ObjektnummerP 2005-1207
Runde Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
Datierungwohl 19. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, graviert und punziert
MaßeH 9,5, D 11,5 cm, Gewicht: 327 Gramm
BeschreibungDiese runde Dose hat einen gewölbten Deckel, in dessen mittig angelegter Reserve, als Griff benutzbar, ein Widder teilweise halbplastisch sowie vollplastisch abgebildet ist. Der gesamte Deckel ist durch eine Vielzahl von runden, dabei pagoden- oder noppenartigen, durch Treibarbeit erhabene, dies heißt erhöht stehende, in insgesamt drei Kreisanordnungen präsentierte Dekorationsmuster gestaltet. Diese werden noch durch weiteres, dabei wesentlich schmaleres, ebenfalls in Kreisform gebildetes Dekor ergänzt.
Die gerade Dosenwandung ist vielreihig, teilweise durch in Lotusblüten- wie auch in Punktform angelegten Verzierungen gestaltet, zwischen denen sich 12, wohl mit Tierkreiszeichen ausgefüllte Kartuschen befinden, die wie in Birma oder in Thailand ebenfalls üblich, jeweils Kalendermonate vertreten, wie zum Beispiel die in einer dieser Kartuschen zu findende Darstellung zweier Fische.
Diese genannten Kartuschen sind von Pflanzenornamenten umspielt. Der glatte, undekorierite Stand ist breit, über den runden Dosenkörper hinausgehend, dies heißt auskragend ausgelegt und schräg nach oben zulaufend.
Ausführungen solcher Deckeldosen wurden in alter Zeit bei ausgesprochen wohlhabenden Menschen in Burma/Birma unter anderem zur Aufbewahrung von Betelnüssen,* Kalk oder Geschmackszusatzstoffen im Zusammenhang des Betelnussgebrauchs beziehungsweise in größerer Ausformung für Sakralhandlungen benutzt und in diesem Zusammenhang zum Transport von Weihegaben eingesetzt.
Diese allein handwerklich, in der Regel im alten Rangun, heute Yangon oder in Mandalay produzierten Gebrauchs- wie Kultgegenstände sind heute sehr geschätzte Sammlerobjekte.
Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma/heute Myanmar bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche Arbeiten zeitlich einzuordnen sind. Bei diesen Stück dürfte es sich aber wegen der überaus gut gearbeiteten Silberschmiedearbeit um eine altes handeln. Sehr ähnliche Stücke wurden selbst noch in den 1970er Jahren in Birma hergestellt.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.
W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Literatur/Quellen829. Lempertz`sche Kunstverteigerung - Asiatische Kunst, 22./23. November 2002, Köln, Lot 36, Abb. und Beschreibung S. 22Gisela Völger: Rautenstrauch-Joest-Museum - Südostasiatisches Silber - Sammlung Siegel, Köln 1984, S. 15, Objekt Nr. 15
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Stempel/ZeichenAuf dem Dosenboden befinden sich Schriftzeichen; möglicherweise ist es der Name des vormaligen Eigentümers.