Object numberBEN.B 2011/4
Liebesbriefschreiber
älterer TitelDer Liebesbriefschreiber
NamePorzellanfigur
Modell von
Johann Wilhelm Lanz
(1725 - 1760)
Hersteller*in
Porzellanmanufaktur Frankenthal
, Besitzer Paul Hannong (1755-1799)
Date1756/1759
MediumPorzellan, mit Muffelfarben bemalt, Vergoldung
Dimensions(H x B x T): 19 × 16,2 × 13,6 cm
DescriptionAuf einem gelb gepolsterten Rokoko-Lehnstuhl sitzt mit in der Luft baumelnden Beinen ein auffällig kindlich wirkender Abbé. Die kleinen Flügel auf seinem Rücken und der unter dem Stuhl befindliche Köcher mit Liebespfeilen lassen erkennen, dass es sich um den verkleideten Liebesgott Amor handelt. Amor trägt einen schwarzen Hut, einen violetten Rock mit goldenen Knöpfen und einen langen Umhang, eine Kniebundhose sowie weiße Strümpfe und schwarze Schuhe mit goldenen Schnallen. In der rechten Hand hält er eine Schreibfeder, in der linken auf seinen Knien einen Brief. Er blickt herab auf eine andächtig schauende, vor ihm kniende junge Dame. Diese trägt Blumen in ihrem grau gepuderten Haar und ist gewandet in ein Kleid, das von purpurnen Streublumen geziert wird und unter dem ein graugrüner Schuh hervorschaut, sowie in eine rot gepunktete Schürze. Der leicht von den anderen Fingern abgespreizte Zeigefinger ihrer linken Hand könnte eine zaghaft geäußerte Frage andeuten. Zu Amors linker Seite stehend, verfolgt eine Frau mit verschränkten Armen und ernstem Blick die Szene skeptisch. Sie trägt ein weißes Oberteil mit goldenen Säumen, Schnüren und Mustern, den Rock zieren große Blumen und Blätter, um den Hals hat sie einen Rüschenkragen. Der Rocaillesockel ist mit Purpur und Gold staffiert. Als Vorlage für die Porzellangruppe diente der Kupferstich „Amor als Lehrer“ von Bernard Lépicié (1698–1755) nach einem heute verlorenen Pastell von Charles Coypel (1694–1752).
Ein „Abbé“, ein französischer Weltgeistlicher, war in der vornehmen Gesellschaft häufig als Hauslehrer tätig. Mitunter dürfte damit auch die Einweihung in die Liebeskunst verknüpft gewesen sein, ein Umstand, der von Coypel auf ironische Weise aufgegriffen wurde.
Lanz mildert die erotische Komponente der Vorlage, indem er die kniende Dame mit weniger tief ausgeschnittenem Dekolleté und bedeckten Schultern darstellt. Der sitzende Amor wurde von der Frankenthaler Manufaktur auch als Einzelfigur angeboten.
Bemerkenswert ist, dass der Amor der Benrather Gruppe Brief und Feder in den Händen hält. Andere Ausformungen zeigen ihn durchweg – der Vorlage entsprechend – mit einem Buch.
So erfährt die Szene in der Benrather Gruppe eine Umdeutung. Durch den Brief erscheint es zum einen möglich, dass sich Amor als Liebesbriefschreiber für die junge Dame betätigt, zum anderen könnte aber auch ein weiterer Aspekt des Lernens beleuchtet werden, denn die Zeichen am Zeilenrand könnten einen Hinweis darauf liefern, dass Amor den Liebesbrief seiner Schülerin korrigiert.
Bearbeiter: Marius Stiehler
ClassificationsAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Keramik
Herstellungsort
Copyright DigitalisatFoto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Bibliography TextMeister, Peter Wilhelm: Porzellan des 18. Jahrhunderts – Sammlung Pauls Riehen Schweiz (2 Bd.), Frankfurt a. M. 1967, Bd. 2, S. 98 f.; Die Kunst Porcelain zu machen. Frankenthaler Porzellan 1755–1800, hg. von Edgar J. Hürkey, Frankenthal 2005, S. 128, Nr. 58;
Hofmann, Friedrich H.: Frankenthaler Porzellan, 2 Bde., München 1911, Nr. 101;
Beaucamp-Markowsky, Barbara: Frankenthaler Porzellan, Bd. 1: Die Plastik, München 2008, S. 143 f.;
Newman, Michael: Die deutschen Porzellan-Manufakturen im 18. Jahrhundert, Braunschweig 1977, Bd. 2, S. 61, Abb. 27;
http://www.museum-digital.de/san/index.php?t=objekt&oges=39176 [Letzter Zugriff: 28.09.2020].
Collections
Institution
Stiftung Schloss und Park Benrath
Department
Museum Corps de Logis
Credit LineStadt Düsseldorf
MarkingsBlaumarke: Aufsteigender Löwe
Pressmarke: PH, darunter 6
Position: Unter dem Sockel