ObjektnummerP 2005-1278
Halbkreisförmige Scharnier-Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
Datierung1. Hälfte 20. Jahrhundert, evtl. früher
Material/TechnikSilber, getrieben, graviert und punziert
MaßeH 4,3, B 10,3, T 5,2 cm, Gewicht: 147 Gramm
BeschreibungDie nahezu halbkreisförmige Scharnier-Deckeldose ist sehr reich dekoriert. Einerseits durch sowohl an der Dosenwandung wie am Deckel entlang laufende, unter anderem in Perlstabmuster gearbeitete Reliefbänder, andererseits durch die Darstellung von Vögeln in Kartuschen an der runden, doch dabei oktogonal, also achteckig angelegten Wandungsseite. Auf dem Deckel wiederholt sich diese halbkreisförmige Anlage der Dosenform in den getriebenen, fast an kleine Pagoden erinnernde Erhebungen wie auch in den blütenförmigen Schmuckelementen im Zentrums-Medaillon des Dosenverschlusses. Der Boden ist glatt ausgeführt und hat keinen gesonderten Fuß.Sicherlich nicht zufällig wurde - trotz angewandter Halbkreisform - eine an den Halbmond erinnernde Dosengestalt gewählt, die hier viel mehr ist als nur äußere Gestalt. Sie spielt - so ist anzunehmen - auf die besondere Bedeutung des Himmelskörpers und die jeweiligen Mondphasen im Glauben wie in der praktischen Lebensgestaltung in Ostasien an. So ist bei nahezu jedem Buddhisten ein Pagodenbesuch am Vollmondtag üblich.
Bekannterweise hat der Halbmond aber auch als Symbol der Jungfräulichkeit wie der Fruchtbarkeit in der christlichen Ikonografie eine große Bedeutung wie nicht zuletzt auch in überwiegend islamischen Ländern, wo der Rote Halbmond das Gegenstück der westlichen Hilfsorganisation Rotes Kreuz symbolisiert. Zudem hat die schmale Mondsichel des Neumondes in der islamischen Welt eine zeichenhafte Bedeutung.
Möglicherweise wurde diese Dose zur Aufbewahrung kleinerer Schmuckstücke eingesetzt. Andererseits wurde sie aber auch ihrer schönen Gestalt wegen hergestellt. Vielleicht wurde sie auch im Zusammenhang des Betelnusskonsums* für die Lagerung von Kalk, von Geschmackszusatzstoffen, etwa Pfefferminz oder für die Aufbewahrung von Tabak gebraucht.
Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma/heute Myanmar bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche Arbeiten zeitlich genau einzuordnen sind.
Bei diesen Stück dürfte es sich aber wegen der feinen, aufwendig dekorierten und gut gestalteten Silberschmiedearbeit um ein altes handeln. Doch ähnliche Dosen werden mittelweile - aber in der Regel wesentlich weniger qualitätvoll - kopiert.
Der heute wichtigste Platz für zeitgenössische burmesische Silberschmiedekunst ist Sagaing, ein kleiner Ort bei Mandalay, auf dessen Ausfahrtsstraße sich eine größere Anzahl von Silberschmieden finden lässt.
*
Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär. W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Stempel/ZeichenAuf dem Dosenboden befinden sich Schriftzeichen; möglicherweise ist es der Name des vormaligen Eigentümers.
Unbekannt
Wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert