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Object numberFM.Film.17271

NEBYWALTSCHINA

Titel DeutschNIE DAGEWESENE SACHEN / LÜGENMÄRCHEN, EIN
Date1983
DescriptionKommentar des Regisseurs Owtscharow zu seinem Film anläßlich seines Besuches im Filminstitut am 1'7.9.1990: Ich, als Städter, empfinde sehr schmerzhaft den Verlust aller Reizeines Landlebens: die Verbundenheit mit der Natur, der direkte Kontakt mit der Erde, dem Kosmos, mit den Insekten, den Tieren, dem Gras und den Bäumen. Dem russischen Stadtmenschen fehlt heute diese ständige innere Kreativität eines Bauern, der Märchen, Lieder, Anekdoten verfaßte, an Heiden-Festtagen mitwirkte, sich verkleidete, der Kunstgegenstände schuf, seine Kleidung selbst nähte, die Schuhe schusterte, täglich aus einem inneren Reservoir an Kreativität schöpfte - kurzum, er war kein Konsument, sondern ein Schöpfer. Er war weniger krank, steckte nicht voller Komplexe, er war der Herr der Welt, der Natur. Lügenmärchen sind ein Genre, das von dem russischen Bauern erschaffen wurde, um darüber sein Gefühl als Herrscher des Weltalls zu trans- portieren. Er kann sich unter die Erde -in die Hölle - begeben und sich in den Himmel - das Paradies erheben, er kann in andere Länder reisen, über sich selbst lachen. Der Film "Lügenmärchen" hat die Notwendigkeit einer Perestrojka lange vor deren Verwirklichung vorhergesagt. Deshalb war auch das Schicksal des Drehbuches und des Filmes selbst sehr dramatisch. Man sieht es im Film, dort, wo die 1983 von der Zensur an vielen Stellen herausgeschnittenen Szenen fehlen. Der Film wurde vom Filmministerium am Todestag Breschnevs abgenommen. Somit steht er für das Ende der einen und den Beginn der anderen Epoche, für den Übergang zu einem freien unerschrockenen Denken. Tarkovski hat diesem Film, nachdem er ihn in seiner Emigration in Paris gesehen hatte, seine höchste Anerkennung ausgesprochen. Der Rhythmus des Films ist sehr russisch. Mal dämmert die Handlung vor sich hin, bis sie sich wieder in fast hysterischen Szenen entlädt. In dem Film werden von dem Autor die Zeiten vermischt, d.h. er schafft sein eigenes zeitgenössisches Lügenmärchen, indem er Attribute der sowjetischen Gegenwart mit einbringt. Der Film löste unter den Kritikern einen Sturm ideologischer Kollisionen aus. Auf der Sitzung des Filmministeriums wurde einerseits beantragt, dem Regisseur sein Filmhandwerk zu verbieten und das Negativ des Films zu vernichten. Andererseits bekam der Film höchstes Lob. In der Presse wurde in vielen Artikeln dem Regisseur Verrat am Volk, an der Geschichte, an der sowjetischen Weltraumfahrt vorgeworfen, andere wiederum bezichtigten ihn des Nationalismus. Der Regisseur wies beides empört von sich. weitere Informationen s. Bibliothek: Filmmappe NEBYWALTSCHINA
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
Klassifikation(en)
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