ObjektnummerP 2005-1290
Achteckige Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
DatierungWohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, getrieben, graviert und punziert; auf dem Boden durch eine Punzierung bezeichnet
MaßeH 3,7, D 7,5 cm, Gewicht: 73 Gramm
BeschreibungDie Formgebung mancher Silberdosen sagt schon etwas über die mit ihr beabsichtigte Symbolik aus, wie es auch für das folgende Beispiel zutrifft:Diese sicherlich von einem chinesischen Immigraten* gearbeitete Dose ist durch ihre Körperstruktur, aber auch ihres Dekorationsinkarnats wegen sicherlich einem solchen Silberschmied zuzuordnen. Auffällig sind hier nicht nur eine besonders feinteilige Arbeitsweise sowie eine vorzügliche Beherrschung der Gestaltmittel. Bemerkenswert ist auch wie die äußere Form dieser Silberdeckeldose Wünsche nach Wohlhabenheit ausdrückt, denn sie ist achteckig* * gestaltet. Und in der chinesischen Kultur steht die Zahl acht vor allem für zu erwartendes Glück wie für materiellen Reichtum. Zudem ist ihre Deckeloberfläche mit einer vielfältigen Meerestierartendarstellung geschmückt.
In China sind Fisch-Abbilder ebenfalls glücksbringende Bildmuster schlechthin und stehen in der dortigen Kultur und ihrer Symbolik für schon genannten materiellen Wohlstand. Selbst im profanen Bereich wird dies auch heute noch deutlich. Denn kaum ein China-Restaurant verzichtet - auch hier in Deutschland - auf die Nutzung eines Aquariums, was ebenfalls viel mehr ist als reine Dekoration, sondern Ausdruck des Wunsches nach geschäftlichem Erfolg.
Das Deckelbild mit genannter Meerestierdarstellung ist von einer facettenartig gearbeiteten Rahmung gefasst, in die ein Perlstabmuster eingelassen ist. So sind auch die acht Wandungsseiten mit ihren Reserven gestaltet; hier jedoch ohne Perlstabdekoration. Deren Bildfelder stellen Blüten wie Blattwerke dar.
Es ist anzunehmen, dass diese sehr gut gearbeitete und geschmackvoll dekorierte Deckeldose als Behältnis für zerkleinerte Betelnüsse,* * * für Kalk oder auch für Geschmackszusatzstoffe im Zusammenhang eines Betelnuss-Gebrauchs diente.
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Zwar wurde das alte Siam, das heutige Thailand, niemals kolonialisiert; doch musste es auf seinem Boden neue Ideen und damit auch ganz andere Lebensformen zulassen. Dieses Gedankengut war nicht nur das des Westens sondern es waren auch Anschauungen und Lebensweisen anderer Kulturen aus dem Osten. Und schon allein durch die massenhafte Einwanderung der Chinesen nach Siam im 19. Jh. war es geboten, sich mit anderen Kulturvorstellungen, sozialen Erwartungen wie gesellschaftlichen Ideen zu beschäftigen.
Die chinesischen Immigranten hatten nicht nur den Formenkanon des Kunstgewerbes Siams mit beeinflusst und merkbar erweitert. Deren Nachkommen gestalten noch heute im Bangkoker Stadtteil Chinatown die wirtschaftliche, kulturelle sowie die religiöse Kultur.
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In der europäischen Kultur symbolisiert die Zahl acht Herrschaft wie einen möglichen Neuanfang. So sind nicht nur Taufbecken oft achteckig gestaltet und verweisen auf die nach christlicher Vorstellung allumfassende Herrschaft Gottes.
Mit dem Zahlensymbol ist für den Christen auch der Aspekt der Erneuerung durch die mit dem Christentum verbundene Vorstellung einer erwartenden Wiederauferstehung verbunden und gestalterisch zur Anschauung gebracht.
Als Herrscher von Gottes Gnaden trugen die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (10. Jh. bis 1806) eine achteckige Reichskrone, die in der Schatzkammer der Wiener Hofburg überkommen ist. Auch Baptisterien, Taufhäuser, in Florenz, Parma und in Rom etwa, sind oft oktogonal/achteckig errichtet. Selbst im islamischen Glaubensbereich findet sich diese Bauform. So ist eine seiner heiligsten Stätten, der Jerusalemer Felsendom, auf diese Weise gestaltet und verweist in seiner Architektonik auf byzantinische Vorbilder.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.
W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Stempel/ZeichenAuf dem Dosenboden befindet sich eine Punze des Silberschmieds
14. Jahrhundert
14./15. Jahrhundert
15./16. Jahrhundert