Object numberTMIN_2003-2004 Düsseldorf30
Sylvia
Bearbeitung
John Neumeier
(geboren 1942)
Musik
Léo Delibes
(1836 - 1891)
Vorlage von
Torquato Tasso
(1544 - 1595)
Theater
Düsseldorfer Schauspielhaus
(gegründet 1951)
Choreograph*in
John Neumeier
(geboren 1942)
Bühnenbild
Yannis Kokkos
Kostüm
Yannis Kokkos
Date20.032004 (2003/2004)
DescriptionInhalt: Das Ballet basiert auf einem Gedicht von Torquato Tasso.
Aminta, ein Schäfer, gerade der Pubertät entwachsen, kehrt an den gleichen Ort zurück, an dem er die schöne Jägerin schon einmal gesehen hat. Er hat sich heftig in sie verliebt - ohne zu bedenken, dass Nymphen keine menschlichen Wesen sind. Sylvia, das Objekt seiner heimlichen Sehnsucht, ist eine Waldnymphe im Dienste der Göttin Diana, die außerdem noch Keuschheit gelobt hat.
Aminta will die liebliche Jägerin unbedingt näher kennen lernen und erfleht zu Füßen der Statue Cupidos Hilfe. Sogleich wird er erhört, denn aus der Nähe ertönt der Ruf von Jagdhörnen, und eine Schar wilder Mädchen stürmt auf die Lichtung. Der Sterbliche verliert vor so viel Unbändigkeit die Courage und versteckt sich hinter der Statue. Seine Liebste ist dabei - von allen ist sie die Schönste - aber die Damen scheinen mit der Liebe nicht allzu viel im Sinn zu haben, denn sie preisen das Jagdglück und lassen die Statue Cupidos völlig unbeachtet.
Ausgelassen tanzen sie miteinander und legen sich dann ermüdet ins Moos. Die liebliche Sylvia hebt das Jagdkleid und nimmt in der Quelle ein Fußbad. Insgesamt sind es vier Augen, welche die traumhafte Szenerie im Mondschein beobachten. Der Wüstling Orion ist nämlich in der Nähe und hat vom hohen Felsen die Jagdgesellschaft erspäht.
Eine der Nymphen stolpert über des Schafhirten Umhang, den dieser achtlos herumliegen und vergessen hat. Die keuschen Kreaturen sind entsetzt und halten Umschau nach dem unwillkommenen Eindringling. Hinter der Statue wird er hervorgezogen und vor Sylvia gebracht, welche unheilverkündend die Stirne runzelt. Aminta hat sein Schicksal akzeptiert und möchte Syvia nur noch erklären, dass er sie mehr liebt als sein Leben. Solche Sprüche machen Eindruck auf eine Frau, und mit dem Bogen, der auf den Reumütigen gerichtet war, macht Sylvia abrupt eine Kehrtwendung und zielt auf die Statue des Liebesgottes. Diesen Frevel kann Aminta nicht zulassen, wirft sich zwischen den Todesschützen und die Skulptur und sackt, vom tödlichen Pfeil ins Herz getroffen, zusammen.
Etwas Unerwartetes geschieht! Die Statue wird plötzlich lebendig, greift nach dem eigenen Bogen, und der goldene Pfeil fällt zu Füßen Sylvias nieder. Die Kaltherzige ergreift den Liebespfeil, steckt ihn in den Köcher zu den anderen und verlässt mit ihren Mädchen den Schauplatz des schrecklichen Geschehens.
Der Tag bricht an, und wie gewohnt nähern sich in einer Prozession Traubenpflücker und Schafhirten, um dem Tempel und dem geflügelten Gott ihre Ehrerbietung zu erweisen. Orion, der schwarze Jäger, die Geißel von Wald und Flur, nähert sich ebenfalls, um den Schauplatz des nächtlichen Dramas zu inspizieren. Befriedigt stellt er fest, dass seinem Rivalen das Rendezvous mit der Nymphe nicht gut bekommen ist. Diese selbst erinnert sich ebenfalls des hübschen Schäfers, und, der Zauberkraft von Cupidos Liebespfeil ausgesetzt, eilt sie heran und beugt sich zu ihm nieder, um zu prüfen, ob nicht doch noch ein Lebensfunken im Körper des Bedauernswerten zurückgeblieben ist. Den wilden Jäger hatte die Heranhastende nicht bemerkt. Gerade will sie mit der Mund-zu-Mund-Beatmung beginnen, als Orion über sie herfällt und sie trotz heftiger Gegenwehr wie ein Bündel Getreide davonträgt.
Die Szene ist nicht unbeobachtet geblieben. Erntehelfer und Schäfer eilen herbei - mit ihnen ein unbekannter Alter -, um zu sehen, ob Rettung noch möglich ist. Der unbekannte Arzt ist in seiner Kunst wirklich bewandert. Er legt dem Kleinen eine Rose auf den Mund, und schon beginnt er wieder zu atmen und fordert Auskunft, was passiert sei. Der unbekannte Magier war Cupido selbst, der die mutige Tat seines Schützlings positiv registrierte und ihn nun nicht im Stich lässt. Unbemerkt hat er seinen Umhang abgeworfen und den gewohnten Platz auf dem Sockel als Statue wieder eingenommen.
Am Klang des Waldhorns hört man, welche Richtung Orion mit seiner Beute eingenommen hat. Aminta wird die Verfolgung aufnehmen, um die liebliche Sylvia aus den Fängen des wilden Jägers zu befreien.
