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Martin Engelbrecht (Verleger*in), Perspektivtheater mit Gärtnern und Adeligen, Mitte 18. Jh.
Perspektivtheater mit Gärtnern und Adeligen
Perspektivtheater mit Gärtnern und Adeligen
Foto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
ObjektnummerBEN.GKM-GR-2014/3

Perspektivtheater mit Gärtnern und Adeligen

TitelPerspektive Vorstellung eines schönen Blumengartens
ArbeitstitelKulissentheater mit Gärtnern und Adeligen
ObjektbezeichnungPerspektivtheater
Verleger*in (1684 - 1756)
Entwurf (1711-1771)
Entwurf (1717-1766)
DatierungMitte 18. Jh.
Material/TechnikRadierung, koloriert, auf Papier
MaßeBlattmaß: 9 x 14 cm, Oktav
BeschreibungDas Perspektivtheater „eines schönen Blumengartens“, das ursprünglich zum Einschub und zur Ansicht in einem Guckkasten mit Linse verwendet wurde, besteht aus fünf Kulissen sowie einem Hintergrundbild. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Blätter seitlich mit Papierstreifen aneinander
geklebt, wodurch sie sich ziehharmonikaartig auseinander ziehen und ohne Hilfe eines Kastens aufstellen lassen. Das Diorama zeigt ein adeliges Paar, das in einer barocken, von hohen Hecken, Blumenbeeten und Orangeriepflanzen gesäumten Parkanlage spazieren geht. Daneben sind Gärtner bei der Arbeit zu sehen. Im Vordergrund bewundert ein Herr mit Gehstock eine Topfpflanze. Durch die hintereinander gestaffelten Kulissen, die an den Seiten je ein Stück Hecke zeigen, vor das Skulpturen auf Sockel gesetzt wurden, wird der Blick in die Mitte der
Gartenanlage gelenkt. Die zunehmende Verkleinerung der Motive in den hinteren Blättern verstärkt die perspektivische Wirkung. Die Radierungen für das Diorama wurden von Martin Engelbrecht, einem Kupferstecher und höchst erfolgreichen Verleger aus Augsburg, herausgebracht.
Er war auf die Produktion von Ausschneidebögen und Perspektivtheatern spezialisiert, die er in drei verschiedenen Formaten (Quart, Oktav und Duodez) in über 300 Motiven publizierte. Diese behandeln u.a. religiöse Themen, historische Ereignisse, Naturkatastrophen, fremde Völkern, Alltagsszenen aus dem Haushalt und der Arbeitswelt, Jahreszeiten oder höfische Galanterien. Anders als die größeren Papiertheater, die mit ausgefeilten optischen und Beleuchtungseffekten auf Jahrmärkten gezeigt wurden, waren Engelbrechts Dioramen für den
Hausgebrauch adeliger und großbürgerlicher Kunden bestimmt. Diese konnten bereits ausgeschnitten und mit Hilfe von Schablonen koloriert, oder zum selber Basteln erworben werden.
Seine Perspektivtheater im handlichen Oktav-Format sind mit 155 bekannten Motiven die am verbreitetsten. Hierfür wurden acht Radierungen auf vier Papierbögen gedruckt – bei unserem Exemplar fehlen das Titelblatt sowie wie der Abdruck aller Motivplatten übereinander. Die Nummerierung der Serie befand sich im Luftraum der Kulissen und wurde später weggeschnitten, nur im Hintergrundbild hat sie sich daher erhalten. Mit der Nummer E7 gehört die Folge zu den letzten im Oktav-Format erschienenen Dioramen Engelbrechts, die auch nach seinem Tod 1756 von seinen Erben noch viele Jahre lang aufgelegt wurden. (Berabeitung: Silke Tofahrn)

Detaillierte Objektbeschreibung:
Das Kulissentheater besteht aus 6 Kulissen, die mit Papierstreifen aneinander geklebt wurden und sich zieharmonikaartig auseinander ziehen lassen. Jede Kulisse zeigt an den Seiten ein Stück Hecke oder Gebüsch, vor das Skulpturen auf Sockel gesetzt wurden (ähnlich z. B. wie in Herrenhausen). Durch diese hintereinander gestaffelten Heckenteile fällt der Blick in der Mitte auf eine Gartenanlage, die durch arbeitende Gärtner und Adelige beim Spaziergang belebt ist.

