Carlos Kleiber
Carlos Kleiber wuchs bis 1935 in Berlin, dann in Österreich, der Schweiz, kurz in Frankreich und ab 1940 in Südamerika auf. Nach der Einreise in Argentinien und einem nur vorübergehenden Aufenthalt in Buenos Aires besuchte er mehrere Jahre ein Internat in Chile. Weitere Stationen waren Kuba, New York und Buenos Aires. Sein Vater war 1935 aus Deutschland nach Argentinien emigriert.
Neben dem Schulbesuch begann Kleiber früh zu komponieren und zu singen, erlernte das Klavier- und Paukenspiel und machte seine ersten prägenden musikalischen Erfahrungen im Gefolge des Vaters, den er zu Proben an das Teatro Colón in Buenos Aires begleitete, wo Erich Kleiber bis zum Ende des Naziregimes als Dirigent tätig war. Proben und Aufführungen seines Vaters verfolgte er auch in Chile, Montevideo, auf Kuba und in New York. 1949 begann Carlos Kleiber ein Chemiestudium an der ETH Zürich, brach es 1950 aber ab, um dann doch Musik in Buenos Aires zu studieren.
In Montevideo leitete Carlos Kleiber erstmals ein kleines Rundfunkorchester. Erste praktische Erfahrungen an einem Opernhaus sammelte er im Teatro de la Plata unweit von Buenos Aires als Assistent und Korrepetitor. 1952 setzte er seine Karriere als Korrepetitor am Gärtnerplatz-Theater in München fort. 1955 debütierte Kleiber mit Gasparone in Potsdam unter dem Pseudonym "Karl Keller". Nach einer kurzen Zwischenstation an der Wiener Volksoper war er 1957-1964 Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein, wo er nach Gastspielen am Salzburger Landestheater und in Hamburg ab 1960 ein reiches Repertoire dirigierte.
1964 -1966 war er auch am Opernhaus Zürich als Kapellmeister engagiert. 1966 - 1972 war er Erster Kapellmeister am Staatstheater Stuttgart, wo er sporadisch noch bis 1975 auftrat. 1966 führte ihn ein erstes Auslandsgastspiel mit der Stuttgarter Staatsoper zum Edinburgh Festival, wo er Alban Bergs Wozzeck dirigierte.
An der Bayerischen Staatsoper hatte Kleiber von 1968 bis 1973 ein Gastengagement, auch danach feierte er dort bis 1988 als Gast Triumphe. Daneben dirigierte er an der Wiener Staatsoper (Tristan und Isolde 1973, Carmen 1978, La Bohème 1985, Der Rosenkavalier 1974 und 1994). 1974, 1975 und 1976 trat Kleiber bei den Bayreuther Festspielen auf, wo er Tristan und Isolde dirigierte. Ebenfalls 1974 trat er erstmals ans Pult der Mailänder Scala und der Royal Opera Covent Garden und leitete jeweils Aufführungen des Rosenkavaliers.
In den USA dirigierte Kleiber nach einem 1977 geplatzten Gastspiel an der San Francisco Opera dann 1978 (und noch einmal 1983) Konzerte beim Chicago Symphony Orchestra - es blieben seine einzigen US-amerikanischen Konzertauftritte. Erst 1988 sah man ihn an der Metropolitan Opera, als er dort in La Bohème mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti sein Operndebüt gab. Später leitete er hier auch La traviata, Otello und Der Rosenkavalier.
Ab den 1970er Jahren arbeitete er mit einigen Orchestern immer wieder fest zusammen, vor allem mit den Wiener Philharmonikern und dem Bayerischen Staatsorchester, mit denen er auch mehrfach auf Tournee ging. 1989 und 1994 dirigierte er auf Initiative von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zwei Benefizkonzerte der Berliner Philharmoniker, lehnte jedoch das vom Orchester an ihn herangetragene Angebot ab, Herbert von Karajans Nachfolger zu werden.
Carlos Kleiber trat mit fortschreitendem Alter immer seltener auf, obwohl er einer der gesuchtesten Dirigenten war. Nach Stuttgart akzeptierte er kein festes Engagement mehr. Ab Mitte der 1990er-Jahre zog er sich mehr und mehr zurück. Seine letzten Auftritte fanden auf einer Spanien-Tournee mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Anfang 1999 in Las Palmas, Valencia und Cagliari statt.
Quelle und weiterführende Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Carlos_Kleiber [Stand: November 2017]