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BEN.B 1974/9 - Spieluhr mit Orgel und Hammerklavierwerk, Frontansicht
Spieluhr mit Orgel und Hammerklavierwerk
BEN.B 1974/9 - Spieluhr mit Orgel und Hammerklavierwerk, Frontansicht
BEN.B 1974/9 - Spieluhr mit Orgel und Hammerklavierwerk, Frontansicht
Foto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Object numberBEN.B 1974/9

Spieluhr mit Orgel und Hammerklavierwerk

NameSpieluhr
Uhrmacher*in
Dateum 1765-1770
MediumHolz, teilweise mehrfarbig gefaßt und geschnitzt
Messing
Stoff
Dimensions(H x B x T): 71 × 40 × 28,5 cm
DescriptionDas ganz aus Holz bestehende Uhrgehäuse ähnelt einem Retabelaufsatz und ist für eine Flötenuhr mit Hammerklavierwerk außergewöhnlich kompakt. Das Musikwerk nimmt hierbei die gesamte untere Hälfte des Gehäuses ein. Das auf die Abdeckplatte des Musikwerkes aufgesetzte Uhrwerk ist mit einem pyramidenförmigen, verglasten Kasten geschützt und kann von beiden Seiten betrachtet werden. Die geschnitzte Lindenholzfront ist reich im Stil des Klassizismus verziert und mehrfarbig gefasst. Das runde Zifferblatt aus Holz hängt scheinbar an einem Haken an der Gehäusewand. Links und rechts flankieren Flammenvasen das Uhrwerk; auf beiden Seiten schwingen Girlanden herab. Nach oben wird der Aufsatz mit einem Pinienzapfen abgeschlossen. Die hintere Zierfront ist ebenfalls polychrom gefasst. Durchbrucharbeit, die von hinten mit Stoff belegt ist, lässt den Klang der dahinter liegenden Klaviersaiten aus dem Uhrenkasten heraustreten. Mittig ist auf der hinteren Zierblende eine klassizistische Vase appliziert.
Das aus Messing und Stahl bestehende Uhrwerk ist außergewöhnlich konstruiert. Auf einem vierfüßigen Podest aus Messing erheben sich drei Messingstreben, zwischen denen hintereinander Geh- und Schlagwerk eingelassen sind. Durch diese Anordnung kann das Uhrwerk von den Seiten betrachtet werden. Geh- und Schlagwerk werden von der Vorderseite mit einem Schlüssel aufgezogen. Die Antriebsenergie wird mittels Zugfedern aus Stahl erzeugt. Das Gehwerk besitzt eine Laufdauer von 30 Stunden nach jedem Aufziehen und besitzt eine rückführende Hakenhemmung mit einem an einem Seidenfaden aufgehängten Pendel als Gangregler. Das Pendel schwingt auf der Rückseite des Uhrwerkes. Die Ganggenauigkeit kann durch herauf- und herabschieben der Pendellinse, ebenfalls aus Messing, reguliert werden. Das Schlagwerk schlägt die vollen Stunden auf eine Silberbronzeglocke, die unterhalb des Werkstuhles montiert ist. Vom Zeigerwerk hinter dem Zifferblatt gesteuert, fällt etwa zwei Minuten nach erfolgtem Stundenschlag ein Gewichtshebel herunter, der das Musikwerk auslöst. Das Schlagwerk wird mit einer Schlossscheibe gesteuert.
Das Musikwerk besteht aus zwei Segmenten, die von einem zentralen Mechanismus aus Messing und Stahl angetrieben werden. Von der rechten Seite des Gehäuses wird dieser Mechanismus mit einem großen Schlüssel aufgezogen und eine kräftige Zugfeder aus Stahl gespannt, die die Energie über eine Schnecke-Darmsaite-Konstruktion, die für konstanten Kraftfluss sorgt, an die Walzen abgegeben. Eine Pleuelstange, die über ein Hiebnägelrad gesteuert wird, bewegt die Blasebälge des Flötenwerkes, die aus einem Schöpfer- und zwei Speicherbälgen besteht. Für den Fall, dass sich zu viel Luft im Speicherbalg befindet, wurde ein Ventil angebracht, dass je nach Bedarf von selbst wieder für Entlüftung sorgen kann. Zwei große Holzwalzen mit Stiften und Brücken speichern die Melodien und geben diese an die Mechanismen weiter: Beim Flötenwerk wird über den sogenannten Clavisbalken die Information von der Walze abgetastet und an die Traktur weitergeben, die die Ventile zu den jeweiligen Pfeifen weitergibt. Der aus 16 gedackten Holzpfeifen bestehende Prospekt ist direkt hinter der Zierfront der Uhr unterhalb des Zifferblattes unsichtbar montiert. Ein großer Fliehkraftregler sorgt für einen konstanten und gleichmäßigen Ablauf des Musikwerkes und somit auch der Melodien.
Im hinteren Bereich ist eine weitere Walze mit den gleichen Abmaßen der Orgelwalze vorhanden, die ebenfalls 16 Hämmer betätigt, die auf Stahlsaiten anschlagen und das Hammerklavierwerk bilden. Der aufrechtstehende Resonanzkasten hat noch die originalen Spitzwirbel. Für jeden Ton sind zwei Saiten vorhanden. Seitlich angebrachte Registerzüge konnten ehemals die Lautstärke bzw. die Anschlagstärke des Hammerwerkes regeln. Diese sind heute nicht mehr funktionsfähig. An der rechten Seite des Uhrgehäuses kann der Mechanismus des Spielwerkes durch eine Tür betrachtet werden; hier befindet sich auch ein Zeiger, mit dem insgesamt sieben verschiedene zeittypische Melodien – täglich wechselnd, - ausgewählt werden können. Durch Verdrehen des Hebels werden die auf einem Messingschlitten gelagerten Walzen ein Stück weiter gerückt, sodass die Stifte einer neuen Melodie mit den Mechanismen der Spielwerke in Eingriff gelangen. Am Ende des 7. Stückes springt der Schlitten wieder zurück in die erste Position. Ein weiterer Hebel schaltet das Flötenwerk aus, sodass die Möglichkeit besteht, beide Werke einzeln oder im Verbund spielen zu lassen. Die Spieldauer des einzelnen Musikstückes, von Hand oder vom Uhrwerk ausgelöst – beträgt etwa 30 Sekunden. Das aus Holz bestehende Zifferblatt mit sekundärer Fassung besitzt einen Stunden- und Minutenzeiger aus Messing.

Bearbeiter: Christian Schnurbus, 2020
ClassificationsAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Technisches Kulturgut
EntstehungsortSüdwestdeutschland
Copyright DigitalisatFoto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Published ReferencesKurfürstliche Zeitmesser. Uhren aus der Sammlung von Schloss BEnrath, herausgegeben von Stefan Schweizer, mit Texten von Christian Schnurbus, Düsseldorf 2020, S. 54 ff.
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