Object numberHHI.2010.1000.303
Korrespondenz von Wilhelm Schmidtbonn an Carl Enders
Absender*in
Wilhelm Schmidtbonn
(DE, 1876 - 1952)
Empfänger*in
Carl Enders
(DE, 1877 - 1963)
Date1905-1936
DescriptionBeilage: 1 masch. Dg., Bonn, 2.2.1936 - Carl Enders an Wilhelm Schmidtbonn ; 1 masch. B. o. U., München, 20.3.1922 (unvollst.) - Josef Ponten an Unbekannt ; 1 e. B. m. U., Zandvoort, 7.2.1908 - Wilhelm Schmidtbonn an Charlotte Fraenkel ; 1 masch. B. m. e. U., o. O., o. D. - Wilhelm Schmidtbonn (u. a.) an Schillerstiftung Düsseldorf, den 4.12.1905: S. ist erfreut, dass es Litzmann gut gehe. "Nach dem in jeder Hinsicht nicht hart genug zu verurteilenden Berliner Angriff wird es Prof. L(itzmann) ja eine doppelte Genugtuung und Freude sein, an seinem Ehrentage des dankbaren Gedenkens aller derer sicher zu sein, denen er in den langen Jahren Gutes und Reiches gegeben hat." S. möchte außerordentliches Mitglied der "Literarhistorischen Gesellschaft Bonn" werden. Er würde Enders und Dreesen gern persönlich kennenlernen.
Knocke, den 28.7.1906: Fleischel hat S. mitgeteilt, Enders wolle nicht unaufgefordert Bücher zugesandt bekommen. Enders solle deshalb in Bezug auf Ss Werke eine kurze Mitteilung machen. S. gefällt es in Knocke sehr gut. "Die Berührung mit der großen Mutter Erde gibt neue Kraft."
Düsseldorf, den 11.11.1906: S. bedankt sich "für die Zusendung der Gedichte. (...) Eine sehr starke Kunst spricht daraus, wie aus einem an sich kleinem (!) Gegenstand, dem Klatsch, etwas so formvollendetes wird, das sich zuletzt riesenhaft und schicksalsmächtig aufbäumt, wenn auch nur in der Andeutung der letzten zwei Verse." S. will die Gedichte abdrucken lassen. Er ist über Enders positive Beurteilung seiner Bücher sehr erfreut.
Düsseldorf, den 29.1.1907: S. freut sich, dass Enders zu der völlig ausverkauften Aufführung seines Stückes gekommen sei. "Ich stecke voller Erregung und Arbeit und hatte heute einen Ohnmachtsanfall."
Zandvoort, den 1.1.1908: S. muss Enders Manuskript leider ablehnen, da es inhaltlich nicht in den Rahmen der "Masken" passe. Er dankt für Enders Interesse. "Ich selber habe keine Freude mehr an meiner Arbeit, es kam viel zusammen, was mir die Freude daran nahm. Nur in der Einsamkeit bin ich glücklich, aber sie zu verdienen, reicht aller Fleiß nicht aus."
Schruns, den 6.5.1908: S. schickt Enders einen "kleinen Beitrag zu dem nächsten Dichterheft. (...) Es ist sehr schwer, selber über sich zu schreiben, aber es bringt Klarheit." S. hatte seine Beziehungen zum Düsseldorfer Schauspielhaus völlig abgebrochen und fühlt sich dadurch sehr erleichtert. Es sei ihm eine Genugtuung, Enders positive Meinung zu seinem Stück "Graf von Gleichen" zu hören. "Ich habe noch viel daran gearbeitet, besonders den letzten Akt ins Gleichgewicht der Motive und Verhältnisse gebracht."
Tegernsee, den 16.10.1908: S. teilt Enders mit, "dass die Aufführung des Grafen am Deutschen Theater in Berlin schon jetzt ist. Besetzung: Wegener, Durieux als Gräfin, Eibenschütz als Naemi."
Tegernsee, den 4.3.1909: S. dankt Enders für dessen "Ausführungen in der Literarhistorischen Gesellschaft. (...) Ich fühle mich ganz verstanden von Ihnen, im Einzelnen geben Sie mir vieles, von dem ich selbst nichts wusste. So waren mir überraschend Ihre Ausführungen über die Sprache: es ist wunderbar, zu erkennen, wie das Unbewusste doch immer Gesetzen unterliegt."
Locarno, den 8.4.1917: S. wird Enders ein Manuskript senden, "den Anfang des Tagebuchs einer Schauspielerin" und hofft, "nicht um die beglückende Freude gekommen zu sein, in der Sammelgabe mitvertreten zu sein."
