ObjektnummerP 2005-1288
Oktogonale Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
DatierungWohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, getrieben, graviert und punziert
MaßeH 6,3, B 5,6, T 7,4 cm, Gewicht: 150 Gramm
BeschreibungDiese sehr attraktive, rechteckige, zudem oktogonal angelegte silberne Dose ist durch eine durchbrochen gestaltete Deckelansicht dekoriert. Es ist die Darstellung einer tanzenden, von Rankenwerk umgebenen geflügelten, wohl männlichen Gestalt, wie sie noch heute in traditionellen Tanzvorführungen, sogenannten Pwes, meistens veranstaltet in tiefer Nacht aus Anlass von Tempel- beziehungsweise von Pagodenfesten, in Myanmar/Birma zu erleben sind. Die durch Perlrandbänder eingefassten acht Seitenreserven der Dose bilden im Relief Naturdarstellungen ab: einen Löwen, wohl ein Shisi, ein sogenannter Löwen- oder Buddha-Hund sowie Vögel und Blüten.
Die geradezu skulpturale Formulierung der stark getriebenen, reliefartigen Dosenarchitektur gibt dem Behältnis einen ausgesprochen raumbezogenen Charakter. Auffällig ist dabei auch die sorgfältige, handwerklich feine sowie in ihren Gestaltmitteln besonders gute Ausführung, zu der auch die präzis angelegten Bildszenen gehören.
Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche kunsthandwerklichen Stücke zeitlich einzuordnen sind. Bei diesem dürfte es sich aber wegen seiner feinen, aufwendig dekorierten und besonders guten Gestaltung um ein altes Stück handeln.
Es ist nicht nur eine sehr gute Arbeit, sie ist auch völlig frei von ästhetischen Vorstellungen europäischer Vorbilder und ein echtes Stück alter birmanischer Kultur. Ähnliche Dosen werden mittelweile - aber in der Regel wesentlich weniger qualitätvoll - immer wieder kopiert.
Der heute wichtigste Platz für zeitgenössische burmesische Silberschmiedekunst ist zweifellos Sagaing, ein kleiner Ort bei Mandalay, auf dessen Ausfahrtsstraße sich eine größere Anzahl von Silberschmieden finden lässt. Weitere Silberschmiedewerkstätten sind am Inle-See im östlichen Myanmar, im dortigen Shan-Land, angesiedelt. Dort wird aber vor allem touristische Ware hergestellt.
Wahrscheinlich diente diese vorzügliche Silberdose zur Aufbewahrung von Wertgegenständen. Auch wurden solche Behältnisse zu festlichen Anlässen - wie etwa zu Hochzeiten - verschenkt. Möglicherweise wurde sie aber auch für die Unterbringung von Schmuck oder für die Lagerung von Betelnüssen, von Geschmacksstoffen, wie Pfefferminz oder Tabak, möglicherweise auch als ein Behältnis für Kalk im Zusammenhang des Betelnusskonsums* verwandt.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär. W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004