ObjektnummerTMIN_1984-1985 Düsseldorf21
Heinrich oder Die Schmerzen der Phantasie
Autor*in
Tankred Dorst
(DE, 1925 - 2017)
Mitarbeiter*in
Ursula Ehler
(geboren 1940)
Theater
Düsseldorfer Schauspielhaus
(gegründet 1951)
Regie
Volker Hesse
(geboren 1944)
Bühnenbild
Haitger M. Böken
(geboren 1945)
Kostüm
Otto Kollross
Dramaturgie
Gerd Jäger
Musik
Heiner Müller-Adolphi
(DE, 1945 - 1998)
Datierung16.06.1985 (1984/1985)
BeschreibungInhalt: Das Stück spielt im Winter auf das Jahr 1943: Der 16-jährige Schüler Heinrich Merz möchte sich an der Front bewähren. Der Obersekundaner wird für eine vierwöchige vormilitärische Ausbildung auf dem Segelschulschiff „Admiral Trotha“ ausgewählt.
Heinrichs Mutter leidet unter ihrem Dasein als Witwe und fängt einen Flirt an. Als sie und der neue Hausfreund Heinrich zum Bahnhof bringen, schlägt die Abschiedsszene ins Phantastisch-Realistische um: Voller Begierde umarmt sich das Liebespaar und Heinrichs "Schmerzen der Phantasie" beginnen.
An der Reichssportschule gelten strenge Regeln: Hart, gehorsam, zäh, zuverlässig und voller Gemeinschaftsgeist soll der Rekrut werden. Heinrich bewährt sich nicht. Gleich zu Anfang des Lehrgangs wird er bei einer Nachtwache an Bord vom U.v.D. mit einem Buch in der Hand ertappt und vorzeitig nach Hause geschickt.
Auf dem Heimweg macht Heinrich in Berlin Halt und lungert drei Tage auf dem Stettiner Bahnhof herum. Danach ruft er seinen Onkel Hermann an. Dieser Dr. Dr. Plinke ist der Bruder von Heinrichs Mutter Dorothea Merz und das schwarze Schaf der Familie. Er hat als Heereslieferant ein Vermögen verdient und lebt trotz Brot-Rationierung und bombardierter Reichshauptstadt in Saus und Braus. Der Sekt fließt, Hans Söhnker schaut vorbei. Onkel Hermann lebt mit Fräulein Zekel zusammen. Kalicke, der Chauffeur des Onkels, „hat gequatscht“. Die Geliebte ist wahrscheinlich eine Halbjüdin. Ihr droht das Arbeitslager.
Die hübsche blonde Ljuba, das Hausmädchen des Onkels, kommt aus der Ukraine. Ihr Bruder, ein Partisan, wurde von den Deutschen erschossen. Onkel Fußgesund nennt Heinrich den Dr. Dr. Plinke. Onkel Hermann beliefert die Infanterie des Heeres mit Einlegesohlen.Plinke erweitert Heinrichs Bewusstsein. Als der Schüler berichtet, was ihm als Verfehlung erscheint, fasst Plinke das ironisch auf. Heinrich beginnt zu dämmern, dass man dem nationalsozialistischen Regime auch anders gegenüberstehen kann als loyal.
In Berlin kann Heinrich nicht ewig bleiben. Schließlich muss er mit dem Zug nach Hause. Daheim will ihm der Nationalsozialist Dr. Regus – das ist Heinrichs Erzieher – aus der Patsche helfen. Der Zuschauer erfährt nicht, ob der Erzieher hilft. Auch sonst passiert zum Finale des Stücks nichts. Es wird nur geredet: Dorothea Merz berichtet dem Sohn eine Neuigkeit. Der alte Former Heymann, hat sich, nachdem er von einem Fräulein Weidner denunziert wurde, erhängt. Dorothea bezichtigt ihren Schwager Erich der Feigheit. Onkel Erich sei der Beerdigung ferngeblieben. Auch aus der Reichshauptstadt weiß die Mutter Neues. Onkel Hermann und sein gastfreies Haus sind nach einem Volltreffer während eines Bombardements nicht mehr. Heinrich meint, er sei gestorben – aber nur sein kindliches Bewusstsein ist ein für alle Mal zerstört. Am Ende steht der Ausruf seiner Freundin Hannah, erst jetzt beginne sein Leben.
Quelle und weiterführende Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_oder_die_Schmerzen_der_Phantasie [Stand: September 2019]
KlassifikationInszenierung
Spielstätte
KlassifizierungSprechtheater
KlassifizierungUraufführung
Institution
Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
TM Inszenierung
2. Hälfte 19. Jahrhundert