind schöpferisch. Gute junge Gesichter aus Moskau und Warschau: Freude und Liebe machen die Menschen einander ähnlich. In scharfem Kontrast dazu: SS-Mann schießt auf eine Mutter, die ein Kind auf dem Arm trägt (bekanntes Foto!). KZ-Leichen. KZ-Museum, Baracken, Todesöfen, Prothesen und Haar von KZ-Opfern. Hitlerbegeisterung Geburtstagsparade: "hier zählen allein die Massen". Kapitel 2. Ein Prachtexemplar des "Buches der Deutschen", also von Hitlers "Mein Kampf", wird hergestellt. "Wenn sich alle Deutschen mit diesem Buch beschäftigt hätten, würde manches anders sein"- warscheinlich ein fundamentaler Irrtum! Kapitel 3. Hitlers politische Anfänge- Spießbürger und Agent, Parteieintritt. Die SA: "Bürschchen", rekrutiert aus Deklassierten und Kriminellen. Hitler probiert seinen Auftritt vor dem Spiegel. Die Industrie finanziert ihn. Bei einem SA-Treffen werden 1,2 bzw. 2,5 Millionen Würstchen verzehrt - was das kostet! Paraden der Nationalsozialisten wirken schon wie Staats- veranstaltungen. Hindenburg, der schwerlich wissen dürfte, was eine Demokratie ist, betritt die politische Szene. Hitlers erste Regierung. Die SS paradiert. Kapitel 4. Der zeitgeschichtliche Hintergrund: die Welt gewöhnt sich an Rohheiten (Autorennen) und amüsiert sich. (Jazz); die "russische Seele" im Pariser Exil; alberne Schönheitskonkur- renzen; Frauenboxen; in den USA College -und folkloristische Paraden, über die sich zu amüsieren der Film nicht versäumt. Die Nazis bekommen Sympathisanten z.B. in London; König Alexander von Jugoslawien und Frankreichs Außenminister Barthou werden in Marseilles ermordet, ein Alarmzeichen. Menschen verwandeln sich in "Barbaren, die sich als Heilige verstehen", die Nazis- "begeistert disziplinierte Wilde"- wüten gegen Kommunisten. Gewerkschafter und Redakteure. Kapitel 5. Kultur im Dritten Reich. Sie besteht in der Verbrennung von Büchem nicht-arischer Autoren und in der Gleichschaltung verschiedener Akademien. Kapitel 6. Die Rassentheorie wird auf den Arm genommen. NS-Prominente sollten "edle Schädel" haben, oft aber haben sie den "falschen". - Man sollte die ideologische Grundlage des Rassismus nicht scherzhaft verharmlosen! Eine "echt arische Eheschließung" - in Wirklichkeit ein Arztgespräch wegen des Ehetauglichkeitszeugnisses. Der "Lebensborn"- und überhaupt die unmoralischen SS-Leute, die überall für erbgesunden Nachwuchs sorgen! Üblen Beispielen der Traditionspflege folgt als Kontrast erregendes Bildmaterial aus dem Warschauer Getto ("Sie sind schon zum Sterben bereit und warten auf die tödliche Kugel"). Kapitel 7, von einem Rezensenten "Ein Volk, ein Reich. ein Führer" überschrieben, zeigt Filmmaterial vom Winterhilfswerk, vom Eintopfsonntag und von einem Massensingen, das angeblich Unruhe im Volk überdecken soll. Krupp von Bohlen und Halbach bei einer Ansprache an den"geliebten Führer". Eine Industrieausstellung und "erste Spatenstiche" für Autobahnen - prächtige, dieses Zeremoniell veralbernde Aufnahmen. Ein Führer, der banale Selbstverständlichkeiten herausbrüllt. Kapitel 8. Der "unbekannte Führer", geschenkte Sockenberge an Führers Geburtstag, Kinder, Eichhörnchen und Berge. Hitler spricht vorb Arbeitern (und wieder wirkt das überaus erheiternd) - und dann wird längere Zeit darüber berichtet, wo Hitler, wenn er steht, seine gefalteten Hände zu haben pflegt. Röhrn tritt auf und Mussolini - das köstliche Porträt eines aufgeblasenen römischen Volkstribuns. Kapitel 