Object numberP 2005-1216 a, b, c
Deckeldosen-Set
NameDeckeldosen
Künstler*in
Unbekannt
Datewohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert
MediumSilber, graviert und punziert
DimensionsH 3,9, D 6,7 cm, Gewicht. 81 Gramm, H 3,5, D 6,1 cm, Gewicht: 69 Gramm
H 2,9, D 5,2 cm, Gewicht: 38 Gramm
DescriptionDiese drei runden, in unterschiedlicher Größe handgearbeiteten Dosen gehören zu einem Betel-Set. In ihnen wurden in alter Zeit wohl zerkleinerte Betelnüsse,* Kalk sowie Geschmackszusatzstoffe für den Betelnussgebrauch gelagert und transportiert. H 2,9, D 5,2 cm, Gewicht: 38 Gramm
Ihre jeweils nach dem gleichen Dekorationsprinzip gestalteten und nur ganz leicht gewölbten, am Rand glatt gearbeiteten Deckel zeigen in ihrer Mitte jeweils eine Reserve. Sie ist von einem Perlstabmusterrelief sowie einer rillenartigen Gravur umgeben. Die Reserven stellen einen von Rankenwerk umspielten Tänzer in traditionellem Gewand dar.
Dieses wurde von höfischer Kleidungsordnung des alten birmanischen Königtums abgeleitet. So gekleidete Personen stellen meistens einen Prinzen dar, wie es noch heute bei jenen der Tradition verpflichteten Tanzaufführungen zu erleben ist, die bei jedem Pagodenfest in Myanmar spät in der Nacht stattfinden und einen europäischer Vorstellung ganz entgegengesetzten Tanzstil mit sehr ausgestellten, von starker Mimik begleiteten Bewegungen zelebrieren.
Zu ihm gehören viele, aus dem Stand ausgeführte Sprünge und äußerst exotisch anmutende Hand- und Armhaltungen sowie Kopfbewegungen, deren Bedeutung dem nicht Eingeweihten naturgemäß verborgen bleiben. Andererseits macht das Geheimnisvolle oft gerade einen besonderen Charme aus und steht für die Sehnsucht Vieler nach dem in der Fremde Gesuchten.
Die Dosenwandungen sind mit aufwendigem Rankenwerk- und Blütendarstellungen versehen, die Dosenböden praktischerweise glatt gearbeitet. Sie verfügen über einen nur ganz leicht herauskragenden Fuß.
Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma/heute Myanmar bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche kunsthandwerklichen Stücke zeitlich einzuordnen sind.
Bei diesen dürfte es sich aber wegen der guten Silberschmiedearbeit um ein altes Stück handeln. Doch ähnliche Dosen werden mittelweile - aber in der Regel wesentlich weniger qualitätvoll - immer wieder hergestellt.
Der heute wichtigste Platz für zeitgenössische burmesische Silberschmiedekunst ist zweifellos Sagaing, ein kleiner Ort bei Mandalay, auf dessen Ausfahrtsstraße sich eine größere Anzahl von Silberschmieden finden lässt. Weitere Silberschmiedewerkstätten sind am Inle-See im östlichen Myanmar, im dortigen Shan-Land angesiedelt. Dort wird aber vor allem touristische Ware produziert.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.
W. Alberg
ClassificationsAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Collections
Institution
Kunstpalast
Department
Kunstpalast - Skulptur und Angewandte Kunst
ProvenanceSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004