Object numberBEN.B 2020/1
Tischuhr mit Löwenköpfen und Henkelvase
NameTischuhr
Uhrmacher*in
Wilhelm "Guilleaume" Cornille
(1712 - 1776)
Entwurf
Le Duc
(Gehäuse)
Dateum 1770
MediumBronze, feuervergoldet
Holz
Messing
Stahl
Glas
Email
Holz
Messing
Stahl
Glas
Dimensions(H x B x T): 49,5 × 28,5 × 16 cm
DescriptionBei der Recherche nach unter Kurfürst Carl Theodor tätigen Kunsthandwerkern, darunter auch den Hofuhrmachern in den verschiedenen Residenzen, fiel der Blick auf diese 2019 im Kunsthandel angebotene Uhr. Weitere Nachforschungen in verschiedenen Inventaren und Hofuhrmacherrechnungen belegten, dass es sich bei dieser Uhr um das einzige bekannte Werk des am Düsseldorfer Hof tätigen Uhrmachers Guillaume Cornille handelt.Das prunkvoll gestaltete Uhrgehäuse aus feuervergoldeter Bronze wurde im »Livre de desseins« als »Piece de bureau à la romaine« dem sonst unbekannten Bronzier Le Duc zugeschrieben und kostete 184 Livres. Auf den Guss entfielen 118 Livres, die Vergoldung schlug mit 66 Livres zu Buche. Das Gehäuse ist auf einer querrechteckigen, ebonisierten Holzbasis montiert, die auf Löwentatzen steht. Seitlich wird der Holzsockel mit vergoldeten Applikationen geschmückt, unter andere zwei Löwenköpfe mit Ringen in den Mäulern. Das Uhrgehäuse selbst steht ebenfalls auf einem aufwendig verzierten, rechteckigen Sockel. Aus geschwungenen Voluten entwickelt sich der Unterbau, dessen Vorder- und Rückseite jeweils verglast ist und den Blick auf den Pendelschwung freigibt. Die Uhrwerkstrommel trägt rechts und links zwei Löwenmasken, die Tuchdraperien in den Mäulern tragen. Das prunkvolle Uhrgehäuse bekrönt eine große antikische Henkelvase.
Das gewölbte Emaillezifferblatt trägt in zeittypischer Gestaltung große römische Stundenzahlen, sowie eine umlaufende Strichminuterie. Die Fünf-Minuten-Positionen sind in großen arabischen Zahlen ausgeführt. Vergoldete, aufwendig gesägte und gravierte Zeiger weisen Stunde und Minute aus. Durch zwei Aufzugslöcher im Zifferblatt wird das Uhrwerk mit Hilfe eines Schlüssels aufgezogen. Das ¬aufwendige Werk aus Messing und Stahl trägt auf der Rückplatine die¬ Signatur: G. [Guillaume] Cornille à Dusseldorff. Das Uhrwerk besitzt eine Laufdauer von 14 Tagen und einen Viertelstundenschlag auf zwei rückwärtig angebrachten Bronzeglocken. Der 3/4-Schlag gibt die Viertelstunden mit Doppelschlägen an, die volle Stunde wird alleine durch Schläge auf die tontiefere Glocke unterschieden. Die Zählung der Stunden erfolgt durch eine aufwändig gestaltete Schlussscheibe auf der Rückseite des Werkes. Das Gehwerk besitzt Spindelhemmung, bei der das Pendel an einem Seidenfaden aufgehängt ist. Zusätzlich zum Selbstschlagwerk besitzt diese Uhr noch eine sogenannte Schnurzugrepetition. Eine aus der linken Seite des Uhrgehäuses herausgeführte Schnur gestattet das manuelle Auslösen eines zweiten Schlagwerkes, das während der Nachtstunden die Uhrzeit hörbar machte, ohne Licht anzünden zu müssen. Die Schlagfolge steht im Gegensatz zum Schlagwerk der Uhr: Zuerst werden die Stunden geschlagen, im Anschluss die vergangenen Viertelstunden als Doppelschläge. Die Stunden werden auf einer sogenannten Schnecke abgetastet, die im Zentrum der Schlussscheibe des Schlagwerkes montiert ist und folgt somit der Bauweise von Repetitionsschlagwerken, wie sie beispielsweise in Neuenburger Uhren aus der Schweiz Verwendung fanden. Dies könnte ein Hinweis auf die Herkunft von Guillaume Cornille sein.
Im Uhrwerk befinden sich diverse Reparaturmarken. Die älteste stammt aus dem Jahr 1807. Eine erhaltene Uhrmacherrechnung von Uhrmacher Francois Buhl aus Düsseldorf über das Aufziehen und Instandhalten der Uhren im Benrather Schloss aus dem Jahr 1806/07 erwähnt für das Jahr 1807, »[…] den 24.ten Julius eine vergoldete Uhr mit zwey Satyrköpfen repariert und mit einer neuen Feder versehen […].« Der genaue Aufstellungsort im Schloss ist nicht bekannt. Im preußischen Inventar von 1882 wird die Uhr nicht mehr erwähnt, so dass davon ausgegangen werden muss, dass sie auf unbekanntem Wege das Schloss verlassen hat. Hofuhrmacher Guillaume Cornille (1712 – 1776) war ab 1770 für Kurfürst Carl Theodor am Düsseldorfer Hof als Nachfolger von Johann Abraham Patron tätig.
Die älteste sichere Provenienzangabe stammt aus dem Jahr 2004, als die Uhr als Teil der Sammlung von Galen bei Sotheby’s in Amsterdam verkauft wurde. Auf¬ welchen Wegen und wann die Uhr in die Sammlung der weitverzweigten
Familie von Galen gelangte, ist ungeklärt. Mehrfach allerdings existierten Verbindungen der Familie von Galen zur Familie von Spee nach Düsseldorf. Zunächst heiratete Maria Anna Ferdinande Gräfin von Galen 1850 August Wilhelm Graf von Spee. Eine weitere Ehe bestand zwischen Elisabeth von Spee (1842–1920), einer Tochter August Wilhelms Reichsgraf von Spee, preußischer Hofbeamter und zeitweise Schlosshauptmann von Schloss Augustusburg in Brühl, und Ferdinand Heribert von Galen (1831 – 1906). Die Nähe zum preußischen Hof lässt es als möglich erscheinen, dass die Uhr im 19. Jahrhundert als Geschenk an einen Vertreter/eine Vertreterin der Familie von Galen ging.
Bearbeiter: Christian Schnurbus
ClassificationsAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Technisches Kulturgut
Herstellungsort
Copyright DigitalisatFoto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Bibliography TextOttomeyer, Hans; Pröschel, Peter: Vergoldete Bronzen. Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, Bd. 1, München 1986, S. 192;Abeler, Jürgen: Meister der Uhrmacherkunst. Über 20.000 Uhrmacher aus dem deutschen Sprachgebiet mit Lebens- oder Wirkungsdaten und einem Verzeichnis ihrer dem Autor bekannten Werke, Wuppertal 2010, S. 100.
Published ReferencesKurfürstliche Zeitmesser. Uhren aus der Sammlung von Schloss BEnrath, herausgegeben von Stefan Schweizer, mit Texten von Christian Schnurbus, Düsseldorf 2020, S. 82 ff.
Collections
Institution
Stiftung Schloss und Park Benrath
Department
Museum Corps de Logis
Credit LineErworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Vereinigung der Freunde Schloss und Park Benrath e. V. und der Roland-Weber-Stiftung.
Martin II. Krapp
nach 1778, vor 1799