ObjektnummerP 2005-1224
Achteckige Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
Datierungwohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, graviert und punziert
MaßeH 3,3, D 5,2 cm, Gewicht: 61 Gramm
BeschreibungDie Formgebung mancher Silberdosen sagt schon etwas über die mit ihr beabsichtigte Symbolik aus, wie es auch für das folgende Beispiel zutrifft:Diese Dose ist ihrer Körperstruktur aber auch ihres Dekorationsinkarnats wegen sicherlich einem chinesischen Silberschmied zuzuordnen. Auffällig ist hier nicht nur eine gute Beherrschung der Gestaltmittel. Bemerkenswert ist auch wie die äußere Form dieser Silberdeckeldose Wünsche nach Wohlhabenheit ausdrückt, denn sie ist achteckig* * gestaltet. Und in der chinesischen Kultur steht die Zahl Acht vor allem für zu erwartendes Glück wie für materiellen Reichtum. Zudem ist ihre Deckeloberfläche mit einer Chrysanthemen-Darstellung geschmückt.
Die Chrysantheme symbolisiert sowohl in China wie auch in Japan den Wunsch nach einem langen Leben und ist zugleich auch ein Sinnbild für Glück. Nicht umsonst sind diese Blume und ihre ausgeprägt schöne, an die Sonnengestalt erinnernde Blüte das Symbol des japanischen Kaiserhauses. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch vom Chrysanthemen-Thron.
Das Deckel-Bild ist von einer in komplizierten Mustern gestalteten Rahmung gefasst, hingegen sind die Begrenzungen der acht, in sechzehn Reserven aufgeteilten Wandungsseiten undekoriert, dies heißt glatt gestaltet. Diese Felder sind jeweils kleinere Reserven an der Wandung des Dosendeckels wie größere an der des Dosenkörpers. Ihre Bildbereiche sind aufwendig mit verschiedenartig gestalteten sowie botanisch zu bestimmenden Blumen- und Blätterdarstellungen dekoriert, etwa durch eine Kirschblütenabbildung.
Letztere gehört auch zur chinesischen Kultur, sie ist aber vor allem eines der bekanntesten Methapern des Japanischen und symbolisiert im Land der aufgehenden Sonne den Frühling, einen mit ihm verbundenen Neuanfang, drückt aber - wie ebenfalls in China - vor allem auch Schönheit aus und ist zugleich ein Memento mori, nämlich durch die kurze Lebensdauer der Kirschblüten eine Erinnerung an die Vergänglich- beziehungsweise Sterblichkeit alles Lebenden und Existierenden und damit auch Ausdruck einer der grundlegenden buddhistischen Weisheiten.
Es ist anzunehmen, dass diese gut gearbeitete Deckeldose als Behältnis für zerkleinerte Betelnüsse,* Kalk oder für Geschmackszusatzstoffe im Zusammenhang eines Betelnuss-Gebrauchs diente.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.
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In der europäischen Kultur symbolisiert die Zahl acht Herrschaft wie einen möglichen Neuanfang. So sind nicht nur Taufbecken oft achteckig gestaltet und verweisen auf die nach christlicher Vorstellung allumfassende Herrschaft Gottes.
Mit dem Zahlensymbol ist für den Christen auch der Aspekt der Erneuerung durch die mit dem Christentum verbundene Vorstellung einer zu erwartenden Wiederauferstehung verbunden und gestalterisch zur Anschauung gebracht.
Als Herrscher von Gottes Gnaden trugen auch die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (10. Jh. bis 1806) eine achteckige Reichskrone, die in der Schatzkammer der Wiener Hofburg überkommen ist. Auch Baptisterien, Taufhäuser, in Florenz, Parma und in Rom etwa, sind oft oktogonal/achteckig errichtet. Selbst im islamischen Glaubensbereich findet sich diese Bauform. So ist eine seiner heiligsten Stätten, der Jerusalemer Felsendom, auf diese Weise gestaltet und verweist in seiner Architektonik auf byzantinische Vorbilder. W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
SchlagwortSilber
SchlagwortAchteck
SchlagwortBlume
SchlagwortChrysantheme
SchlagwortBlatt
SchlagwortKirschblüte
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Unbekannt
10. Jahrhundert, vielleicht auch 8./9. Jahrhundert