Blatt 1:
Vor Rosensträuchern steht auf der linken Seite eine weibliche Skulptur in antikisierendem Gewand, rechts ein Hermes. Die Skulpturen sind gelblich koloriert. In der Mitt überreicht ein Gärtner einem Adeligen einen Topf mit rot blühenden Blumen.
Blatt 2:
Vor einer Hecke, vor der auf beiden Seiten ein schmaler Springstrahl in die Höhe schießt, steht auf der linken Seite eine männliche Skulptur mit Bart, auf der rechten eine weibliche mit Blumen in der Hand (Flora?). Die Skulpturen sind unkoloriert.
Neben den Sockeln der Skulpturen befindet sich jeweils ein Blumenbeet, in dem u. a. Tulpen wachsen. Das Blumenbeet erstreckt sich auch über die Mitte des Bildes. Davor tragen zwei Gärtner auf einer Trage drei Blumen in Töpfen. Darunter vielleicht Nelken.
Blatt 3:
Vor zwei Bäumen steht auf linken Seite eine weibliche Skulptur, auf der rechten Seite wahrscheinlich eine männliche Figur, die eine Lyra in der Hand hält (Apoll?). Beide Skulpturen sind gelblich koloriert.
Neben den Sockeln befindet sich wiederum Blumenbeete, die von Sockeln eingefasst sind. Auch in der Mitte ist wiederum ein Blumenbeet zu sehen. Dieses ist parterreartig angelegt und besteht aus eckigen und runden Beetteilen, die von einer kleinen (Buchs-)Hecke eigefaßt sind. Hierin wachsen Tulpen und andere Blumen. Links kniet ein Gärtner und pflückt eine Blume, rechts steht ein Gärtner mit ausgestreckten Armen (viel. sät er oder es fehlt ein Stück Papier mit einem Arbeitsgerät?).
Blatt 4:
Das Blatt zeigt eine Terrassensituation. An den Seiten befinden sich Balustraden, über die der Blick auf zypressenartige Bäume fällt. Die Balustraden sind zur Mitte hin jeweils durch einen Sockel begrenzt, auf dem je ein Pflanzgefäßt steht, in dem möglicherweise eine blühende Aloe wächst. Im Vordergrund befinden sich zwei Broderieparterres, die von einer kleinen Hecke eingefasst sind. Dazwischen flaniert ein Adeliges Paar, wobei die Dame eine Blume in der erhobenen Hand hält.
Blatt 5:
Seitlich flankieren zu Arkaden geschnittene Hecken das Blatt. Davor stehen auf einem Vorsprung kugelig geschnittene Pflanzen in Kübeln. Zur Mitte hin stehen vor den Arkaden weibliche Skulpturen auf Sockeln. Den Vordergrund bildet ein Broderieparterre. Ein Gärtner kniet auf dem Boden und pflegt eine auf dem Boden stehende Kübelpflanze.
Blatt 6:
Kulissenrückwand: Seitlich befinden sich wiederum zu Arkaden geschnittene Hecken. Angrenzend eine Balustrade vor der hochstämmige Pflanzen in Kübeln stehen. Dahinter fällt der Blick auf einen Springbrunnen, dahinter führt eine Zypressen gesäumter Weg auf ein Landhaus zu. Eine Mauer schließt den Garten nach hinten ab. Im Vordergrund stehen zwei Adelige vor der Balustrade.

KlassifikationGrafik - Druckgrafik
Copyright DigitalisatFoto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Literatur/QuellenFriedrich Schott: Der Augsburger Kupferstecher und Kunstverleger Martin Engelbrecht und seine Nachfolger. Ein Beitrag zur Geschichte des Ausgburger Kunstund Buchhandels von 1719–1896, Augsburg 1924.

Ingrid Fisch: Martin Engelbrecht. Guckkasten-Diorama: Pandurenschau, Kunstwerk des Monats September 2015, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster; URL: https://www.lwl.org/landesmuseum-download/kdm/archiv/2015/KdM_September_2015.pdf.

Alberto Milano: Martin Engelbrecht. Perspektivtheater - Dioramen, Stuttgart 2016,S. 119, Nr. 7E, Abb. S. 206.

Silke Tofahrn (Bearb.): Die Stiftung Roland Weber für Schloss Benrath. Erwerbungen 2006-2020, Düsseldorf 1921, S. 55-56, Abb. 21.
Eigentümer/DanksagungAnkauf über die Roland-Weber-Stiftung.
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