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Kartause Weddern (Hersteller*in), Anna Selbdritt, 1500-1560
Anna Selbdritt
Anna Selbdritt

Anna Selbdritt

ObjektbezeichnungRelief
Hersteller*in (1476/77 - 1803/04)
Hersteller*in (um 1473 - 1540)
Provenienz (1864–1951)
Datierung1500-1560
Material/TechnikPfeifenton aus einschaligem Model gedruckt
Maße(H x B x T) (Beide Fragmente aneinandergelegt): 9,6 x 12,4 x 1,1 cm
(H x B x T) (Linkes Relieffragment): 6,8 x 7 x 1,1 cm
(H x B x T) (Rechtes Relieffragment): 9,4 x 6,4 x 1 cm
BeschreibungZwei nahezu aneinander anschließende Fragmente eines schriftbandgerahmten Relieftondos mit einem nackten Knaben, der stehend von zwei Frauen gehalten wird vor einem Hintergrund aus Blumenranken. Zwischen Schriftband und Bildfeld ein Perlband. Von der Linken ist der Oberkörper mit offenem Haar unter einem Turban erhalten. Sie trägt einen Mantel mit Perlrand über einem faltenreichen Gewand. Von der Rechten fehlen die rechte Beinpartie und der Kopf. Reste eines Kopftuchs sind erkennbar. Ihr Mantel bauscht sich über dem linken Bein in einer mächtigen Ohrenfalte. Das Kind ist bis auf das, von den Zehen abgesehen, vollkommen fehlende linke Bein und kleinere Bestoßungen am rechten Bein und linken Arm vollständig erhalten. Die rechte Figur reicht dem Kind eine Weintraube: Von der gemodelten Inschrift sind erhalten: ..."chra est cast"..."generatio cum claritat".

Beitrag G.V. Grimm:
Bei diesen beiden eindeutig zugehörigen Relieffragmenten handelt es sich um eine bisher nicht bekannte Variante des sogenannten Figurentypus 5 aus der Kartause Weddern (F.J. Kosel in Kreis Borken (Hrsg.): Judocus Vredis. Kunst aus der Stille (Borken 2001) S. 466-481), dem Kosel jedoch auch eine in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Reliefkomposition desselben Themas zurechnet, die an anderer Stelle in der Kartause als Nebenfigur einbezogen wurde (ibid. K 1-3 S. 433-441, K 15 S. 466-467, K 33 S. 520-525). Die bisher aus Weddern bekannten Exemplare zeigen die Figurengruppe vor einem Vorhang. Dieser wurde bei dem Papiermachérelief auf dem Kästchendeckel im Schnütgen-Museum, Köln durch einen Strahlenkranz ersetzt. Aber auch die Figuren, vor allem die Blickrichtungen wurden bei dieser dem gemalten Ornament zufolge deutlich jüngeren Ausformung überarbeitet.
Der Schrifttext und die verwendeten Lettern sind bis auf den weggelassenen letzten Buchstaben identisch mit denjenigen des von Judocus Vredis signierten Reliefs im Münsteraner Stadtmuseum. Er lässt sich demzufolge zu: "O quam pulchra est casta generatio cum claritat" ergänzen. Dagegen entsprechen die eingepunzten Gewandmuster demjenigen, das von Johannes Nagel mittels Pressstempel signiert wurde. Die feine Ausführung der Gesichtszüge und der Falten hat jedoch in dem wiederum von Judocus Vredis signierten Relief im Westfälischen Landesmuseum, Münster ihre engste Entsprechung.
Da sich, anders als bei dem Relief Nagels und dem unsignierten und in vielerlei Hinsicht vereinfachten und vergröberten Deckelbild, keine Rennaissanceornamente finden und die Ausführung derart eng mit den frühen Stücken korreliert, die Machart sogar typisch für Wedderner Reliefs ist, kann hier von einem frühen Abdruck, möglicherweise sogar von einer Variante des Judocus Vredis (um 1473-1540) selbst ausgegangen werden. Da sich die Verteilungsmuster der Punzen auf den Gewandsäumen bei verschiedenen Reliefs unterscheiden, die Punzen andererseits aber auch bei anderen Reliefs aus Weddern vorkommen, kann man davon ausgehen, dass diese nicht auf dem ursprünglichen Modello angebracht waren.
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Keramik
Herstellungsort
  • Westfalen
  • Münster
  • Nordrhein-Westfalen
  • Deutschland
SchlagwortPfeifenton
SchlagwortAnna Selbdritt
ObjektnummerHM.LR-2072a, b
Institution Hetjens-Museum