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ObjektnummerP mkp 2012-10

Motorrad-Rikscha mit hinduistischem Altar

TitelMotorbike rickshaw with Hindu altar
ObjektbezeichnungMotorrad-Rikscha
Datierungca. 1980
Material/TechnikMotorrad-Rikscha
Maße(H x B): 180 × 150 cm
Länge: 255 cm
Beschreibung"In Indien befinden sich Altäre und Altarbilder nicht nur in den eigens dafür errichteten, größeren und kleineren Tempeln, sondern eigentlich überall. Bei dieser für Südostasien typischen Motorrad-Rikscha, ist ein kleiner Altar auf dem Armaturenbrett aufgestellt, der den hinduistischen Gottheiten Hanuman (Klugheit), Shiva (Zerstörung, Erneuerung) und Druga (Weisheit) geweiht ist. Vor der ersten Fahrt des Tages sprechen die Fahrer*innen vor dem Kultbild ein rituelles Gebet und ehren die Gottheiten mit Wasser und Räucherstäbchen. Die Verehrung in den Fahrzeugen ist besonders vom Zeitgeist geprägt: Oft werden künstliche Blumen verwendet, die nicht mehr täglich ausgetauscht werden müssen und blinkende Lichterketten."
Barbara Til

"Eine andere neuzeitliche Version des Kultbildes stellt die Vereinigung dreier Gottheiten in einem Bild dar, wobei man je nach Blickwinkel eine andere Gottheit sieht. Solch ein Altarbild etwa hing im Führerhaus eines Lastwagens. Sieht man das Bild von vorn, dann erkennt man Gott Shiva, wie er, von hohen Bergen umgeben, in Meditationshaltung auf einem Tigerfell sitzt. Schlangen hängen um seinen Oberkörper, sein Dreizack steht links hinter ihm, und auch Nandi, der Bulle, ist anwesend. Von Nandi heißt es, dass er es war, der Vatsyayana, dem Verfasser des Kamasutra, die berühmte Schrift über das Liebesspiel der Götter und Menschen offenbart hat. Denn Nandi war tausendfach Zeuge des Liebesaktes zwischen Shiva und seiner Gattin Parvati, der Tochter des Himalaya. Auf Shivas Haupt türmt sich sein Haar, und aus seinem Haarknoten stürzt die Göttin Ganga - die Personifikation des Ganges - in hohem Bogen herab. Es heißt, dass ihr Strom so mächtig sei, dass die Welt unter ihrer Flut zugrunde gegangen wäre, hätte Shiva die Göttin nicht zuerst in seinem Haarknoten aufgefangen und von dort sacht in die Welt gleiten lassen.
Ändert der Betrachter seinen Standpunkt, so erblickt er eine zweite Gottheit: die Göttin Durga, auf einem Tiger reitend und mit allen Emblemen der anderen Gottheiten versehen, die ihr ihre Waffen schickten und sie baten, den Büffeldämon zu besiegen. In dieser Version, auf dem Tiger und nicht auf dem Löwen reitend, wird sie in Bengalen als Basanti verehrt und ist die Frühlingsinkarnation der Großen Göttin.
Betrachtet man nun das Bild von der entgegengesetzten Seite, so sieht man als Dritten Hanuman, den Affengott. Er ist in Indien jedem aus den Geschichten des Ramayana als der ergebene Diener des großen Helden und Gottes Rama - einer Inkarnation Vishnus - bekannt. Hanuman hat mit seiner kraftvollen Stärke, einer gewissen Naivität und Hingabe vielfach die gefährlichen Prüfungen und Abenteuer Ramas und seines Bruders sowie seiner Gemahlin Sita zum Guten gewendet. Der Affengott hält in seiner Rechten die Keule, eine schwere Waffe, mit der in alten Zeiten noch Kämpfe entschieden wurden und mit denen nur die Stärksten umgehen konnten. Auf seiner linken Handfläche ruht gar ein ganzer Berg. Hanuman war in einer dringlichen Situation losgeschickt worden, um von einem bestimmten Berg eine ganz spezielle Kräutermedizin zu holen, verknüpft mit der Bedingung, wieder vor Sonnenuntergang zurück zu sein. Als Herr der Winde ist Hanuman auch schnell wie der Wind, sodass es ihn keine Mühe kostete, das Gebirge zu finden und auch viele Kräuterarten. Da er sich aber nicht sicher war, welches Kraut nun das Richtige war, nahm er den ganzen Berg auf seine Hand, eilte zurück nach Lanka (dem heutigen Inselreich Sri Lanka) und erreichte die Helden rechtzeitig und damit lebensrettend. Die Zusammenfügung gerade dieser drei Gottheiten (Durga, Shiva, Hanuman) ist interessant, weil damit jeweils ein Aspekt der drei Richtungen der Verehrung - und somit in gewisser Weise das gesamte Spektrum des hinduistischen Pantheons - vertreten ist. Davon abgesehen sind diese drei in einem einzigen Bilderrahmen vereinigten Darstellungen gewöhnliche Kalenderbilder, wie sie es in allen möglichen Variationen auf den Straßen und in Geschäften zu kaufen gibt. Das Ungewöhnliche besteht in der Art der Zusammenführung der drei Gottheiten durch einen optischen Trick - besonders beliebt bei Kindern, die immer wieder von der einen Seite zur anderen wechseln, um das Geheimnis zu ergründen."

Regina Ray, aus: Altäre. Kunst zum Niederknien, museum kunst palast, Düsseldorf, 2001/2, S. 96-99, Nr.12,13:
Klassifikation3D Kunst - Skulptur
(nicht festgelegt)Neu Dehli, Indien
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast Düsseldorf, Foto: LVR-ZMB, A. Hiller
AusstellungsgeschichteDüsseldorf 2012
Seit September im Foyer des Museums ausgestellt.

Düsseldorf 2001
Altäre. Kunst zum Niederknien, museum kunst palast, Düsseldorf, 2.9.2001-6.1.2009
Literatur/QuellenVerrier Elwin, The Muria and their Ghotul, Oxford 1947.
Ajit Mookerjee und Madhu Khanna, The Tantric Way, London 1877.
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Pupul Jayakar, The Earthen Drum, New Delhi 1980.
Ajit Mookerjee, Rituelle Kunst Indiens, München 1987.
Ajit Mookerjee, Kali: The Feminine Force, London 1988.
Diana L. Eck, Bonaras, Frankfurt am Main 1989.
Pupul Jayakar, The Earth Mother, New Delhi 1989.
Simeran Man Singh Gell, The Ghotul in Muria Society, Philadelphia 1992.
Cornelia Mallebrein, Die anderen Götter, Heidelberg 1993.
Dietmar Rothermund (Hrsg.), Indien, München 1995.
H. Daniel Smith und M. Narasimha Chary, Handbook of Hindu Gods, Goddesses and Saints, 2. erw. Aufl. Delhi 1997.

PublikationenAltäre. Kunst zum Niederknien, museum kunst palast, Düsseldorf, 2001/2, S. 96-99, Nr.12,13
In Sammlung(en)
Institution Kunstpalast
Provenienz2001 erworben anlässlich der Ausstellung "Altäre. Kunst zum Niederknien"
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