ObjektnummerP 2005-1226
Achteckige Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
DatierungWohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, graviert und punziert
MaßeH 3,4, D 5,7 cm, Gewicht: 65 Gramm
BeschreibungDie Formgebung mancher Silberdosen sagt schon etwas über die mit ihr beabsichtigte Symbolik aus, wie es auch für das folgende Beispiel zutrifft:Diese Dose ist ihrer Körperstruktur aber auch ihres Dekorationsinkarnats wegen sicherlich einem chinesischen Silberschmied zuzuordnen. Bemerkenswert ist wie die äußere Form dieser Silberdeckeldose Wünsche nach Wohlhabenheit ausdrückt, denn sie ist achteckig* * gestaltet.
In der chinesischen Kultur steht die Zahl Acht vor allem für zu erwartendes Glück wie für materiellen Reichtum. Zudem ist ihre Deckeloberfläche mit der erhaben gearbeiteten Darstellung eines Fo-Hundes, mit der Abbildung von Girlanden umspielten chinesischen Glücksymbolen geschmückt sowie durch eine gravierte Einfassung des Bildraumes. Die acht Seitenflächen-Felder weisen Blütenzweig-Darstellungen auf.
Der Fo-, sogenannter Buddha- oder Löwenhund ist innerhalb der Mythologie des asiatischen Raumes ein Symbol für Kraft und zudem ein bildlicher Ausdruck von Tapferkeit.
Der auch in dieser Darstellung zwischen den Vorderbeinen des Tieres zu sehende sogenannte Brokatball symbolisiert sowohl einen kostbaren, die buddhistische Lehre vertretenden Gegenstand wie das "xiu-quiu" genannte Wunderknäuel- Glücksymbol.
Fo-Hunde fungieren in buddhistischen Tempeln oft als Torwächter, sind aber ohnehin ein ungemein beliebtes Motiv des asiatischen Raumes, besonders innerhalb der chinesischen wie in der japanischen Kultur.
Es ist anzunehmen, dass diese gut gearbeitete Deckeldose als Behältnis für zerkleinerte Betelnüsse,* Kalk oder für Geschmackszusatzstoffe im Zusammenhang eines Betelnuss-Gebrauchs diente.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.
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In der europäischen Kultur symbolisiert die Zahl acht Herrschaft wie einen möglichen Neuanfang. So sind nicht nur Taufbecken oft achteckig gestaltet und verweisen auf die nach christlicher Vorstellung allumfassende Herrschaft Gottes.
Mit dem Zahlensymbol ist für den Christen auch der Aspekt der Erneuerung durch die mit dem Christentum verbundene Vorstellung einer erwartenden Wiederauferstehung verbunden und gestalterisch zur Anschauung gebracht.
Als Herrscher von Gottes Gnaden trugen auch die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (10. Jh. bis 1806) eine achteckige Reichskrone, die in der Schatzkammer der Wiener Hofburg überkommen ist. Auch Baptisterien, Taufhäuser, in Florenz, Parma und in Rom etwa, sind oft oktogonal/achteckig errichtet. Selbst im islamischen Glaubensbereich findet sich diese Bauform. So ist eine seiner heiligsten Stätten, der Jerusalemer Felsendom, auf diese Weise gestaltet und verweist in seiner Architektonik auf byzantinische Vorbilder. W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
SchlagwortSilber
SchlagwortGlückssymbol
SchlagwortAchteck
SchlagwortLöwenhund
SchlagwortBlüte
SchlagwortReligion
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Literatur/QuellenDas grosse Kunstlexikon von P.W.Hartmann: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_3027.html, 5. Oktober 2011In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Stempel/ZeichenAuf dem Dosenboden befindet sich eine Punze des Silberschmieds