9. Die Kunst- ein besonders übles Kapitel hitlerischer Selbstbeweihräucherung und Gigantomanie. Kapitel l0. Die heikle "Wir gehören dem Führer"- Manie. Herrliche Bilder von tollenden Kindern, aber auch ein sehr unerfreulicher Schulbuchtext, die"Windhund - Leder - Kruppstahl" - HJ, die Wehrmacht, der Eid auf den Führer, Paraden und Marschblöcke. Es wird erkennbar: das ist ein falscher Messias. Kapitel 11. Die anderen Töne: Widerstand, Kommunisten auch im Dritten Reich - der Text des sowjetischen Drehbuchautors: "Wie vertraut ist uns dieser Atem der Freiheit". Ein Mythos der Hinterhöfe und des deutschen Proletariers. "Ich will nicht sagen, daß das deutsche Volk blind war, es ist betrogen worden"- es leben ja auch in der DDR Deutsche. Im Gegensatz zu Bildern aus der Rüstungsindustrie solche von Rotfront. Kapitel 12. Der Durchschnittsmensch, aber "dazu fanden wir nur wenige Aufnahmen". Die schwarzen Horden der SS und der Abgott der Massen. "Denken gibt es nur in der Erteilung und im Vollzug des Befehls", hat dieser gesagt. Kapitel 13. Außenpolitik: Legion Condor, Polen, Rußland. Der Krieg ist für deutsche Soldaten "wie ein fröhlicher Spaziergang". Die bekannten prähistotischen Höhlenzeichnungen - die Ausbombung russischer Städte. Aber die Moskauer sitzen lieber in der Sonne, sind friedlich, fröhlich und freundschaftlich. Kapitel 14. Im schärfsten Kontrast zu diesen zivilen Menschen die deutschen Soldaten. "Sympathisch", "gut erzogen" werden sie beim Aufhängen von Zivilpersonen gezeigt. Ausgelassen badende Landser - ein Progrom in Lemberg. Die "Heilige unseres Jahrhunderts" ist eine zum Sterben nackt ausgezogene Frau. Das Schaufenster eines Fleischerladens in Warschau - entsetzliche und erschreckende Bilder von jüdischen Kindern. Fotos von allen Scheußlichkeiten der K.Z.: Selektion, Gaskammern, Verbrennungsöfen. Aus Paßfotos herausvergrößerte Augen von Naziopfern, eine Statistik über den Materialwert einer KZ-Leiche. Im Kontrast: jubelnde Frauen, aber auch Menschen, die den Mut haben, Nein zu sagen. Kapite 15. Winterkrieg, Stalingrad. Das Bekenntnis eines Deutschen: "Auch ich bin... mitschuld!" Wenn die Menschen immer so dächten! Wir, die Russen, haben 20 Millionen der Besten geopfert, damit es keinen Faschismus mehr gibt. Am 20. Jahrestag der Kapitulation Deutschlands treffen sich auf dem Roten Platz in Moskau mehrere tausend Soldaten - ganz spontan, überaus friedlich. Im Berliner Sportpalast dröhnt Goebbels: "Wollt. ihr den totalen Krieg?" Zerbombte Häuser, erschossene Frauen und Kinder, deutsche Kriegsgefangene in Moskau, Berlin in Trümmern; Werwolf und Volkssturm: das letzte Aufgebot. Kapitel 16. Der Faschismus lebt nur noch in den Erzählungen der Alten. Die Jungen wollen tanzen, lieben. Aber es gibt auch einen faschistischen Nachlaß: Verrücktheiten im Sport, in der Kunst- und Hakenkreuzschmierereien in Westdeutschland, Skandinavien und in den USA. Die "Deutsche Jugend des Ostens" marschiert. Wäre die Welt doch friedlich, aber da sind Rüstung, Raketen, Atombomben und "entartete" Kunst. Doch die Kinder der ganzen Welt sind gut - und es gibt die Hoffnung.
aus: Arbeitshilfen. Bester Film des Monats 5/70 Hrsg. von der Evang. Konferenz für Kommunikation- Kommission Film -weitere Informationen: s. Bibliothek: Filmmappe OBYKNOWENNYI FASCHISM
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
Abteilung FM Filme
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