Tadeusz Kantor
Kantor studierte an der Akademie der Schönen Künste in Krakau (Abschluss 1939). Von 1942 bis 1944 leitete er während der deutschen Besetzung Polens im Untergrund das experimentelle Niezalezny Teatr (Unabhängiges Theater), die Keimzelle aller seiner späteren Aktivitäten im Theaterbereich. 1948 wurde er Professor an der Kunstakademie. Enttäuscht von der zunehmenden Institutionalisierung der Avantgarde gründete er 1955 zusammen mit Freunden das Theater Cricot 2, mit dem er verstärkt seit den 1960er Jahren eigene Inszenierungen und Happenings in der Form des Wanderzirkus durchführte. Seine besondere Vorliebe galt dabei zunächst den Stücken seines polnischen Landsmannes Stanislaw Ignacy Witkiewicz (W malym dworku (1961), Wariat i zakonnica (1963), Kurka wodna (1969)). Er bezog immer stärker Elemente seiner eigenen Biographie, v.a. der Kindheit, mit ein. Mit diesen Stücken, die kein statisches Arrangement besaßen, sondern von Kantor selbst, der meist auf der Bühne präsent war, "dirigiert" und gestaltet wurden, erlangte der Theatermacher allmählich Weltruf. In dem Stück Umarla Klasa (Die tote Klasse) von 1975 konfrontierte er z.B. als Lehrer seine inzwischen toten Mitschüler mit Gliederpuppen, die deren noch junge Ebenbilder darstellten. Es folgten weitere Projekte dieser Art bis zum unvollendeten Stück Dzisiaj sa moje urodziny (Heute ist mein Geburtstag), bei dessen Proben Kantor unerwartet starb.
Parallel zur seiner Tätigkeit am Theater war er auch als Kunst- und Theatertheoretiker tätig sowie vor allem als Maler (zunächst im surrealistischen, später im gegenständlichen Stil). Er gründete nach 1945 verschiedene Künstlergruppen. Tadeusz Kantor nahm and der documenta II (1959) und auch der documenta 6 im Jahr 1977 in Kassel teil.
Quelle und weiterführende Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Tadeusz_Kantor [Stand: August 2015]