Rottach, den 10.2.1920: Pfingsten wird das Münchener Künstlertheater mit Ss "Passion" eröffnet. "Der verlorene Sohn" war in Mannheim fünfmal vor jedes Mal 4000 Menschen. Kleine Freuden in verzweifelter Zeit."
Rottach, den 27.3.1920: S. bedankt sich für Enders Angebot, in den "Rheinlanden" über ihn zu schreiben. Er werde in Kürze seinen Beitrag zu der Litzmann-Festschrift schicken. "Ich sende Ihnen anbei ein - vorläufiges - Exemplar des "Geschlagenen", der im Herbst bei Reinhardt herauskommt." "Das Deutsche Schauspielhaus hat durch die Ereignisse den Termin der Uraufführung des Geschlagenen von Ende März auf den 12. April verschieben müssen. Dadurch hat das Stadttheater Bonn das Recht, ab 31. März seinerseits das Stück von Hamburg also demnach die Uraufführung zu bringen. Das wäre nun für mich ein großer Schaden. Einmal würde es heißen, dass sich mein Stück keine andere Bühne gefunden hätte als die meiner Vaterstadt, dann würde aller etwaiger Erfolg u. Anerkennung der Kritik dem Lokalpatriotismus zugute geschrieben werden und beides damit für mich wirkungslos werden." Enders solle auf den Bonner Theaterintendanten dahingehend einwirken, dass "die Uraufführung mit Hamburg gleichzeitig am 12. April vorzunehmen" sei.
Rottach, den 21.4.1920: S. sendet Enders ein Exemplar des "Geschlagenen". Er habe mit Bedauern Enders Existenzsorgen zur Kenntnis genommen. "Ich werde acht geben, ob ich etwas erfahre für Sie. Aber es wäre schade, wenn Sie Ihrer rheinischen Tätigkeit entzogen werden müssten."
Rottach, den 11.5.1922: S. begrüßt Enders Plan einer "Rheinischen Sammlung" und möchte gern Mitglied der Gesellschaft werden.
Rottach, den 23.10.1922: S. ist am 30. Oktober in Bonn und steht Enders "jede Stunde des Tags zur Verfügung."
Bad Godesberg, den 19.7.1927: S. gratuliert Enders zum Geburtstag.
Ascona, den 1.1.1931: S. fragt, wenn Enders endlich einmal zu Besuch komme; "haben Sie mich vergessen?"
Ascona, den 14.1.1936: S. hat lange nichts von Enders gehört. Er möchte gern dessen Meinung über sein "Lebensbuch" hören, dem ein zweiter Band "Begegnungen" folgen soll, worin auch ein Kapitel von Enders handeln werde. "Das Buch wird zu meiner Beglückung von der deutschen Öffentlichkeit so zustimmend begrüßt wie noch nie ein Buch von mir." Zum "Dreieckigen Marktplatz" schreibt S.: es findet überall Zustimmung als lebendiges Stück der Geschichte meiner Vaterstadt. Sie werden gemerkt haben, dass Wilhelminchen zur Gestalt meiner Mutter geworden ist, wie die Freude zu den Gestalten meines Vaters und Onkels. Auch die Brautwerbung geschah so, nach den Erzählungen meiner Mutter selbst. Was nachher geschieht, hat allerdings mit meinen Eltern nichts mehr zu tun, aber es war Wirklichkeit bei Nachbarn."
Castagnole, den 28.11.1936: S. bedauert, dass er Enders im letzten Herbst nicht besuchen konnte. "Statt meiner kommt durch den Verlag mein neues Buch "Hü Lü" zu Ihnen, das auf ein Erlebnis bei der Dumont zurückgeht und das zu den drei letzten Büchern gehört, die in jenen sechs Jahren geschrieben wurden, während denen ich äußerlich schwieg." "Inzwischen arbeite ich unausgesetzt am "Buch der Freunde", dem II. Bande des Strombuches, in dem der Freund Carl Enders seine äußere und innere Rolle spielt."
aus: Horstmann, Christina: Die Literarhistorische Gesellschaft Bonn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dargestellt am Briefnachlaß von Carl Enders, Bonn, Bouvier, 1987
ClassificationsArchivalie - Korrespondenz
Curatorial Remarks28 eigenhändige Postkarten mit Unterschrift ; 17 eigenhändige Briefe mit Unterschrift ; 2 maschinenschriftliche Briefe mit eigenhändiger Unterschrift ; 5 adressierte Briefumschläge
AbsendeortRottach (u. a.)
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Department
HH Schriftstellernachlässe