Skip to main content
Brief von Fanny Lewald-Stahr, 1879, 1.Seite
Korrespondenz von Fanny Lewald an Eduard von Hallberger
Brief von Fanny Lewald-Stahr, 1879, 1.Seite
Brief von Fanny Lewald-Stahr, 1879, 1.Seite
Object numberHHI.2016.G.1001.21

Korrespondenz von Fanny Lewald an Eduard von Hallberger

Absender*in (1811 - 1889)
Empfänger*in (1822 - 1880)
Date1879
DescriptionTranskription

[Briefumschlag:] Berlin 11.11.79
Herrn Baron Eduard v. Hallberger
Stuttgart
Frau Fanny Lewald Stahr
Berlin W. Mathäikirchstraße 21
den 11/Nov.1879

Verehrter Herr u Freund!
Das ganze Frühjahr hindurch, habe
ich gedacht, dies Jahr solle Nichts mich
hindern, endlich von Ihrer freundlichen
Einladung Gebrauch zu machen,
u während ich ein paar Wochen in
Ihrer Gesellschaft lebe, den See
kennen zu lernen u mich an seiner
gepriesenen Schönheit zu erfreuen.
Wie dann die Reisezeit kam,
rieth mir der Arzt an die See
zu gehen. Ich war eine Woche bei
Dobberan auf dem heiligen Damm, u
hatte die Augen u den Willen
fest gen den Stahrembergersee
gerichtet, hoffte Anfangs August in
Luzern sein zu können. Da kam

eine meiner unverheiratheten Schwestern
zu mir, die eine Badekur
brauchen sollte, sich nach schweren Erlebnissen
zu erholen - also blieb ich bis
Ende August, ging mit ihr, da sie es sehr
wünschte, auf 14 Tage nach Kopenhagen -
u damit war es mir, da ich den
Winter hier zu Hause bleiben will,
für den weiten Weg von der
Ostsee bis zu Ihnen, doch zu spät
geworden. Ich besuchte Freunde in
dem schönen Lübek, in dem freundlich
emporblühenden Kiel, u
bin seit fünf Wochen in meinen
vier Wänden - leidlich wohl
auf - u einsamen Herzens, obschon
es mir an lieben Menschen
Gottlob nicht gebricht. Ich habe zufrieden
zu sein in jedem Betrachte;
aber ich bin keine philosophische
Natur, u kann nicht entbehren u
nicht verschmerzen lernen, was

ich Unschätzbares besessen u verloren
habe.
Hoffend u planend, wie man es
bleiben muß, wenn man im Leben
seine Wurzeln nicht ausreißen will,
sage ich mir jetzt, daß ich im nächsten
frühen Frühjahr nach Wiesbaden zu
meines Mannes Grab gehe, u dann
noch zu Ihnen komme, wenn Sie mich
noch haben wollen, denn dann gehe
ich die ersten Schritte in mein 70t
Jahr. Inzwischen aber hoffe ich, daß
Berlin Sie einmal lüstet, daß Sie
herkommen u ich Sie bei mir begrüßen
darf. Kommen Sie doch einmal!
Meine Helmer-Correkturen
habe ich abgethan u ich denke, der
kleine Roman soll Ihnen gefallen
u Ihren Lesern auch. Meine "Reisebriefe
aus den Jahren 1877, 78" hat
Herr Janke jetzt verschickt, u
Sie finden vielleicht Manches

darin, daß Sie intereßirt. Es ist
ein Ex. an "Ueber Land u Meer" gegangen.
Zu meiner großen Schande
gestehe ich Ihnen aber im Geheimen,
daß ich nicht weiß, wer jetzt der Redakteur
des Blattes ist, u daß ich den
Namen, vielleicht ungeschickt suchend,
auch unter dem Blatte nicht gefunden
habe. - Thun Sie, verehrter Freund!
mir also den Gefallen, der Redakt.
eine freundliche u baldige Empfehlung
der Briefe, an das Herz zu
legen, was ja um so natürlicher
Ist, da ich zu den langjährigen
Mitarbeitern des Blattes gehöre.
Sie thun mir einen wirklichen Gefallen damit
u sparen mir einen besonderen
Brief. Ihnen nimmt das einer
Ihrer Sekretaire ab. - Und noch
Eins! Ich möchte gern die Hefte, in
denen Helmer steht, Extra einmal
haben, um mir den Jahrgang
nicht durch ausschneiden der
Erzählung zu zerreißen.
[Am Rand:]
Alles Gute mit Ihnen! könnte ich es Ihnen schaffen, Heil,
Gesundheit, Freude/ ich thät' es gern. In alter
Ergebenheit
Fanny Lewald Stahr


ClassificationsArchivalie - Korrespondenz
Curatorial Remarks1 eigenhändiger Brief mit Unterschrift und Briefumschläge
AbsendeortBerlin
Some parts of the objects made accessible on d:kult online are historical documents that may contain offensive language, derogatory and discriminatory terms and messages. The institutions in the network are responsible for the content shown on the d:kult online collection platform and endeavour to treat the content presented online with sensitivity. I agree