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Unbekannt (Künstler*in), Silberdeckeldose, Ende 1990er Jahre
Silberdeckeldose
Silberdeckeldose
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
ObjektnummerP 2012-1

Silberdeckeldose

ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
DatierungEnde 1990er Jahre
Material/TechnikSilber, getrieben, graviert und gelötet
MaßeH 5,5, D 5 cm, Gewicht: 60 Gramm
BeschreibungDiese runde burmesische Silberdeckeldose ist neu und sicherlich für den touristischen Markt hergestellt worden, wobei sie in ihren Dekorationsmustern alte Vorlagen kopiert.

Sowohl der Dosenboden wie auch der Dosendeckel sind auskragend gearbeitet. Die Dosenwandung ist einerseits durch verschiedene, bandartige Dekorationen - unter anderem mit einem Perlstab - verziert wie andererseits auch durch sechs rechteckig geformte Kartuschen, in denen sich dem burmesischen Kalender entlehnte Tierabbildungen befinden; zum Beispiel die Darstellung eines Vogels oder etwa die eines Fisches.

Der Dosendeckel ist durch aufgelötete kleine Blütenmuster darstellende Kugeln wie durch das Abbild eines Shishis, die eines Löwenhundes,* geschmückt.

Ursprünglich dienten solche Deckeldosen zur Aufbewahrung von Kalk, von Betelnüssen oder von Geschmackszusatzstoffen im Zusammenhang des Betelnuss-Gebrauchs.** Andererseits wurden und werden sie auch wegen ihrer schönen Gestalt hergestellt und schließlich verschiedenen Zwecken zugeführt. So möglichweise auch zur Lagerung von Tabak oder von Opium wie etwa auch zur Aufbewahrung kleiner Schmuckstücke gebraucht und - wie gesagt - heute werden sie ebenso als Reiseandenken erworben.

*
Der Löwe gilt im Buddhismus als Herrschaftszeichen und wird dort auch als Symbol Buddhas verstanden. Oft werden Löwendarstellungen nicht nur innerhalb einer Thron-Darstellung verwandt, ebenso fungieren ihre Abbilder als symbolische Tempel-Wächter.
Diese als Löwen erscheinenden Fo-, beziehungsweise Buddha-Hunde (Shishis) sind innerhalb der Mythologie des asiatischen Raumes auch ein Symbol für Kraft und ein bildlicher Ausdruck von Tapferkeit.

**
Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.


Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma/heute Myanmar bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche Arbeiten zeitlich excat einzuordnen sind. Doch hier handelt es sich - wie gesagt - eindeutig um eine neue Deckeldose.

Der heute wichtigste Platz für zeitgenössische burmesische Silberschmiedekunst ist Sagaing, ein kleiner Ort bei Mandalay, auf dessen Ausfahrtsstraße sich eine größere Anzahl von Silberschmieden finden lässt.


Natürlich steht die Frage im Raum, woran denn eine zeitgenössische Silberarbeit zu erkennen ist. Keinesfalls allein am materiellen Zustand des Objekts. Denn viele gute, alte Silberarbeiten haben trotz des ständigen Gebrauchs keine bedeutende Silber-Patina entwickelt.

Das wohl wichtigste Mittel, die Kopie von einem Original zu unterscheiden ist, die Anlage und die Gestalt der Bildmittel zu verstehen.
So ist auch bei dieser modernen Silberdose ihr rein repetierender, ihr also alte Muster wiederholender Charakter, auffällig. Dies heißt, hier wurde nicht ein in sich stimmiges, harmonisches Werk geschaffen, wie es für viele alte Silberdosen Asiens zutrifft, sondern es wurde lediglich eine Versammlung alter Stilmittel erreicht, die die Vorgabe des Alten zwar darstellt, aber wegen einer fehlenden inneren Setzung letztlich nicht einlösen kann und die Arbeit daher als eine neue ausweist.

Nur der Ordnung halber ist festzuhalten, dass naturgemäß auch zeitgenössische Silberarbeiten sehr gut gestaltet sein und ein in sich stimmiges kunsthand-werkliches Objekt darstellen können. Doch meistens sind sie es aber nicht. Denn es macht schon einen merkbaren Unterschied, ob es sich um eine bald massenhaft hergestellte touristische Ware handelt oder um das jeweilige, zu einem bestimmten Zweck georderte Einzelwerk, welches von einem dafür in unmittelbarer Verant-wortung stehenden Silberschmied geschaffen wurde. W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
KlassifizierungHaushaltsgerät
SchlagwortSilber
SchlagwortTiere
SchlagwortVogel
SchlagwortPorzellan
SchlagwortKreis
SchlagwortFisch
SchlagwortLöwenhund
SchlagwortBlüte
SchlagwortReligion
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Halbkreisförmige Silberdeckeldose mit Scharnier
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Halbkreisförmige Silberdeckeldose
Unbekannt
wohl spätes 19. Jahrhundert
Ovale Silberdeckeldose
Unbekannt
Wohl erste Hälfte 20. Jahrhundert
Oktogonale Silberdeckeldose
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Oktogonale Silberdeckeldose
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Halbkreisförmige Scharnier-Silberdeckeldose
Unbekannt
1. Hälfte 20. Jahrhundert, evtl. früher
Runde Silberdeckeldose
Unbekannt
wohl 2. Hälte 19. oder 20. Jahrhundert
Runde Silberdeckeldose
Unbekannt
Wohl Ende 19. oder 20. Jahrhundert
Ovale Silberdeckeldose
Unbekannt
wohl 20. Jahrhundert
Deckeldosen-Set
Unbekannt
wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Rechteckige Charnier-Silberdose
Unbekannt
Wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Silberdeckeldose in Form einer Mangostan-Frucht
Unbekannt
Wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
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