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Hans Eppendorfer

Andere Namen
  • Hans Eppendorfer
  • Hans-Peter Reichelt
1942 - 1999
GeschlechtMännlich
BiographieHans Eppendorfer wuchs bei seiner Großmutter und Tante, zuerst in Niederschlesien, später dann mit ihr bei der Tante in Göppingen, Baden-Württemberg, auf, bis er im Alter von siebzehn Jahren wegen Raubmordes an einer befreundeten älteren Dame zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt wurde.

Während der Haft begann er mit dem Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten. Nach seiner Entlassung war er als Lagerarbeiter in einem Verlag tätig, später als Redaktionsassistent und suchte den schon im Gefängnis kontaktierten Hamburger Schriftsteller und Ethnographen Hubert Fichte in der homosexuellen Szene in Hamburg auf, mit dem er später einen Interview-Zyklus führte, der unter dem Titel Der Ledermann spricht mit Hubert Fichte veröffentlicht wurde.

Wenngleich der Zyklus wegen seiner Sex-, Gewalt- und Beschreibungen des begangenen Mordes große Aufmerksamkeit erlangte, weiß man heute, dass große Teile des Interviews fiktiver Natur sind, oft auch von Hans Eppendorfer, der sich als Schriftsteller eine neue Identität schaffen wollte, selbst entwickelt und geschrieben wurden. Der Zyklus erschien in Buchform und als Bühnenadaption und wurde in sechs Sprachen übersetzt. Die Streitigkeiten wegen der Rechte an den Texten führten zu einem bis zum Tod Fichtes nicht mehr reparablen Zerwürfnis zwischen den beiden Protagonisten. Teile daraus waren bereits in der Zeitschrift das da veröffentlicht worden (wo das Pseudonym Eppendorfers – zum Entsetzen Fichtes – in einem Leserbrief aufgelöst wurde), als Rundfunkstück gesendet worden und verändert montiert als Kapitel in Hubert Fichtes Roman Versuch über die Pubertät (1974) erschienen, was wiederum Eppendorfer empörte.

Einige Jahre arbeitete er als freier Mitarbeiter für die St. Pauli Nachrichten und die Schwulenzeitschrift him applaus, die alle acht Wochen erschien und die er ab April 1976 bis zu deren Einstellung im April 1981 als Chefredakteur leitete.

St. Pauli, wo Eppendorfer 1981/1982 offizieller Hamburger Stadtteilschreiber gewesen war, und die Erfahrungen auf dem dortigen Kiez, schlugen sich auch in seinem Roman Szenen aus St. Pauli und dem Drehbuch zu Walter Bockmayers Kiez – Aufstieg und Fall eines Luden nieder. Wegen der unabgesprochenen Veröffentlichung des erstgenannten Buches und Nichtnennung der Hamburger Kulturbehörde, die Eppendorfer finanziell förderte, kam es zwischen ihm und der Behörde zu einem Zerwürfnis. Gemeinsam mit Dieter Wedel und Alexander Schuller verfasste er das Drehbuch zu dem Fernsehmehrteiler König von St. Pauli mit Oliver Hasenfratz und Julia Stemberger; es erschien auch eine Buchfassung davon. Es folgte eine rechtliche Auseinandersetzung, in der es Hans Eppendorfer um seine Stellung bei der gemeinsamen Arbeit und Honoraransprüche ging.

Daneben schrieb Eppendorfer zwei Kinderbücher (… und der nächste folgt sogleich. Ein Streiche-Buch und Gespensterspaß) sowie Erzählungen.

Von Dezember 1988 bis Mai 1989 arbeitete Hans Eppendorfer – ab Februar 1989 als Chefredakteur – mit dem Autor François Maher Presley an dem von diesem initiierten Nord-Magazin für Kultur, Politik und Wirtschaft, das in Hamburg erschien. Maher Presley verarbeitete die teilweise extremen Erfahrungen mit dem auch sehr gutmütigen und hilfsbereiten Eppendorfer in der Kurzgeschichte Erfüllung, in dem dem Roman 17 Leben in zahlreichen Artikeln, einem sehr persönlichen Nachruf im März 1999 sowie einer Biographie. Dort versucht der Autor, Fiktion und Wirklichkeit gegenüber zu stellen, zeigt die Sozialisation Eppendorfers auf, gleicht die Werke Eppendorfers miteinander ab, berichtet über viele Doppelungen der Publikationen unter unterschiedlichen Titeln, seine Vorteilsnahme, wenn es um die Finanzierung seines Lebensstils ging und zeigt die Mechanismen eines Literaturbetriebs auf, die sich Eppendorfer zu eigen machte und so angeblich teilweise unberechtigte Förderungen und Auszeichnungen erlangen konnte.

1998 und kurz vor seinem Tod widmete der mit Eppendorfer befreundete Regisseur Peter Kern ihm das Filmporträt Hans Eppendorfer – Suche nach Leben, das während des Hamburger Filmfestes am 25. September 1998 uraufgeführt wurde.

Quelle und weiterführende Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Eppendorfer [Stand: Juni 2019]
SterbeortHamburg
GeburtsortLütjenburg
GND-Nummer118530607
VIAF-Nummer51809884
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