Objekte von: Kaigyoku
Patrizia Jirka-Schmitz, aus: The World of Netsuke. The Werdelmann Collection at the museum kunst palast Düsseldorf, hrsg. v. Barbara Til, museum kunst palast Düsseldorf, Stuttgart 2005:
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Kaigyokusai
Kaigyokusai (1823-1892)
Tätig in Osaka
Arbeitete in Elfenbein und Holz
Motive: Tiere, Landschaften
Kaigyokusai wurde am 13.9.1813 als erster Sohn des Shimizu Kichibei in Osaka Sugishitadori geboren. Im Januar 1829 wurde er von Yasunaga Kichirôbei adoptiert. Nach dessen Tod übernahm er den Namen Yasunaga. Er war Autodidakt und machte Naturstudien. Er verwendete verschiedene gô: Masatsugu, Kaigyokudô, Kyigyoku und Kaigyokusai. Aus einigen Signaturen geht hervor, daß er mit Ohara ?Mitsuhiro (1810-1875) und Kobayashi Tenmin (1800-nach 1875) zusammengearbeitet hat.
Sein einziger namentlich bekannter Nachfolger ist ?Masateru. Kaigyokusai starb am 21.1.1892 im Alter von 79 Jahren in Osaka. Er ist im Hôjuin (Hôshuin) in Osaka begraben.
Laut Ueda arbeitete Kaigyokusai zu ca. 70 bis 80% für den Export. Aber auch in Japan war er sehr geschätzt. Seine Auftragsarbeiten waren hoch bezahlt. Ein Netsuke kostete damals in Japan zehn mal mehr als in London (MCI, S. 289). Aus den Notizen von Albert Brockhaus, der diesen Künstler nicht sonderlich schätzte, geht hervor, daß der berühmte Kunsthändler Hayashi Tadamasa 1898 für eine Bernstein-Chrysantheme 100 Francs verlangte, den zweithöchsten Preis nach einem Stück von ?Rakumin. In einem Brief aus Tokyo an Albert Brockhaus spricht B. Jähne 1912 davon, daß Arbeiten von Kaigyokusai in Japan sehr geschätzt waren und 500 Yen (= 1000 Mark) kosteten (Klefisch 1982, S. 41).
Entsprechend der 60jährigen Schaffenszeit Kaigyokusais war seine Produktion an Netsuke und okimono sehr groß. Auch stellte er tonkotsu und yatate sowie kanamono (Schließen der Tabakstaschen) her. Diese Arbeiten stammen in der Regel aus der Meiji-Zeit.
Kaigyokusai war Perfektionist. Dies begann bei der Auswahl des Materials. Obwohl er verschiedene, harte, d.h. gut haltbare Materialien verwendete, sind die meisten seiner Stücke aus bestem Elfenbein. Viele Arbeiten patinierte er in typischer Osaka Manier dunkel und färbte die Gravuren schwarz ein. Berühmt geworden ist er jedoch für sein reinweißes, ungefärbtes Elfenbein, das kalt und hart wie Marmor wirkt. Dieser Eindruck wird durch die in Bernstein oder rötlichem Horn eingelegten Augen verstärkt. Auch bei Buchsbaum suchte er das Material sorgfältig aus, indem er darauf achtete, daß es keine Astlöcher hatte.
Kaigyokusai bevorzugte Tiere und Gegenstände; Figuren sind in seinem Œuvre selten. Die Tiere, die vor allem aus dem Zodiakus stammen, sind traditionell in der Auffassung, bestechen aber durch die Qualität ihrer Ausführung. Das Fell wurde zu einem besonderen Bravourstück dieses Künstlers. Die Linien sind sicher in das Material geschnitten. Die anschließende Politur erzeugt einen unaufdringlichen Glanz, so daß das Material sich weich und seidig anfühlt. Penible Ausführung - auch auf der Unterseite - und feinste Details sind Charakteristika seines Stils.
Unter den Tieren sind junge Hunde, die mit einer Sandale spielen, besonders häufig. Als ein besonderes Merkmal der Kaigyokusai-Produktion muß auch der Affe gelten, der, zu einer Kugel zusammengerollt, mit den Pfoten Mund, Augen und Ohren zuhält. Dieses beliebte Modell gestaltete er in Elfenbein und Buchsbaum.
Die aufwendigsten Arbeiten sind die Darstellungen im Inneren einer Muschel, einer Frucht, eines Bambussprosses oder eines Kiefernzapfens. Beim Öffnen zeigen sie fliegende Vögel, die Landschaften von Miyajima oder Amanohashidate zwischen bewegten Wolken oder figürliche Szenen wie die 24 Beispiele der Kindesliebe oder Roseis Traum. Diese Motive sollen in seinen mittleren und späteren Jahren entstanden sein.
Kaigyokusai hat viele verschiedene gô und deren Kombinationen verwendet. Ueda teilt diese wie folgt ein: bis zum Alter von ca. 20 Jahren (bis ca. 1833) verwendete er Masatsugu; bis ca. 1843 Kaigyokudô; bis ca. 1863 Kaigyoku; nach 1863 Kaigyokusai (Ueda 1954, S. 227). Heute wird dieser Einteilung nicht mehr so viel Wert beigemessen. Eindeutig erscheint lediglich, daß Kaigyokusai die Signatur der späten Schaffenszeit ist.
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