Sylvia liegt bewusstlos in Orions Höhle, während der schwarze Jägersmann leidenschaftlich zu ihr hinüberstarrt. An Flucht ist nicht zu denken, und so macht die aus der Ohnmacht Erwachte gute Miene zum bösen Spiel. Die leckere Mahlzeit, die Orion ihr vorsetzt, verschmäht sie nicht, und Orion malt sich aus, dass anschließend der Tisch auch für ihn gedeckt sein wird. Um seinem Gast den Aufenthalt in seinem geräumigren Unterschlupf angenehm zu machen, beordert er zwei kleine äthiopische Sklaven, nach dem Mahl für die liebliche Sylvia zu tanzen.
Orion weiß natürlich, dass eine Nymphe der Diana Zeit braucht, um ihrer Keuschheit adieu zu sagen. Deshalb drängt er sie auch nicht. Sylvia wird sogar anspruchsvoll und möchte nicht jeden Tag Milch oder Quellwasser trinken. Ihr steht der Sinn nach Rotwein. Den beiden äthiopischen Sklaven zeigt sie, wie man die zermatschten Trauben zu Saft macht und diesen in eine Amphore füllt. Durch inständiges Bitten wird mit Hilfe der Götter der Gärungsprozess beschleunigt.
Zu viert feiert man ein kleines Gelage, und Sylvia legt mit den beiden Sklaven einen bacchanitischen Tanz hin. Orions Begehren wird angestachelt, sinkt aber im Vollrausch handlungsunfähig ermüdet aufs Bärenfell.
Nun versucht Sylvia, den Felsen, der den Eingang verschließt, zur Seite zurücken, was ihr aus eigener Kraft nicht gelingt. Die Göttin Diana hat den Raub ihrer Nymphe offenbar nicht mitbekommen, denn die Olympierin tut nichts, um ihrer Jagdgefährtin zu helfen. Cupido zeigt sich jedoch auf ihre Bitten erneut von seiner Schokoladenseite und hebt die Naturgesetze vorübergehend auf. Die störenden Wände des Gefängnisses verschwinden auf magische Weise, und die Waldnymphe hört ihre Gefährtinnen, die mit Blechbläsermusik den Tagesablauf gestalten. Sylvia erfährt, dass Aminta lebt und sich auf der Suche nach ihr befindet.
Am Meeresstand gelegen und von einer gewaltigen Eiche überschattet, gilt der Tempel der Göttin Diana als architektonisches Kleinod. Es wird Erntefest gefeiert, und um den Göttern nahe zu sein, haben sich die Menschen mythologisch maskiert. Sogar Bacchus' kleiner Bollerwagen, mit übermütigem Volk beladen, rattert an der Uferpromenade auf und ab.
Es nähert sich ein Boot, von einem jungen Piraten gesteuert, der offenbar Mädchen eingefangen hat. Pantomimisch demonstriert ein Sklave die Zerrissenheit eines jungen Menschen, der zwischen der Erwartung neuer Erlebnisse und der Erinnerung an die alten zu wählen hat. Doch Aminta, dem der Tanz galt, ist unbeeindruckt und auch die angereisten Mädchen können seinen Trübsinn nicht verscheuchen. Doch von einer Holden kann der unglücklich verliebte Schäfer den Blick nicht abwenden und der Anführer, wieder Cupido, spannt den armen Hirten nicht länger auf die Folter. Der Liebesgott zieht den Schleier weg und alle erkennen Sylvia. Amintas Freude ist unbeschreiblich, zumal die Nymphe sich nicht mehr spröde verhält.
Orion hatte schon immer ein wachsames Auge. Um seinen Rivalen zu liquidieren, hat er eine Axt mitgebracht. Sylvia beeilt sich, den schützenden Tempel der Göttin aufzusuchen. Die Tempelpforten knallen unwiderruflich zu! Der schurkische Orion sieht das Objekt seiner Begierde entschwinden, lässt von seinem Rivalen ab und nimmt die Verfolgung der Nymphe auf. Wütend schlägt er dreimal mit dem Axt gegen die Pforte. Nun greift Diana ein: ein gezielter Schuss zwischen die Nieren verhindert die geplante Tempelschändung.
Die Göttin ist erzürnt - eigentlich ereignet sich das regelmäßig - denn immer wieder gilt es, Gefährtinnen zu bestrafen, die sich in Liebe einem Mann zuzuwenden, obwohl sie es ausdrücklich verboten hat. Wie soll die Herrin ihr Gefolge in Zucht und Vollständigkeit beisammenhalten, wenn den Mädchen der Sinn nach Zweisamkeit mit einem Menschenwesen steht. Sylvia nützt es nichts, wenn sie ihre Verstrickung auf Cupidos Liebespfeil abschiebt oder Aminta die Strafe der Göttin stellvertretend für die geliebte Nymphe auf sich nehmen will.
Wiederum ist es Cupido, der es geschickt versteht, Dianas Emotionen zu neutralisieren. In einer Wolke beschwört er die Erscheinung des schlafenden Endymion, dem Diana einst in Liebesglut zugetan war. Cupido wirft seinen Piratenumhang ab und gibt sich als Olympier zu erkennen. Diana befürchtet nun, dass ihre Geheimnisse von ihm vor den Menschen ausgewalzt werden könnten. Ernsthaft miteinander anlegen wollen sich die beiden Schützen auch nicht und so besinnt die Göttin sich auf ihr gutes Herz. In gegenseitigem Einverständnis entlässt sie Sylvia aus ihren Diensten, damit die Törichte mit Aminta glücklich werden kann.
Quelle: http://www.schwanensee.info/ [Stand: Februar 2008]
ClassificationsInszenierung
Spielstätte
KlassifizierungBallett
KlassifizierungNeuinszenierung
Institution
Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Department
TM Inszenierung