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Unbekannt (Künstler*in), Achteckige Silberdeckeldose, wohl Anfang 20. Jahrhundert
Achteckige Silberdeckeldose
Achteckige Silberdeckeldose
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011

Achteckige Silberdeckeldose

ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Datierungwohl Anfang 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, graviert und punziert
MaßeH 3,5, D 6 cm, Gewicht: 57 Gramm, 90 % Silbergehalt
BeschreibungDie Formgebung mancher Silberdosen sagt schon etwas über die mit ihr beabsichtigte Symbolik aus, wie es auch für das folgende Beispiel zutrifft:

Diese Dose ist ihrer Körperstruktur aber auch ihres Dekorationsinkarnats wegen sicherlich einem chinesischen Silberschmied zuzuordnen. Auffällig sind hier nicht nur eine besonders feinteilige Arbeitsweise und eine vorzügliche Beherrschung der Gestaltmittel. Bemerkenswert ist auch wie die äußere Form dieser Silberdeckeldose Wünsche nach Wohlhabenheit ausdrückt, denn sie ist achteckig* * gestaltet. Und in der chinesischen Kultur steht die Zahl Acht vor allem für zu erwartendes Glück wie für materiellen Reichtum. Zudem ist ihre Deckeloberfläche mit einer Meerestier-Darstellung (Schnecke, Languste und Fische) geschmückt.
Nun sind in China Fisch-Abbilder glücksbringende Bildmuster schlechthin und stehen in der dortigen Kultur und ihrer Symbolik ebenfalls für schon genannten materiellen Wohlstand. Selbst im profanen Bereich wird dies auch heute noch deutlich, denn kaum ein China-Restaurant verzichtet - auch hier in Deutschland - auf ein Aquarium, was ebenfalls viel mehr ist als reine Dekoration sondern Ausdruck des Wunsches nach geschäftlichem Erfolg.

Das Deckel-Bild ist von einer glatt gearbeiteten Rahmung gefasst. So sind auch die acht Wandungsseiten mit ihren Reserven gestaltet. Diese sind als zwei unterschiedlich große Bereiche formuliert: einerseits an der Wandung des Dosendeckels, andererseits an der des Dosenkörpers. Sie ergeben insgesamt sechzehn Bild-Felder. Diese sind mit verschiedenen, botanisch zu bestimmenden Pflanzen- und Blumendarstelllungen aufwendig dekoriert.

Es ist anzunehmen, dass diese sehr gut gearbeitete und geschmackvoll dekorierte Deckeldose als Behältnis für zerkleinerte Betelnüsse,* Kalk oder für Geschmackszusatzstoffe im Zusammenhang eines Betelnuss-Gebrauchs diente.

*
Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.

**
In der europäischen Kultur symbolisiert die Zahl acht Herrschaft wie einen möglichen Neuanfang. So sind nicht nur Taufbecken oft achteckig gestaltet und verweisen auf die nach christlicher Vorstellung allumfassende Herrschaft Gottes.
Mit dem Zahlensymbol ist für den Christen auch der Aspekt der Erneuerung durch die mit dem Christentum verbundene Vorstellung einer zu erwartenden Wiederauferstehung verbunden und gestalterisch zur Anschauung gebracht.

Als Herrscher von Gottes Gnaden trugen die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (10. Jh. bis 1806) eine achteckige Reichskrone, die in der Schatzkammer der Wiener Hofburg überkommen ist. Auch Baptisterien, Taufhäuser, in Florenz, Parma und in Rom etwa, sind oft oktogonal/achteckig errichtet. Selbst im islamischen Glaubensbereich findet sich diese Bauform. So ist eine seiner heiligsten Stätten, der Jerusalemer Felsendom, auf diese Weise gestaltet und verweist in seiner Architektonik auf byzantinische Vorbilder. W. Alberg


KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
EntstehungsortAsien, Möglicherweise Burma
Entstehungsort
  • Myanmar
SchlagwortSilber
SchlagwortAchteck
SchlagwortBlume
CopyrightKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Literatur/QuellenDas grosse Kunstlexikon von P. W. Hartmann:
http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_8834.html, 21. September 2011
ObjektnummerP 2005-1223
Institution Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Stempel/ZeichenAuf dem Dosenboden befindet sich eine Punze des Silberschmieds
Achteckige Silberdeckeldose
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Achteckige Silberdeckeldose
Unbekannt
wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Achteckige Silberdeckeldose
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Achteckige Silberdeckeldose
Unbekannt
wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Silberdeckeldose
Unbekannt
Ende 1990er Jahre
Silberdeckeldose in Form eines Löwenhundes - Shishi
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Silberdeckeldose in Elefantenform
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Silberdeckeldose in Elefantenform
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert