Object numberFM.Film.12624
Pamiatka z Kalwarii
Sonstiger TitelKALWARIA
Titel DeutschKALVARIENBERG
Date1965
Description Kurzkritik: Der Film gibt sich einfach, schmucklos und betont objektiv. Er sammelt Beobachtungen aus dem Dorf Kalwaria Zebrzydowska in der Nähe von Krakau, in dem seit über 300 Jahren von der Bevölkerung in der Karwoche ein Passionsspiel aufgeführt wird. Dieses Thema ist durchaus geeignet, das Mißtrauen westlicher Zuschauer zu wecken. Man befürchtet eine Demonstration ekstatischer Unduldsam- keit, frömmelnder Naivität. Man weiß schließlich, daß es so etwas gibt, und wagt kaum zu hoffen, die Regisseure würden es sich entgehen lassen. Und die ersten Sequenzen scheinen diese Befürchtungen zu bestätigen. Kaum hat die Kamera die verschneite Stadt erreicht, da gerät sie - am Vorabend des Passionsspiels - in einen wilden Trubel geschäftigen Devotationalienhandels. Die Geschmacklosigkeit feiert wahre Triumphe, wenn religiöse Symbole zum Reiseandenken de- gradiert werden, wenn Frömmigkeit gleichsam in kleiner Münze ver- hökert wird. Dazwischen tauchen die Gesichter einfacher Menschen auf, die andächtig auf den versammelten Kitsch starren; faltige Grei- senhände wühlen in Bildern und Medaillons und tasten nach dem Portemonnaie. Dem Betrachter scheinen die Weichen gestellt: Die Passion als Attraktion für den Fremdenverkehr, die Religion als Mit- tel zur Umsatzsteigerung, alte Menschen, unbelehrbare Naive, die das alles ernst nehmen und zum Objekt seelischer und materieller Ausbeutung werden. Aber jäh folgt ein neuer Eindruck. Der Lärm erstirbt; es ist Nacht, die Nacht vor dem Passionsspiel. Die Kamera schwenkt durch einen großen Saal, und dort liegen die Menschen zu Hunderten neben- und fast übereinander. Sie sind plötzlich keine Touristen mehr, man ist geneigt zu vergessen, daß sie kitschige Bilder gekauft oder verkauft haben. Jetzt sind das nur noch einfache Menschen, die einen großen Tag miterleben wollen und dafür sehr viele Unannehmlichkeiten auf sich nehmen. Der große Tag ist gekommen. Scharen von Pilgern ziehen durch verschneite Wälder heran. Sie beten und singen, und immer wieder fallen sie auf die Knie. Man sieht Menschen zum Kloster wandern, sieht, wie sie lange Treppen auf den Knien hochrut- schen, wie sie sich mit ausgebreiteten Armen in den Schnee werfen. Noch haftet dem der Verdacht des organisierten Massen- wahns und hysterischer Übersteigerung an, als plötzlich eine Gruppe der Mönche ins Bild gerät, die das Spiel organisieren und mit ihrem Chor musikalisch umrahmen. Damit werden Sinn und Ziel dieser auch für uns manchmal befremdlichen Andachts- übungen angedeutet; und damit schließlich ist man auch im Hof des Klosters; das Spiel beginnt. Mit anderen Worten: Dieser Film fängt die Realität von Kalwaria Zebrydowska ein aber er würde auch dann faszinieren, wenn es die- ses Dorf, seine Mönche und sein Passionsspiel in Wirklichkeit gar nicht gäbe. Dieter Krusche(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
Klassifikation(en)
Produktionsland
Filmgenre<Dokumentarfilm>
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Department
FM Filme
1954
A. A. Cherkasov
1927 – 1928, 1924 – 1936 und 04.12.1934