Matthias Hartmann
- Matthias Hartmann
geboren 1963
GeschlechtMännlich
1990 wurde er künstlerischer Leiter und Hausregisseur am Niedersächsischen Staatstheater in Hannover. Seine Inszenierung von Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing aus dieser Zeit wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit dem Sommer 1993 arbeitete Hartmann als freier Regisseur, der unter anderem an das Staatsschauspiel in München und das Burgtheater in Wien engagiert wurde. Die zweite Einladung zum Berliner Theatertreffen erhielt er für seine Inszenierung von Der Kuss des Vergessens von Botho Strauß am Zürcher Schauspielhaus.
Vom Sommer 2000 bis zum Sommer 2005 war Hartmann Intendant des Schauspielhauses Bochum. Er übernahm das Haus von Leander Haußmann. In Bochum brachte Hartmann unter anderem Uraufführungen von Botho Strauß und Peter Turrini auf. Für Medienwirbel sorgten auch die zwei Arbeiten mit dem Entertainer Harald Schmidt. So spielte Schmidt in Samuel Becketts Warten auf Godot die Rolle des Lucky.
Seit der Spielzeit 2005/06 war Hartmann Intendant des Schauspielhauses Zürich. Er übernahm das Haus von Andreas Spillmann, der als Interimsintendant die künstlerische und kaufmännische Direktion in der Spielzeit 2004/05 innehatte, anstelle des auf eigenen Wunsch vorzeitig ausgeschiedenen Christoph Marthaler.
Am 13. Juni 2006 gab der damalige österreichische Kunst-Staatssekretär Franz Morak bekannt, dass Hartmann ab 2009 als Nachfolger Klaus Bachlers das Wiener Burgtheater leiten soll, wobei er sich gegen namhafte Konkurrenz wie Andrea Breth, Ulrich Khuon, Elisabeth Schweeger, Frank Baumbauer und Martin Kušej durchsetzte.
Im September 2008 gab Hartmann bekannt, seine Direktion am Burgtheater am 4. September 2009 mit einer von ihm selbst inszenierten Produktion von Goethes Faust (und zwar Faust I und Faust II) eröffnen zu wollen. Bei der Premiere waren Tobias Moretti als Faust, Gert Voss als Mephisto und Katharina Lorenz als Gretchen zu sehen. Das Ensemble des Burgtheaters blieb weitgehend unverändert. Neu sind Martin Wuttke und Dörte Lyssewski; der gefeierte lettische Regisseur Alvis Hermanis debütierte an der Burg.
Sechs Premieren innerhalb einer Woche setzte Hartmann zum Auftakt im September 2009 an. Den beiden Teilen von Faust folgten die Uraufführung Der goldene Drache in der Regie des Autors Roland Schimmelpfennig, Adam Geist von Dea Loher, die Avantgardegruppe Nature Theater of Oklahoma mit Life and Times und der deutschen Fassung des schrägen Musicals Shockheaded Peter. Danach zeigte Hartmann fünf eigene Arbeiten, die er aus seinen Wirkungsstätten Zürich und Bochum mitbrachte: Amphitryon, Warten auf Godot, Immanuel Kant von Thomas Bernhard, 1979 von Christian Kracht und Jon Fosses Todesvariationen.
Andrea Breth ('Quai West' von Koltès) und Luc Bondy (Uraufführung von Peter Handkes Bearbeitung der 'Helena' des Euripides) inszenierten wieder in Wien, Thomas Vinterberg brachte die Fortsetzung von Das Fest namens Das Begräbnis heraus. Weitere Uraufführungen steuerten Yasmina Reza, Franzobel, René Pollesch, Joachim Meyerhoff und Sibylle Berg bei. Hartmann inszenierte 2010 Phädra von Jean Racine (Burgtheater/Salzburger Festspiele) mit Sunnyi Melles und Paulus Manker, Was ihr wollt von William Shakespeare, Burgtheater Wien; Der Parasit von Friedrich Schiller, Burgtheater Wien. Mit Christoph Schlingensief war man im Gespräch über ein neues Projekt. Die Needcompany war zu Gast. Und dann gab es noch zwei neue diskursive Formate, Das Reflektorium mit Stefan Zweifel und der Rede-Zyklus Kakanien: Ideengeber Peter Turrini machte den Beginn.
In der Spielzeit 2013-14 ermöglichte und gestaltete er - gemeinsam mit Doron Rabinovici - die Zeitzeugenproduktion Die letzten Zeugen am Burgtheater; die Produktion bezog sich auf die Novemberpogrome 1938, die sich 2013 zum 75. Male jährten, erlangte hohe Wertschätzung seitens Publikum und Presse und wurde zum Berliner Theatertreffen 2014, nach Dresden, Hamburg und Frankfurt eingeladen:
Im Rahmen des Finanzskandals am Burgtheater wurde Hartmann scharf kritisiert und beanstandet, dass er sämtliche Jahresabschlüsse unterschrieben, aber nicht die Kontroll- und Aufsichtspflichten aus seiner Funktion als Geschäftsführer entsprechend wahrgenommen habe. Am 10. März 2014 gab Hartmann bekannt, seine Funktion als Geschäftsführer vorerst ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe endgültig geklärt seien. Am 11. März 2014 wurde er von Kulturminister Josef Ostermayer seines Amtes enthoben, da zwei vorliegende Rechtsgutachten von einer Mitverantwortung Hartmanns für die finanziellen Unregelmäßigkeiten ausgehen. Gegen seine Entlassung will Hartmann gerichtlich vorgehen.
Im November 2014 wurde bekannt, dass Hartmann künstlerischer Leiter des im Besitz der Red Bull Media House GmbH befindlichen Fernsehsenders ServusTV ist, nachdem er zuvor bereits in beratender Funktion im Bereich Kultur für den Sender tätig war und ein Theaterformat entwickelte.
Quelle und weiterführende Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Hartmann [Stand: August 2016]
GeburtsortOsnabrück
GND-Nummer137477988